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Lasset uns mit Jesu ziehen

Christine Schneider und Rudolf Berchtel eröffneten die Bludescher Orgelkonzertreihe.
Christine Schneider und Rudolf Berchtel eröffneten die Bludescher Orgelkonzertreihe. ©Hronek
Rudolf Berchtel (Orgel) und Christine Schneider (Sopran) boten mitreißende Passionsmusik.

(amp) „Warum denn in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?“ fragt man sich zu Recht nach dem Auftritt der beiden heimischen Interpreten Rudolf Berchtel (Dornbirn) und Christine Schneider (Thüringen) beim Eröffnungskonzert der Bludescher Orgelkonzertreihe. Berchtel ist in der Vorarlberger Organistenszene längst etabliert. Er spielte erstmals an der historischen Bergöntzle-Orgel, war vom Instrument begeistert und ließ dieses mit allen möglichen Zungen sprechen um dessen facettenreiche Klangqualität imponierend zu demonstrieren. Christine Schneider hat neben der Opern- und Operettenbühne auch als Lied- und Oratorieninterpretin Plattform. Ihr absolut glasklarer, bis zur schlanken Höhe durchgestylter Sopran gibt ihr mitreißenden Gestaltungsspielraum vom intimen Pianissimo bis zum expressiven Fortissimo. Faszinierend auch die perfekte Deklamation, die für noch mehr interpretatorische Transparenz sorgt.

 

Barocke Liturgie

Berchtel und Schneider haben ihr Bludescher Konzertprogramm an die barocke Liturgie mit Gesängen zur Passionszeit angelehnt. Der Bergöntzle-Orgel entsprechend lehnen sich die beiden an Barock-Komponisten aus Italien, Frankreich und Spanien. Einem breit angelegten „Kyrie“ von Francois Couperin, in dem die Sopranistin den Schola-Part übernimmt, folgen Johann Sebastian Bachs „Lasset uns mit Jesu ziehen und „Ich folge dir gleichfalls“, bei denen Christine Schneider ihre Stimmqualitäten und Lockerheit erstmals eindrucksvoll demonstrieren kann. Berchtel begleitet mit spielerisch leichtem Floribus und lässt der Solistin viel gestalterischen Spielraum. Dasselbe gilt für „Ich will den Herren loben allezeit“. Faszinierend die Schlichtheit, mit der Schneider im Kontext zu den opulenten Choralvorspielen „Da Jesu an dem Kreuze stand“ und „O du Lamm Gottes unschuldig“ ihre Stimme im „Volksgesangton“ einsetzt. Fresocobaldis „Maddala alla croce“ berührt und geht tief unter die Haut.

 

Wandlungsmusik

Mit der „Toccata da sonarsi alla levatione“ spielt Berchtel die traditionell barocke Musik zur Wandlung mit Tremolat-Register. Cornetto in der rechten und Trompeten in der linken Hand kontrastieren effektvoll beim „Tiento II“ von Pablo Bruna und mit der Froberger „Toccata“ setzt Berchtel als Schlusspunkt zur Passionsmusik mit ihrer apokalyptischen Mystik in der Bludescher Pfarrkirche eine erlösende Befreiung als Pendant.  

Das nächste Konzert findet am 24. Juni um 17 Uhr mit dem Ensemble „Capella St. Nikolaus“ unter Benjamin Lack in der Bludescher St. Nikolauskirche statt.

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