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Leichen auf Satellitenbildern: Massaker in Al-Faschir

Sorge um Schicksal zehntausender Menschen im sudanesischen Al-Faschir.
Sorge um Schicksal zehntausender Menschen im sudanesischen Al-Faschir. Handout / Satellite image ©2025 Vantor / AFP, Rapid Support Forces (RSF) / AFP
Satellitenaufnahmen und Zeugenaussagen deuten auf systematische Gewalt durch RSF-Miliz im Westen Sudans hin.

In der sudanesischen Stadt Al-Faschir mehren sich die Hinweise auf ein Massaker an der Zivilbevölkerung. Satellitenbilder, veröffentlicht von der US-Universität Yale, zeigen möglicherweise Leichenansammlungen in Wohngebieten, auf Universitätsgeländen und an früheren Militärstandorten. Zeitgleich berichten Geflüchtete von gezielten Tötungen und ethnisch motivierter Gewalt durch die paramilitärische Gruppe Rapid Support Forces (RSF), die die Stadt am 26. Oktober nach monatelanger Belagerung eingenommen hatte.

Satellitenbilder zeigen Hinweise auf Leichenansammlungen

Die Yale-Forscher identifizierten laut eigenen Angaben 31 Ansammlungen von objekthaften Formen, die menschlichen Körpern ähneln – allesamt aufgenommen zwischen Montag und Freitag nach der Einnahme der Stadt. Diese Funde befinden sich nicht nur an Orten, an denen man Kampfhandlungen vermuten würde, sondern auch auf zivilen Flächen. Laut der Universität geben die Aufnahmen Anlass zur Annahme, dass ein großer Teil der Bevölkerung "tot ist oder gefangen genommen wurde oder sich versteckt". Man gehe davon aus, dass die Massenmorde "weitergehen".

Zehntausende weiter in der Stadt gefangen

Nach Angaben der Vereinten Nationen konnten rund 65.000 Menschen aus der vormals etwa 260.000 Einwohner zählenden Stadt fliehen. Doch Zehntausende sind offenbar weiter in Al-Faschir eingeschlossen – ohne ausreichende Versorgung, unter ständiger Bedrohung. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) spricht von einer dramatischen Lage: Weniger Menschen als erwartet hätten den Weg ins nahe gelegene Tawila geschafft, wo die Organisation tätig ist. Die Frage sei daher: "Wo sind all die Vermissten, die bereits monatelang Hunger und Gewalt in Al-Faschir überlebt haben?", so MSF-Einsatzleiter Michel Olivier Lacharite. Die wahrscheinlichste Antwort: "Sie werden getötet, wenn sie zu fliehen versuchen."

"Sie haben meine Söhne vor meinen Augen getötet"

Besonders erschütternd sind die Aussagen von Überlebenden. Ein Mann namens Adam schilderte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, wie zwei seiner Söhne – 17 und 21 Jahre alt – vor seinen Augen erschossen wurden. Die RSF habe behauptet, sie hätten für die Armee gekämpft. Adam selbst sei geschlagen und verhört worden, nachdem man ihn später mit blutverschmierter Kleidung in der Stadt Garni festgenommen hatte. "Sie warfen mir vor, selbst gekämpft zu haben", sagte er, doch schließlich sei er freigelassen worden.

Auch die sechsfache Mutter Zahra berichtete, wie RSF-Kämpfer sie und ihre Familie auf dem Weg in die Nachbarstadt Tawila aufhielten und ihre beiden Söhne – 16 und 20 Jahre alt – mitnahmen. Nur der Jüngere sei wieder freigelassen worden. "Ich weiß nicht, ob mein Sohn Mohammed tot oder lebendig ist", sagte sie im Gespräch per Satellitentelefon mit AFP.

Ethnisch motivierte Gewalt

MSF sprach am Samstag offen von "willkürlichen und ethnisch motivierten" Gräueltaten. Die RSF, die aus der ehemaligen Dschandschawid-Miliz hervorgegangen ist, steht bereits seit Jahren wegen Menschenrechtsverletzungen unter internationaler Beobachtung. Die aktuelle Eskalation in Al-Faschir reiht sich ein in eine Serie von Gewalttaten, die seit dem Beginn des sudanesischen Bürgerkriegs zwischen der Armee und der RSF im April 2023 landesweit zu unzähligen Toten und Vertriebenen geführt haben.

Die Vereinten Nationen sowie mehrere NGOs fordern nun eine unabhängige Untersuchung der Vorfälle. Der Zugang für humanitäre Organisationen bleibt jedoch schwierig.

(VOL.AT)

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