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Landes-Prüfbericht sieht Missstände bei Tiroler Pflegeheim

Ein Prüfbericht des Landes Tirol sieht Missstände im Pflegeheim St. Martin in Aldrans (Bezirk Innsbruck-Land). So kam es unter der Heimleiterin zu im Pflegebereich arbeitsrechtlich unzulässigen Arbeitsmodellen mit freien Dienstnehmern sowie zu unternehmerischen Doppelgleisigkeiten des Pflegedienstleiters, berichtete die "Tiroler Tageszeitung". Der zuständige Gemeindeverband habe sich von beiden getrennt - im Falle der Heimleiterin einvernehmlich.

Der Prüfbericht empfiehlt indes zivil- und strafrechtliche Schritte. Laut dem Bericht soll die seit 2019 in St. Martin tätig gewesene Heimleiterin - es handelt sich laut "TT" um die ehemalige Innsbrucker Grünen-Vizebürgermeisterin Sonja Pitscheider (sie trat bereits 2018 aus der Partei aus, Anm.) - ein System etabliert haben, das dazu führte, dass neben den 28 fest angestellten Personen auch sechs freie Dienstnehmer und neun Pflegekräfte über eine Leasingfirma beschäftigt waren. Konstrukte, die in der Pflege rechtlich so nicht erlaubt sind. Pitscheiders Vertrag wurde bereits im heurigen September aufgelöst, hatten zuvor bereits die Tiroler "Bezirksblätter" berichtet.

Pflegedienstleiter zugleich Inhaber einer Agentur

Zudem war der einstige Pflegedienstleiter Inhaber einer Agentur, die Pflege- und Gesundheitskräfte vermittelt, was diese auch im Fall von St. Martin tat, förderte der Prüfbericht zutage. Pro geleisteter Arbeitsstunde habe der Pflegedienstleiter bis zu zwei Euro an Vermittlungsprovision erhalten. Auch zu weiteren Ungereimtheiten kam es offenbar: Ein diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger arbeitete laut dem Bericht als freier Dienstnehmer in Aldrans, zeitgleich war er allerdings noch im Altenheim Kitzbühel vollbeschäftigt.

Land sieht "Nichtbeachtung gesetzlicher Bestimmungen"

Das Land als zuständige Aufsichtsbehörde bestätigte am Mittwoch indes auf APA-Anfrage die Überprüfung "einzelner Bereiche des Wohn- und Pflegeheims" sowie den erstellten Prüfbericht. Man sprach von "aufgezeigten Mängeln und Unregelmäßigkeiten sowie die Nichtbeachtung gesetzlicher Bestimmungen", die lückenlos aufzuklären seien. Dies sei dem Gemeindeverband ebenso empfohlen worden wie "entsprechende Handlungen, etwa rechtliche Schritte", die umgehend zu setzen wären.

Bereits 2012 war es rund um das Pflegeheim zu anders gelagerten, noch schwerwiegenderen Missständen gekommen. Ein Buchhalter hatte 700.000 Euro veruntreut. Eine unabhängige Kommission stellte Kontrollversagen der Verbandsführung fest. Das führte dazu, dass der damalige Obmann des Gemeindeverbandes Haus St. Martin sowie des Sozial- und Gesundheitssprengels zurücktrat.

(APA)

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