Feldkirch. (etu) Menschen mit Handicap kämpfen seit Jahrzehnten um Gleichstellung … mit mäßigem Erfolg: Kieswege an Friedhöfen stellen für Rollstuhlfahrer ein Hindernis dar, behindertengerechte Toiletten im öffentlichen Raum fehlen, und jetzt im Winter werden Ampeln, die mit akustischen und taktilen Querungshilfen ausgestattet sind, häufig einfach zugeschaufelt. Und all das, obwohl 2006 eigens ein österreichweit gültiges Behindertengleichstellungsgesetz ausgearbeitet wurde, demzufolge alle Neubauten und Altgebäude binnen einer Übergangsfrist von zehn Jahren – also bis 2016 – barrierefrei zu gestalten sind.
Lastenlift und Kellerräume
Gäste des Alten Hallenbades dürfen sich in diesem Jahr über einen neuen Lastenlift (250.000 Euro) freuen. Der Transport ins Obergeschoß während der zahlreichen Events, wie poolbar-Festival oder Vereins- und Kulturveranstaltungen, war bislang nur über die Stiegen oder mithilfe eines Hubstaplers möglich. „Eine jahrelange Forderung wird damit endlich realisiert“, freut sich Feldkirchs Grünen-Obfrau Marlene Thalhammer. „Sinnvollerweise sollten aber unter dem Haus gleich auch Lagerräumlichkeiten geschaffen werden, deshalb rechnen wir bei gleichzeitigem Bau dieser Kellerräume mit 450.000 Euro.“
Im Theater am Saumarkt wurden kürzlich auch rund 10.000 Euro in einen Treppenlift investiert. „Wir haben aber leider noch keine befriedigende Lösung, was das Behinderten-WC betrifft“, meint Sabine Benzer, TaS-Geschäftsführerin. „Das ist im Saumarkt wegen zu steiler und zu schmaler Innentreppe nicht realisierbar. Wir würden uns wünschen, dass es so eine Toilette im öffentlichen Raum am Mühletorplatz gibt, weil sie auch für die anderen Einrichtungen am Mühletorplatz notwendig wäre.“
Aber nicht nur dort: Behinderungen bei Gehwegen in Nofels, nur teilweise umgesetzte Behindertenparkplätze beim Sebastianplatz (Gisingen), fehlende EURO-Schlüssel bei den Tiefgaragen am Illpark- und beim Pförtnerhaus … Die Liste ist lang. Auch die Friedhöfe hat Gabi Schenk ins Auge gefasst: „Kieswege sind mit Rollstuhl nicht befahrbar. In der Schweiz werden Matten zum Ausrollen zur Verfügung gestellt“, bemängelt sie. Schenk ist Obfrau des Stammtischs für Menschen mit Handicap und setzt sich Jahr für Jahr für Verbesserungen im Bezirk Feldkirch ein.
Initiative ergreifen
Was in der Theorie also seit gut einem Jahr gesetzlich verpflichtend ist, lässt in der Praxis oft zu wünschen übrig. Gerade Betroffene sehen das sehr kritisch. „Es wird zwar daran gearbeitet – nur deutlich zu langsam“, meint Dietmar Habisch vom Blinden- und Sehbehindertenverband Vorarlberg. Die Empfehlung der Vereine, wenn man auf Barrieren stößt: die Initiative ergreifen und die jeweiligen Unternehmen auf ihre Pflichten aufmerksam machen – oder die Angelegenheit an die Vereine für Handicap weiterleiten, die dann einen formellen Antrag stellen.
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