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Lücken bei psychischer Versorgung Jugendlicher in Österreich

Eine Befragung ergab, dass es große Versorgungslücken bei psychischen Krankheiten Jugendlicher gibt.
Eine Befragung ergab, dass es große Versorgungslücken bei psychischen Krankheiten Jugendlicher gibt. ©pixabay.com (Themenbild)
Die psychische Betreuung Minderjähriger in Österreich, weist große Versorgungslücken auf. Dies ergab ein Bericht zur Lage der Kinder- und Jugendgesundheit.

Obwohl rund ein Drittel der Kinder und Jugendlichen im Laufe des Aufwachsens an einer psychischen Problematik leidet und bei 20 Prozent dringender Handlungsbedarf gegeben sei, gebe es noch immer große Versorgungslücken. Dies geht aus dem neunten Bericht zur Lage der Kinder- und Jugendgesundheit in Österreich hervor, der am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien präsentiert wurde.

“Psychische Gesundheit ist wie die Sonne in uns, doch viele Kinder spüren sie zu wenig”, meinte der Psychologe und Geschäftsführer des Vorarlberger Kinderdorfs, Christoph Hackspiel. Er bemängelte, dass die Chancengleichheit für viele Buben und Mädchen nicht gegeben sei. Armut mache krank, dennoch würde zu wenig dagegen unternommen. “Die Kürzung der Mindestsicherung ist widersinnig und wird uns noch viele Probleme bereiten.” Zudem fühle man sich bei Entscheidungsprozessen durch die Bundesregierung ausgeschlossen.

Enttabuisierung psychischer Krankheiten fehlt

Laut der klinischen Psychologin Caroline Culen hapert es nicht an der Diagnose der diversen psychischen Probleme, sondern an einer leistbaren, kassenfinanzierten Therapie sowie einer begleitenden Unterstützung für die Familien. Zudem müsse es zu einer Enttabuisierung psychischer Krankheiten kommen.

Wie Christian Kienbacher, ärztlicher Leiter des Ambulatoriums für Kinder- und Jugendpsychiatrie SOS-Kinderdorf Wien, ausführte, sei durch den Ausbau der Kinderpsychiatrie in den vergangenen zehn Jahren die Versorgung von einem sehr niedrigen auf ein niedriges Niveau angehoben worden. “Dies hätte vor zehn, 20 Jahren noch Genüge getan, aber mittlerweile hat sich die Gesellschaft massiv geändert.” Der größere soziale Stress, die sozialen Medien, mehr armutsgefährdete Familien, all dies habe einen entsprechenden Niederschlag auf die psychische Gesundheit. “Gewalt und Mobbing nehmen zu, nicht nur in der Frequenz, sondern auch in der Ausformung.”

Kürzung der Mindestsicherung kann zu weiteren psychologischen Belastungen führen

Zehn bis 15 Prozent hätten keinen Bildungsabschluss, mit entsprechenden Folgen: Laut einem Rechnungshofbericht kostet ein 15-Jähriger, der frustriert die Schule schmeißt und sich auch nicht in die Arbeitswelt integriert, dem Staat im Laufe seines Lebens zwei Millionen Euro. Würde man hingegen für jeden der 10.000 Psychotherapeuten fünf Stunden pro Woche je 60 Euro finanzieren, könnte man vieles auffangen, betonte Culen.

(APA/Red)

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