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Lauflust – Die Behandlung von Knieschmerzen

©Lauflust Läuferblog
Im heutigen Fallbeispiel zu Läuferbeschwerden zeigen Dr. Thomas Summer (Marathonläufer und Arzt) und Johannes Riedmann (Physiotherapeut) die Behandlung eines afrikanischen Athleten, während dem letzten Höhentrainingslager in Iten/Kenia. Eine Übersicht zu den verschiedensten Beschwerdebildern von Läufern und deren Behandlungstipps ist unter marathon.vol.at zu finden. Bei mehr Interesse zu Knieschmerzen sollen zahlreiche Links im Text dazu anregen, das Thema zu vertiefen.

Nach wenigen Tagen in Iten hat sich schnell herumgesprochen, dass ein weißer Arzt und ein weißer Physiotherapeut in der Stadt sind. Während einem Laufbahntraining im Kamarinyi-Stadion spricht uns deshalb ein Läufer an und fragt, ob wir seinen Freund mal anschauen können. Er führt uns nach dem Training in die Nachbarschaft, an vielen armen Häusern und Hütten vorbei, um uns in einem kleinen Zimmer (Küche, Bade- & Schlafzimmer gleichzeitig!) Geff vor zu stellen. Geff Mengich ist ein sehr sympathischer junger Marathonläufer mit einer Bestzeit von 2:18:54. Auf seinem Pass ist er 18, in echt schätzt er sich auf 28.

Lästige Knieschmerzen

Geff gibt uns stechende Schmerzen an der Knieaußenseite an, die nur während dem Laufen auftreten. Gehen und auch verschiedene Provokationstests machen es uns nicht möglich den Schmerz zu reproduzieren. Wie bei einer Regentonne, braucht es hier also eine hohe Belastung (Lauftraining), bis das Wasser überschwappt. Niedrige Belastungen (Gehen) reichen nicht aus und wir gewinnen eine wichtige Information über den Reizungsgrad der Verletzung: Es liegt nur eine leichte Reizung der Knieaußenseite vor.

Von wo kommt die Reizung

“Die Schmerzen sind zum ersten Mal vor 4 Tagen aufgetreten und wir fragen nach Details von den Trainings dieser Zeit. Es hatte am Vortag geregnet und die Straßen waren dadurch sehr uneben geworden. Ein hartes Training auf nach außen abschüssigen Straßen kann ausreichen, um diesen Bereich des Knies zu überlasten und wir stellen die Hypothese „Läuferknie“ auf. Ähnlich wie das Reiben eines Seiles an einer Felskante, kommt es dabei zu einer Reizung des Iliotibialbandes an der Oberschenkelaußenseite. Es ist keine gefährliche Verletzung (Strukturstörung), sondern lediglich eine Trainingsüberlastung (Funktionsstörung).

Behandlungsansätze

“Da es sich in unserer Hypothese um eine Überlastungsstörung handelt, geben wir zuerst Tipps für die Entlastung. Als Sportler ist das Thema Trainingsstopp nur die letzte Möglichkeit, deshalb versuchen wir viele Ansätze, gerade eben diesen zu verhindern. Mit alternativem Ausdauertraining, Stabilisationseinheiten und Beweglichkeitseinheiten, kann er zumindest seine Trainingshäufigkeit aufrecht halten und seinen Konditionsverlust so gering wie möglich halten. Wir geben Geff einen kleinen Leitfaden für die Behandlung und empfehlen Kurzzeit-Kältereibungen (<10min), um das Abklingen der Reizung zu unterstützen. Hier bei uns könnten entzündungshemmende Salben, Ultraschallbehandlungen und Elektrotherapie unterstützen.
In der Untersuchung fallen keine Beckenfehlstellungen (>1cm) oder Beinlängendifferenzen (>1cm) auf. Muskuläre Verspannungen an der Oberschenkelaußenseite (M. vastus lateralis), im Gesäßbereich (M. glutaeus minimus) und Leistenbereich (M. tensor fascia latae) zeigen im Seitenvergleich Auffälligkeiten und werden mit Druckpunkt-Techniken (Triggerpunkt-Therapie, Massage) und Dehnungen mit behandelt. Diese Punkte können das Iliotibialband in eine Vorspannung bringen, welche das Läuferknie begünstigt.

Als ehrgeiziger Läufer will Geff natürlich keinen Trainingsstopp und wir entscheiden uns als ergänzende Maßnahme für einen Tapeverband. Wenn das Training damit eine deutliche Schmerzlinderung bringt, dann kann er weitermachen. Wenn nicht, dann fährt er wie im Leitfaden,  also mit einer Entlastung, fort und gibt während dieser Zeit dem Alternativtraining eine Chance. Mit einem semizirkulären Tapeverband am Schmerzpunkt soll er am nächsten Tag gleich einen Lauf versuchen.

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