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160,7 Millionen Euro: Hypo Vorarlberg mit Rekordergebnis 2022

©VOL.AT/Mayer, Hypo Vorarlberg/www.fasching.photo
Mirjam Mayer (VOL.AT) mirjam.mayer@russmedia.com
Trotz Herausforderungen weist die Hypo Vorarlberg im Geschäftsjahr 2022 ein starkes Ergebnis aus. VOL.AT berichtete live von der Pressekonferenz.

Nach dem Pandemiejahr 2020 konnte die Hypo Vorarlberg im Jahr 2021 wieder stark zulegen und an das Vor-Corona-Niveau anschließen. Am Donnerstag wurde das vorläufige Jahresergebnis für 2022 vorgestellt.

Die Vorstandsmitglieder Amann, Haller und Hämmerle präsentierten gemeinsam das Jahresergebnis 2022. ©VOL.AT/Mayer

Rekordergebnis von 160,7 Mio. Euro

Die vielfältigen Herausforderungen des Geschäftsjahrs 2022 habe man sehr erfolgreich gemeistert, so die Hypo Vorarlberg. Im Konzern konnte das IFRS-Ergebnis vor Steuern von 93,7 Mio. im Jahr 2021 auf 160,7 Mio. Euro gesteigert werden. Laut dem Vorstand handelt es sich hierbei um ein starkes Ergebnis, sowie einen neuen Rekord. Für die Hypo ist es das erste Rekordergebnis seit 2012. Ausschlaggebend waren neben dem starken Kundengeschäft auch der rückläufige Risikovorsorgebedarf sowie positive Bewertungseffekte.

Man verfolge die richtige Strategie, insbesondere in herausfordernden Zeiten, so Haller. ©VOL.AT/Mayer

"Die richtige Strategie"

Die Geschäftsentwicklung zeige deutlich, dass die Hypo die Bank für die Unternehmer im Land sei, so Vorstandsvorsitzender Michel Haller am Donnerstag. "Wir bewegen uns zudem nur in jenen Märkten, in denen wir uns auskennen und verfolgen damit die richtige Strategie, insbesondere auch in herausfordernden Zeiten", berichtet Haller. Dafür benötige man derzeit personelle Verstärkung: österreichweit werden über 50 Mitarbeitende gesucht.

Eigenmittel gestärkt, Bilanzsumme leicht gesunken

Das Jahr 2022 war neben dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine durch massive Preissteigerungen, Sorgen vor Ressourcen- und Energieengpässen sowie wirtschaftliche Unsicherheiten und Zinserhöhungen gekennzeichnet. Daher ist es für den Vorstand erfreulich, dass sich das solide, risikobewusste Geschäftsmodell in diesem Umfeld einmal mehr bewährt hat. Auch die Eigenmittel konnten weiter gestärkt werden: Die gesamte Eigenmittelquote im Konzern stieg von 18,65 auf 19,51 Prozent. Die Bilanzsumme sank leicht und lag per 31.12. bei 15,3 Mrd. Euro (2021: 15,6 Mrd. Euro).

Es gab eine hohe Kreditnachfrage bei Unternehmenskunden und einen deutlichen Rückgang im Privatkundenbereich. ©Symbolbild: APA/Barbara Gindl

Weniger Kredite für Private

Die wirtschaftliche Entwicklung in den Kernmärkten der Bank war 2022 trotz zahlreicher Unwägbarkeiten positiv. Dies stelle sich in einer anhaltend hohen Kreditnachfrage bei den Unternehmenskunden dar. "Rund 10.000 Unternehmen – von KMU bis hin zu international tätigen Konzernen – zählen zu unseren Kunden", erklärt Vorstand Wilfried Amann. "Als zuverlässiger Bankpartner begleiten wir sie dabei mit individuellen Lösungen – gerade in herausfordernden Zeiten."

Anders sehe dies im Privatkundenbereich aus: Bei der Vergabe von Immobilienkrediten war ein deutlicher Rückgang zum Vorjahr bemerkbar. Die Gründe sieht man in der seit dem Sommer 2022 gültige Verordnung der Finanzmarktaufsicht, den steigenden Zinsen und dem unsicheren Umfeld. Banken sind nun dazu verpflichtet, strengere Anforderungen mit Blick auf Eigenmittel, Laufzeit, Beleihungs- und Schuldendienstquote etc. umzusetzen. Insgesamt konnten 2022 trotzdem 1.750 Wohnträume erfüllt werden. Die gesamten Forderungen an Kunden und Kreditinstitute betrugen Ende 2022 11,1 Mrd. Euro (2021: 10,7 Mrd.), davon entfallen 65 Prozent auf Unternehmen und 24 Prozent auf private Haushalte.

Wilfried Amann ging näher auf die Thematik der Kredite ein. ©VOL.AT/Mayer

Steigende Zinsen führen zu Neugeldzuflüssen

Im Anlagengeschäft stand im vergangenen Jahr ebenfalls die Zinswende im Mittelpunkt. Nach jahrelanger Nullzinspolitik hat die EZB die Leitzinsen ab Sommer 2022 schrittweise erhöht. Durch die steigenden Zinsen ist die Hypo Vorarlberg wieder verstärkt als Emittent von eigenen Anleihen auf dem Markt aufgetreten. Die starke Nachfrage zeige das hohe Vertrauen der Investoren in die Bank. Auch bei gebundenen Einlagen profitieren die Kunden wieder von höheren Zinssätzen. Die Entwicklung des Einlagevolumens zeigt ebenfalls, dass Anleger Wert auf Sicherheit legen. "Mit Blick auf Bankenpleiten bzw. die Schieflage internationaler Kreditinstitute sind regionale Banken wie die Hypo Vorarlberg ein Garant für Stabilität", so Amann.

