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Lacher von der Kette lassen

George Nussbaumer und Stefan Vögel.
George Nussbaumer und Stefan Vögel. ©VOL.at: Oliver Lerch
Götzis – Wie das funktioniert, das wissen George Nussbaumer und Stefan Vögel genau. Und den Beweis dazu haben die beiden Vorarlberger nun bei der Premiere von „Flugblind“, der neuen Produktion des Vorarlberger Volkstheaters, geliefert.

Sind Blindenwitze politisch korrekt? Darüber denkt der Musiker und Kabarettist George Nussbaumer gar nicht erst nach und reißt sie – im Duo mit Stefan Vögel – einfach selbst. Gut so, denn sonst hätte man am vergangenen Donnerstag im Götzner Vereinshaussaal wohl kaum die Premiere des neuen Programms „Flugblind“ erleben dürfen.

Der Erfolg ist ihnen sicher

Zur Erklärung: Stefan Vögel, ein Fachmann für Humor, hatte sich vor gar nicht allzu langer Zeit mit George Nussbaumer zusammengetan. Sie lachten, hatten Spaß und was dabei herauskam, das war ihr erstes gemeinsames Kabarettprogramm „Blindflug“. Das tourte quer durch ganz Vorarlberg, kam an, füllte die Säle und war mit so etwas wie einer Lachgarantie ausgestattet. Aufgrund des großen Erfolgs – ist man versucht zu sagen – setzten sich die beiden nun wieder zusammen. Sie schrieben, sie lachten und was dabei herauskam, ist nun auf der Bühne zu sehen. Hieß es früher „Blindflug“, so heißt es nun „Flugblind“. Gelacht wird immer noch und der Erfolg ist auch diesem zweiten Projekt des Duos „Nussbaumer-Vögel“ sicher. Obwohl das Rezept, nach dem gekocht wird, sich nicht sehr von jenem unterscheidet, mit dem Stefan Vögel als Kabarettist schon während der vergangenen Jahre sehr gut fährt. Kleine Sketches reihen sich aneinander, dazwischen wird gesungen – witzig und mit Pfiff, das ist schon klar. Nicht umsonst entstand aus dem letzten Streich der zwei der allseits gern gehörte „Mister Bofrost“-Hit.

Lachnummer an Lachnummer

Daran ändert sich auch in „Flugblind“ nichts. Da schlüpft Stefan Vögel schnell einmal in die Rolle des wilden Rockers, den Geldsorgen plagen, da verwandelt er sich in einen wortkargen Montafoner und wechselt dann rasend schnell wieder die Gangart und wird zur kopfbetuchten Mutter, die ihrem Sohnemann die Verwandtschaftsverhältnisse zu erklären versucht. Das können Stefan Vögel und George Nussbaumer einfach, da gibt es keine Diskussion. Sie greifen die Themen auf, die auf der Straße liegen, spitzen einige charakteristische Eigenschaften des Vorarlbergers so zu, dass man darüber einfach lachen muss. Was dennoch etwas fehlte, war ein durchdachtes, dramaturgisches Konzept. Schon klar, Lachnummer reiht sich an Lachnummer. Das ist auch ein Konzept. Dennoch, eine klarere Linienführung hätte eventuell nicht geschadet. Überhaupt spielen Nussbaumer und Vögel mit „Flugblind“ doch etwas auf Sicherheit. