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Lüsterne Nasen und emsige Bauern

Frastanz - Die einstige Tabakpflanzer-Gemeinde Frastanz lässt alte Zeiten Revue passieren.

Wer früher etwas auf sich hielt, schnupfte reichlich Tabak. Das verdeutlicht die Ausstellung „Sehnsucht nach der lüsternen Nase“, die ab heute im Frastanzer Feuerwehrhaus gezeigt wird. Die nunmehr sechste Themenschau, welche von der einstigen Tabakpflanzer-Gemeinde in Zusammenarbeit mit der JTI Tabaksammlung Wien organisiert wurde, bietet einen Querschnitt durch die Schnupfkultur des 18. und 19. Jahrhunderts. Zu sehen sind unter anderem prunkvolle Schnupftabakdosen aus dem Besitz des österreichischen Kaiserhofes und aus der legendären Sammlung Friedrichs des Großen. „Der Preußenkönig“, erzählt die Wiener Kuratorin Sabine Fellner, „war einer der leidenschaftlichsten Schnupfer seiner Zeit.“ In der Schlacht von Kunersdorf soll ihn sein Laster sogar vor dem Tod bewahrt haben. Eine feindliche Kugel blieb nämlich in seiner Schnupftabakdose stecken.

„Tabacco di Frastanza“

Neben der aktuellen Sonderschau dokumentiert die seit 2002 im Rathaus beheimatete Dauerausstellung vor allem die lokale Tabakgeschichte – und erinnert damit an die große Zeit, als würziger „Tubackh“ aus Frastanz noch Raucher in Frankreich und Italien erfreute. Um das Jahr 1700 beschlossen einige Landwirte in Frastanz ihr kärgliches Einkommen durch den Anbau von Tabakpflanzen aus dem Elsass aufzufetten. Schon bald hatten sie den Dreh heraus. „Die Pflanzen gediehen prächtig und wurden bis nach Straßburg und Mailand transportiert, wo sie als „Tabacco di Frastanza“ und „Tabacco di Mariexa“ gehandelt wurden“, erzählt Kulturausschuss-Obmann und Gemeindearchivar Thomas Welte. Angebaut wurde der Tabak hauptsächlich in den Parzellen Hofen, Einlis, Mariex und Amerlügen. In der Blütezeit, Mitte des 18. Jahrhunderts, konnten die Landwirte mehrere Hundert Zentner des gewinnbringenden Krauts ernten.

Finanzer aus dem Dorf gejagt

Um 1828 pfuschte allerdings der Kaiser den emsigenBauern ins Handwerk. Per Verordnung mussten die Frastanzer die Tabakverarbeitung einstellen. Unter Strafandrohung durften sie nur noch Tabakblätter abliefern. Die mühsame Arbeit lohnte sich einfach nicht mehr und der Tabakanbau wurde nach und nach eingestellt. Nur einmal noch, im Revolutionsjahr 1848, flackerte der Widerstand der Frastanzer Bauern gegen die Reglementierung von oben auf, wie Gemeindearchivar Welte weiß. „Männer der Feldkircher Finanzwachkommission, die den Tabakanbau kontrollieren wollten, wurden von einer aufgebrachten Menge kurzerhand aus dem Dorf vertrieben.“ Schlussendlich zogen die Bauern allerdings den Kürzeren, da eigens einquartierte Militärtruppen fortan nach dem Rechten schauten. Als Reminiszenz an die bewegte Vergangenheit pflanzt die Gemeinde seit 2002 Tabakpflanzen vor dem Rathaus an. Und diese gedeihen auch heuer wieder prächtig.

(VN)

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