Das “Forum Wissenschaft & Umwelt” hat am Dienstag seine Bedenken gegen das Großprojekt Lobautunnel präsentiert. “Wien ist eindeutig der Verlierer”, stellte Verkehrsexperte Hermann Knoflacher fest. Der Tunnel hätte wirtschaftliche, ökologische und soziale Nachteile, ist er überzeugt. Knoflacher, Verkehrsplaner an der Technischen Universität Wien, war an der Erstellung der Studie für die Stadt Wien beteiligt, die Alternativen zum Tunnel prüfen sollte. Die Untersuchung, die Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) Ende Jänner präsentierte, spricht sich klar gegen den Bau des Lobautunnels aus.
Lobautunnel ist “Idee des vorigen Jahrhunderts”
“Der Lobautunnel ist eine Idee aus den 70er-Jahren des vorigen Jahrhunderts, beruht auf falschen und längst von der Wirklichkeit überholten Annahmen und ist daher nicht mehr zeitgemäß”, fasste Knoflacher die Ergebnisse der Studie zusammen. Der Tunnel würde deutlich mehr Autoverkehr schaffen, was die CO2-Emissionen stark erhöhen würde. Außerdem würde der Standort Wien geschwächt werden, da die Stadtentwicklung ins Umland laufen würde, so Knoflacher. “Wenn man Wien schaden wollte, wäre der Lobautunnel eine wirksame Maßnahme”, warnte er.
Mehr Verkehr durch Lobautunnel
Er fordere von den politischen Entscheidungsträgern, die Stadt Wien “vor Schaden zu schützen”. Es sei eine “völlig naive Erwartung, dass man glaubt, der Lobautunnel würde eine Entlastung bringen. Im Gegenteil, der wird ja angefahren”, argumentierte Knoflacher. Er sei schon in den 1970er-Jahren zu dem Schluss gekommen, dass es zu viele Straßen gebe. “Schnelle Fahrbahnen dienen immer den Konzernen.” Knoflacher plädiert stattdessen für die Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung auf die ganze Stadt und den Ausbau des öffentlichen Verkehrs.
2 Milliarden Euro an Kosten
Das Forum hegt auch Zweifel an der Wirtschaftlichkeit des Tunnels. “Das Verkehrsministerium ist zugleich Antragsteller, Sachverständiger und Entscheider – eine bedenkliche Dreifachrolle”, kritisierte Rechtsanwalt Josef Unterweger. Weder die Wirtschaftlichkeit noch Alternativen seien vom Gericht geprüft worden. “Die Kriterien für die Bewilligung eines zwei Milliarden teuren Projekts erscheinen nicht allzu hoch”, meinte Unterweger.
Gegen die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts, das Ende Mai grünes Licht für den Bau des Tunnels gegeben hatte, könnten noch Rechtsmittel eingelegt werden. Möglich wäre eine Beschwerde beim Verfassungsgerichtshof oder eine Revision beim Verwaltungsgerichtshof, so Unterweger. Die Umweltorganisation Virus hat bereits angekündigt, diesen Weg gehen zu wollen.
(APA/red)
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