Trotz des Titels spielte sich die Klangwolke heuer aber weniger auf als viel mehr über dem Wasser ab. Lichtstrahlen durchschnitten den Luftraum über dem Fluss in unzählige Karos oder schossen in unendliche Weiten. Schon vor dem eigentlichen Beginn schwärmten 100 Drohnen vom Ufer in 30 Meter Höhe aus. Die mit LEDs bestückten Flugobjekte tanzten nach einer Komposition des Linzer Sam Auinger sieben Minuten am Himmel. Die Europapremiere Spaxels über Linz glückte, sie war zugleich ein Geburtstagsgeschenk des Ars Electronica Centers an die Johannes Kepler Universität (JKU).
Die Hochschule feiert heuer ihr 50-jähriges Bestehen, womit sich das Thema der Klangwolke erklärt. Tatsächlich stand das Werk von Vanasco ganz im Zeichen der Linzer Uni, spannte dabei aber auch den Bogen weiter vom Revolutionsjahr 1848 über die gewaltsame Niederschlagung der ursprünglich studentischen Tian’anmen-Bewegung 1989 bis zur heutigen Situation in der Türkei. Die Ernsthaftigkeit des Themas versprach der Regisseur niederschwellig, verständlich und spektakulär zu inszenieren. Die Musik von FM Einheit, dem ehemaligen Mitglied von Einstürzende Neubauten, sollte auch gefällig, “poppig” werden.
Diese Vorsätze wurden in dem einstündigen Licht- und Feuer-Spektakel eingehalten. Gegliedert in vier Akte wurde vor allem ein halbes Jahrhundert Kepler Uni im Zeitraffer dargestellt. Im Prolog traten zwei Ruder-Achter aus Linz gegen zwei aus Wien an – eine Reminiszenz an das Oxford-Cambridge-Boat-Race. Danach wurde auf drei großen Videowalls, eine davon auf einem Schiff, Ausschnitte aus der Gründungsrede des seinerzeitigen oö. Landeshauptmann Heinrich Gleißner eingeblendet. “Die Hochschule ist unbestritten unser liebstes Kind vom Land und von der Stadt”. Sie reiche den “Professoren zur Ehre, der Jugend zum Heile und unserem Vaterland zur Ehre”.
Denn “alles Leiden kommt aus Nichtwissen”, der Spruch von Dalai Lama führte im zweiten Akt weg von der JKU und hin zur Wissenschaft und ihren Visionen, bevor im vierten Akt wieder der Kreis zur Linzer Uni geschlossen wurde. Es folgte ein Ode an den Namensgeber Johannes Kepler. Ein Himmel voller Sternenbilder auf den Videowalls und Tänzer, die auf Anhängern von drei Lastwagen am Horizont performten. Danach meldete sich der amtierende Rektor Meinhard Lukas zu Wort. Nicht mit einer Lobeshymne sondern mit einem Aufruf zur Solidarität mit der inhaftierten türkischen Schriftstellerin und Journalistin Asli Erdogan. “Möge ihre Poesie stärker sein als der diffuse Hass in den Palästen der Macht”. Dafür erntete er spontanen Applaus.
Aber auch die kritische Auseinandersetzung mit der Wissenschaft kam zur Sprache. In Anlehnung an Friedrich Dürrenmatts “Die Physiker” skandierten Kinder etwa: “Was einmal gedacht wurde, kann nicht mehr zurückgenommen werden”.
Doch Ende gut alles gut. Bevor das fulminante Abschlussfeuerwerk, zum Teil von Drohnen aus der Luft abgeschossen, gezündet wurde, gab es noch, wie es sich in akademischen Kreisen gehört als Geburtstagsständchen “Gaudeamus igitur”.
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