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Linhart: "Präsident muss zeigen, dass er agiert"

Michael Linhart war am Donnerstag bei "Vorarlberg LIVE".
Michael Linhart war am Donnerstag bei "Vorarlberg LIVE". ©VOL.AT
Michael Linhart, Botschafter in Paris, war am Donnerstag bei "Vorarlberg LIVE" zu Gast und sprach über die Situation vor Ort sowie Corona-Verschärfungen und Demonstrationen.

Mit eindringlichen Worten kündigte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron neue Corona-Verschärfungen an. "Wir müssen in Richtung einer Impfung aller gehen, weil das vorerst der einzige Weg zurück zu einem normalen Leben ist", bekräftigte der Staatschef Mitte Juli. Bis Ende September hat das Personal im Gesundheitsbereich nun Zeit, sich impfen zu lassen. Ansonsten drohen Strafen. Für den Eintritt in Restaurants, Bars, Einkaufszentren oder Fernzüge brauchen die Menschen in Kürze einen Gesundheitspass und damit eines der drei G – also einen Nachweis über eine Impfung, Genesung oder negativen Test. In Kinos und Theater ist das bereits der Fall. Nach der Ansprache stieg die Zahl jener, die sich zu einer Impfung angemeldeten rapide. Gleichzeitig kam es zu Demonstrationen: Allein am vergangenen Wochenende protestierten etwa 160.000 Menschen gegen die verschärften Regeln.

Herr Linhart, was passiert gerade in Frankreich?

Macrons Ansprache sei ein eindrücklicher Aufruf zum Impfen gewesen, sagt der aus Vorarlberg stammende österreichische Botschafter in Frankreich, Michael Linhart am Donnerstag bei "Vorarlberg LIVE". Dass Macron die Rede kurz vor dem Nationalfeiertag am 14. Juli hielt, habe einen gewissen Symbolcharakter; es handle sich um einen Mobilisierungsaufruf an die Bevölkerung. Die Corona-Situation in Frankreich hat sich zuletzt wie in anderen europäischen Ländern wieder verschärft. Dem Portal "Corona in Zahlen" zufolge lag die Sieben-Tages-Inzidenz in dem 67 Millionen-Einwohner-Land am Donnerstag bei rund 212. Kürzlich wurde in dem Land die Schwelle von 40 Millionen Erstimpfungen überschritten.

Proteste wären nicht ungewöhnlich

Die heftigen Proteste sind dem Diplomaten zufolge nicht unbedingt ungewöhnlich, sondern haben auch mit einer revolutionären Tradition in Frankreich zu tun. "Man geht auf die Straße, wenn man nicht einverstanden ist mit dem, was passiert, mit dem, was die Regierung beschließt." Natürlich handle es sich um ein Zeichen der Unmut. "Doch allein am Tag nach der Rede haben sich eine Million Menschen zur Impfung angemeldet." Drei Tage später gab es einen neuen Impfrekord.

Sind die Verschärfungen vergleichbar mit den 3-G-Regeln in Österreich?

Mit der Drei-G-Regel zögerte Frankreich zunächst – im Unterschied zu Österreich. Der Botschafter spricht nun von einem Strategiewechsel. "Im Frühjahr hat die Regierung noch gesagt, man könne sich den grünen Pass maximal für Reisen ins Ausland vorstellen." Diese Vorgangsweise änderte sich nun mit Macrons Fernsehappell.

Erinnerung an erste Welle

Der Botschafter verweist auch auf den allmählich startenden Wahlkampf. Im April 2022 finden die Präsidentschaftswahlen statt, danach die Parlamentswahlen. "Der Präsident muss zeigen, dass er agiert." Gleichzeitig wolle die Regierung eine Corona-Lage wie in der Vergangenheit unbedingt vermeiden. Zu Beginn der Pandemie seien die Krankenhäuser des Landes vollkommen überfüllt gewesen. Damals übernahm auch Österreich drei Patienten aus Frankreich. Linhart zufolge steckt die Dramatik während der ersten Welle noch tief in den Knochen der Franzosen und Französinnen - und in jenen ihres Präsidenten. VN-RAM

Die ganze Sendung zum Nachsehen:

VORARLBERG LIVE am Donnerstag, 29. Juli 2021
Wann: ab 17 Uhr live auf VOL.AT, VN.at und Ländle TV
Gäste: Patrik Nickel (GF Nickel Holding), Michael Linhart (Botschafter in Paris) und Joachim Mangard (VOL.AT) live vom Szene Open Air
Moderation: Gerold Riedmann (VN.at Chefredakteur)

Die Sendung "Vorarlberg LIVE" ist eine Kooperation von VOL.AT, VN.at, Ländle TV und VOL.AT TV und wird von Montag bis Freitag, ab 17 Uhr, ausgestrahlt. Mehr dazu gibt's hier.

(VOL.AT/VN)

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