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Lieber Freizeit als Zuschlag

Bregenz - Wer früher z. B. 25 oder 30 Wochenstunden arbeitete, obwohl er mit dem Arbeitgeber nur eine 20-Stunden-Teilzeit vereinbart hatte, erhielt die Mehrstunden im Verhältnis 1 : 1 abgegolten.

Seit 2008 hat er gesetzlichen Anspruch auf 25 Prozent Zuschlag auf jede über die vereinbarte Teilzeit hinaus geleistete Arbeitsstunde. Es sei denn, er kann die Mehrarbeit innert eines Vierteljahres im Verhältnis 1 : 1 als Zeitausgleich konsumieren, oder ein mit dem Arbeitgeber vereinbarter Gleitzeitvertrag sieht noch andere Möglichkeiten vor.

Wir erkundigten uns bei Arbeitgebern verschiedener Branchen mit hohem Teilzeit-Personalanteil, für welche der drei möglichen neuen Varianten der Mehrarbeitsabgeltung sie sich entschieden haben. Dr. Gerald Fleisch, Direktor der Krankenhausbetriebsgesellschaft, muss zum Beispiel für 1100 seiner insgesamt 3200 Mitarbeiter(innen) eine gesetzeskonforme Neukonstruktion austüfteln. „Wir werden das, sobald die Vorgabe des Bundesgesetzgebers in entsprechendes Landesgesetz transformiert wurde, in Absprache mit dem Betriebsrat auf eine neue Basis stellen, wobei die ungeschmälerte Sicherheit und Qualität der Patientenversorgung die Richtschnur bilden. Wir möchten dabei optimal auf Wünsche unserer MitarbeiterInnen eingehen, denn besagter Patient ist umso mehr Nutznießer, je besser diese Arbeit und Familie organisatorisch in Einklang bringen“, ist Fleisch überzeugt. Das Gros der Teilzeitkräfte in den Krankenhäusern hat Verträge im Ausmaß von 50 bis 95 Prozent einer Vollzeitanstellung.

Mehrarbeit unter Einsatz modernster EDV-Tools möglichst gar nicht entstehen lassen, wenn sie dennoch nicht vermeidbar ist, diese möglichst in Zeitausgleich abgelten, und nur wenn sich auch dies – z. B. wegen Häufung von Krankenständen – nicht organisieren lässt, Zahlen des 25-Prozent-Zuschlags: Dies ist bei der Spar Vorarlberg die nach der Gesetzesänderung eingeschlagene Strategie, wie deren Personalchef Mag. Georg Masal mitteilte. Die Handelskette Spar, deren dynamische Expansion den Personalstand in nur drei Jahren um gut 150 auf 1600 Beschäftigte klettern ließ, hat ihren Teilzeitkräfte-Anteil dennoch bei ca. 45 Prozent konstant halten können. Dieses Kontingent sei freilich unverzichtbar, da man nicht nur der Personalintensität der neuen Eurospar-Märkte Rechnung tragen, sondern z. B. auch die neuerdings verlängerten Offenhaltezeiten in den Märkten abdecken muss.

„Weder personell noch finanziell, wohl aber beim bürokratischen Aufwand deutliche Folgen“ sieht der Bregenzer Multi-Gastronom Christian Greber (Gösser, Gebhardsberg, Hohentwiel, Messe-Gastronomie, Greber Catering) durch die Neuregelung aufs Unternehmen zukommen. Greber, der im Sommer 90 Fest- und 20 Teilzeitangestellte, im Winter derer 55 plus 10 beschäftigt, ist bei 75 Prozent Frauenanteil im Arrangieren von Arbeitszeit-Kompromissen längst geübt. Eben weil hier die Familien-Kompatibilität des Jobs immer im Vordergrund stehe, gehe er davon aus, die Neuregelung „weitestgehend“ via Zeitausgleich abwickeln zu können.

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