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Lampedusa wieder leer: Nur noch 72 Flüchtlinge auf der Insel

Die süditalienische Insel Lampedusa, die in den vergangenen Wochen von tausenden tunesischen Flüchtlingen überschwemmt worden ist, kommt wieder zur Ruhe. Lediglich 72 Migranten sind noch auf der Insel, nachdem am frühen Freitag ein Schiff mit 1.000 Tunesiern an Bord die Insel verlassen haben. Die Migranten, die sich noch auf der Insel befinden, sollen in den nächsten Tagen nach Tunesien abgeschoben werden, berichteten italienische Medien.
Lampedusa: Inzwischen haben die ersten 500 Flüchtlinge das befristete Visum erhalten, mit dem sie in alle Länder des Schengen-Raums reisen können. Es handle sich um befristete Aufenthaltsgenehmigungen zu “humanitären” Zwecken, sagte Innenminister Roberto Maroni bei der Vorstellung eines Abkommens mit Tunesien über das Flüchtlingsproblem. “Die meisten Einwanderer wollen zu Freunden und Verwandten in Frankreich oder anderen europäischen Ländern”, fügte Maroni hinzu.

Die Genehmigung gelte jedoch nur für Flüchtlinge, die vor Dienstag italienischen Boden erreicht hätten, sagte Maroni. Rom und Tunis hatten das Abkommen am Dienstag erzielt. Es regelt die künftige Rückführung tunesischer Flüchtlinge in ihr Heimatland. Die Regierung will dem Abkommen zufolge der tunesischen Küstenwache zehn Boote zur Verfügung stellen.

Lampedusa-Flüchtlinge in Frankreich unerwünscht

Die Migrationspolitik der Regierung Berlusconi löste in Frankreich Unmut aus. Der französische Innenminister Claude Guéant erklärte am Donnerstag, dass tunesische Flüchtlinge, die in Italien eine vorläufige Aufenthaltserlaubnis bekommen haben, ab sofort nur dann nach Frankreich weiterreisen können, wenn sie mehrere Auflagen erfüllen. Demnach müssten Ausländer mit befristeter Aufenthaltserlaubnis künftig auch einen Pass oder eine besondere Reiseerlaubnis vorweisen. Sie müssten außerdem über ausreichende finanzielle Mittel verfügen, konkret hiesse das über 61 Euro pro Person und Tag, und sie dürften die öffentliche Ordnung nicht stören. “Frankreichs Haltung ist uns gegenüber feindselig”, protestierte Maroni.

Den Konflikt will Maroni heute (Freitag) bei einem Gespräch mit Guéant schlichten. Maroni beschuldigte erneut die EU, die Mittelmeerländer bei der Bewältigung der Migrantenfrage sich selbst überlassen zu haben. “Die EU muss Nordafrika mit Wirtschafts- und Entwicklungsmaßnahmen unterstützen. Italien kann diese Aufgabe nicht allein bewältigen”, mahnte der Minister.

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