Lustenau Kausar Matabor (22) sitzt am Tisch. Vor ihm liegt ein Stapel Zettel zur Lehrabschlussprüfung als Koch. Gegenüber von ihm sitzt Herbert Eisen (79) aus Lustenau. Er lernt mit ihm gemeinsam auf die Prüfung und überwindet mit Kausar alle sprachlichen Hürden, die sich ihm stellen. Kausar kommt nämlich aus Bangladesch. Er ist 2016 nach Österreich geflüchtet. Über Wien und Salzburg ist er schlussendlich 2017 nach Lustenau gekommen. Hier hat er seinen Platz gefunden und sogar eine Lehrstelle im Alten Gericht in Sulz.
Lernpate für Neuankömmlinge
Der Lustenauer Herbert Eisen hat sich schon bei der ersten großen Flüchtlingswelle 2015 den Menschen angenommen und ihnen die deutsche Sprache beigebracht. „Ich bin zwar kein Lehrer, aber Deutsch kann ich ihnen beibringen“, sagt Eisen. Er greift jenen, die seine Hilfe möchten, in seiner Freizeit unter die Arme. „Für mich ist es das Schönste zu sehen, wie sie sich Stück für Stück ihre eigene Existenz wieder aufbauen können.“ Damit dies gelingt, ist das Beherrschen der Sprache unabdingbar, weiß er. Er hat schon einigen Neuankömmlingen geholfen. Dabei steht er immer in engem Kontakt mit der Abteilung „Zusammen.Leben“ im Lustenauer Rathaus. „Wenn jemand Hilfe benötigt, werde ich vom Rathaus kontaktiert“.
Anderes Schriftsystem
Kausar Matabor spricht Bengalisch. Eine Sprache, die vorwiegend in Bangladesch und im indischen Bundesstaat Westbengalen gesprochen wird. Auch die Schrift ist eine eigene, die keinerlei Verbindung zum lateinischen Alphabet hat. Schwierige Voraussetzungen für Matabor, der bei seiner Ankunft in Österreich nichts verstanden hat. „Alles war komplett neu für mich. Vieles habe ich mir selbst beigebracht, doch ich brauche Herbert, um besser werden zu können“, so Matabor. Eisen bringt ihm liebevoll das Alphabet bei und beginnt von der Pike auf mit dem Volksschulstoff in Deutsch. „Das ist wichtig, damit er sinnerfassend lesen kann“, so Eisen. Allein für die Schule zu lernen sei schwierig, deshalb helfe ihm Eisen gerne.
Vom Saucier und Poissonnier
Die zwei pauken intensiv für die Lehrabschlussprüfung. Viele Stunden verbringen sie beieinander. Das schweißt zusammen. Eisen lernt ihm die Wörter, damit Matabor bei der Prüfung erkennt, um was es geht. Stück für Stück findet sich Matabor mit den Buchstaben zurecht. Dazu kommt erschwerend, dass die Fachbegriffe der internationalen Küche vorwiegend auf Französisch beschrieben sind. Denn spricht man vom Fischkoch, so ist dies der „Poissonnier“, und der „Saucier“ ist für die Saucen zuständig. „Auch ich lerne allerhand neues dazu“, fügt Eisen mit einem Schmunzeln hinzu. Die zwei sind ein gutes Team. Und so lernt nicht nur Kausar von Herbert, sondern auch umgekehrt. Eisen hört den Erzählungen von Kausar aus seiner Heimat aufmerksam zu. Und erfährt vieles von seinem Leben vor seiner Zeit in Lustenau. Vier Jahre nach seiner Ankunft in Lustenau kann Matabor mit einem Lächeln sagen: Hier fühle ich mich wohl. Er hat viele Freunde gefunden und mit Eisen einen verlässlichen Lernpaten, der ihm eine wichtige Stütze im Leben ist. Bvs
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