Die Entwicklung im Wertpapier-Anlagegeschäft verlief 2022 trotz turbulenter Börsen positiv. Beim Depotvolumen verzeichnete die Bank Nettozuflüsse von 210 Mio. Euro, auch die sehr erfolgreichen hauseigenen Produkte des Asset-Managements haben zugelegt. Die Mandatszahlen der eigenen Vermögensverwaltung entwickelten sich ebenfalls gut: Insgesamt wurden mit Stichtag 31. Dezember 2022 2.461 Mandate verwaltet.

Die Hypo Vorarlberg will mit persönlicher Beratung vor Ort punkten. ©Symbolbild: Canva Pro

Persönliche Beratung vor Ort

Im operativen Geschäft sieht der Vorstand zu Beginn des Jahres 2023 einen ungebrochen hohen Zuspruch der Kunden. Auch in Zukunft will man mit persönlicher Beratung an den Standorten punkten. "Der persönliche Kontakt ist weiterhin gefragt, gerade wenn es um große Entscheidungen wie Immobilienfinanzierung oder die Vermögensanlage geht", erklärt Amann. Daher setzt der Vorstand auf eine Bündelung des Know-hows in Kompetenz-Centern.

Standort Salzburg etabliert

Schon seit vielen Jahren wird ein bedachter Wachstumskurs außerhalb Vorarlbergs verfolgt. Als logische Konsequenz wurde das Team am 2021 eröffneten Filialstandort Salzburg sukzessive ausgebaut. Als unternehmerische Bank mit grenzüberschreitendem Know-how und Standorten im In- und Ausland habe man gute Möglichkeiten. Der neue Standort wurde im Markt sehr positiv aufgenommen, so der Vorstand. Zahlreiche Geschäftsabschlüsse sind bereits erfolgt, sodass die Filiale schon nach dem ersten vollen Jahr einen positiven Ergebnisbeitrag erzielen konnte.

Die IT werde in Zukunft noch einen größeren Einfluss auf das Bankgeschäft haben, ist sich Hämmerle sicher. ©VOL.AT/Mayer

Strategie konsequent weiterverfolgt

Ihre Strategie mit den Schwerpunkten Digitalisierung von Dienstleistungen hat die Bank weiter vorangetrieben. "Die IT wird in Zukunft einen noch größeren Einfluss auf das Bankgeschäft haben", erläutert Vorstand Philipp Hämmerle. Man habe bereits 2021 eine neue IT-Strategie erarbeitet, um Dienstleistungen und Prozesse noch mehr zu digitalisieren. "Zudem setzen wir auf eine starke Zusammenarbeit mit externen Partnern wie die FH Vorarlberg", verdeutlicht Hämmerle. Das höchste Gut von Banken sei Vertrauen. "Früher ging es dabei um Geld, heute stehen die Daten unserer Kunden im Vordergrund. Daher investieren wir weitreichend in IT-Sicherheit bzw. Cyber Resilience, um hier gut gerüstet zu sein", so der Vorstand. Durch die verstärkte Digitalisierung werden im IT-Bereich zusätzliche Mitarbeiter gesucht.

Erste Green Bond Emission

"Wir sehen Nachhaltigkeit als klare Chance und Auftrag, nicht nur als Erfüllung der Regulatorik", erklärt Hämmerle. Daher baut auch die Bank ihre Produktpalette kontinuierlich aus: Im Anlagebereich wurden 2022 erstmals ein Green Bond für private Investoren begeben, 2023 folgte eine weitere Emission für Institutionelle. Dieser Bond war fast doppelt überzeichnet, was die anhaltend hohe Nachfrage nach grünen Anlageformen zeigt. Ein Green Bond ist eine Anleihe, bei der sich die Bank verpflichtet, das eingesammelte Kapital für die Finanzierung bzw. Refinanzierung von Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen einzusetzen (nachhaltige Immobilienprojekte).

Das Interesse an grünen Anlagen steigt. ©Symbolbild: Canva Pro

Vorteilhaft ist dabei, dass in Vorarlberg bzw. Österreich besonders energieeffiziente Gebäude gebaut werden. Der Hypo Vorarlberg Konzern finanziert weiters Projekte zur nachhaltigen Energiegewinnung wie z.B. Kraftwerke, die sich auf Wind-/Wasserkraft, Photovoltaik oder Biomasse stützen. Ende 2022 betrug das Finanzierungsvolumen für diese Projekte im Konzern ca. 127,3 Mio. Euro. In privaten Neubauten wird stark auf Wärmepumpen, PV- oder Solaranlagen gesetzt. Es wird laufend daran gearbeitet, die neuen regulatorischen Anforderungen aus dem Bereich der Nachhaltigkeit in das Kerngeschäft sowie das Risikomanagement der Bank zu integrieren. Darüber hinaus werden die Nachhaltigkeitsrichtlinien sowohl im Kredit- als auch im Anlagegeschäft weiterentwickelt.

Ausblick auf 2023

Die Herausforderungen 2023 für die Wirtschaft sind laut der Hypo Vorarlberg hoch: Die größten Unsicherheitsfaktoren seien der anhaltende Krieg in der Ukraine, Preissteigerungen bei Rohstoffen und Lieferengpässe, Risiken in der Energieversorgung sowie die hohe Inflation und die weitere Zinsentwicklung. Die Auswirkungen dieser Faktoren auf die Entwicklung der heimischen Wirtschaft sind aus heutiger Sicht schwer einschätzbar. Mit Blick auf die gestiegenen Energiepreise sowie neue Anforderungen aus der Politik werden weiterhin verstärkte Investitionen der Kunden im Bereich Nachhaltigkeit bzw. erneuerbare Energien erwartet.

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(VOL.AT)

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