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Laufen, solange die Füße tragen

©VMH/Bernd Hofmeister
Mit bald 85 Jahren führt Hedwig Maurer immer noch regelmäßig Wanderungen durch.

Bewegung hält jung. Ein Beispiel dafür ist Hedwig Maurer. Mit ihren bald 85 Jahren führt sie immer noch Interessierte zu den schönsten Plätzen des Landes. Morgen steht die 541. Wanderung auf dem Programm der rüstigen Dame. Sie wird ihre Gruppe von Satteins der Ill entlang nach Feldkirch führen. Die Wanderlust kann auch eine Arthrose in beiden Knien nicht bremsen. Die würde künstliche Kniegelenke brauchen, habe der Arzt gemeint. Doch Hedwig Maurer winkt resolut ab: „Ein bisschen hart muss man gegen sich selbst schon sein. Sonst kommt man nirgendwo hin.“ Außerdem sei Laufen eh das Beste. Und das will sie tun, solange sie die Füße tragen.

Penibel genau dokumentiert

Hedwig Maurer wohnt mit Blick auf die Schweizer Berge. Dort war sie auch schon. Aber am liebsten „treibt“ sie sich im Land herum. Es gibt kaum einen Flecken, den sie nicht kennt. Den Bregenzerwald ausgenommen. Der sei ein bisschen ein Stiefkind, räumt Hedi, wie sie von ihren Mitwanderern genannt wird, ein. Doch noch will sie ihre Wanderschuhe und -stöcke ohnehin nicht in die Ecke stellen. „Also könnte auch der Winkel noch dran kommen“, meint sie lachend. Die Liebe zu luftigen Höhen bekam die Halbschwester von Skilegende Hannes Schneider in die Wiege gelegt. „Ich bin ja in Stuben geboren“, sagt sie, als ob allein das schon ihre Leidenschaft erklären würde. Was sie in diesem Fall aber tut. „In den Bergen aufgewachsen“ ist bei Hedwig Maurer nämlich wortwörtlich zu nehmen. Zahlreiche Alben zeugen von noch zahlreicheren Ausflügen. Alle penibel genau dokumentiert. Ein treuer Begleiter war ihr dabei Ehemann Josef, der mittlerweile auch stolze 91 Lenze zählt. „Vor zwei Jahren ist er mit dem Rad noch bis Partenen gefahren“, erzählt die Gattin enthusiastisch. Heute zwingt ihn nachlassende Muskelkraft zur Ruhe. Dafür sind die Kinder und Enkelkinder ebenso fleißig wie die Oma in der Natur unterwegs. Was Hedwig Maurer zur Feststellung veranlasst: „Miar sind alle a klä närrsch.“

Freitag ist Wandertag

Anderen kommt das entgegen. Als sie von der Obfrau des Seniorenbundes Feldkirch 1995 gefragt wurde, ob sie eine Wandergruppe übernehmen würde, brauchte Hedi nicht lange nachzudenken. Am 22. September machte sie sich zum ersten Mal mit einer Gruppe auf den Weg. Zuerst nur alle zwei Wochen jeden Freitag. Dann erschien ihr das zu wenig. Seitdem ist jeder Freitag ein Wandertag. Die Zahl der Teilnehmer schwankt. Bei der 540. Wanderung auf den Schafberg in Gargellen gingen gerade einmal sechs Leute mit. „Den anderen scheint es wohl zu kalt gewesen zu sein“, mutmaßt sie spitzbübisch lächelnd. Dafür ist ihr Petrus hold. Mehr als zehn Regentage habe es bisher nicht gegeben. „Hüt ischt wieder Hedi-Weatter“, pflegen die Wanderfreunde zu bemerken, wenn die Sonne regelmäßig mit ihrer Führerin um die Wette strahlt. An den restlichen Tagen greift die umtriebige Seniorin gerne zu Jasskarten oder Stricknadeln. Allein letztes Jahr hat sie 87 Paar Socken gestrickt. Egal ob groß oder klein: Kinder und Enkel stehen auf Omas Socken. Und die ist schon wieder fleißig am Nadeln.

zur Person

Hedwig Maurer Geboren: 16. März 1925 in Stuben Wohnort: Feldkirch Hobbys: Wandern, Stricken, Jassen

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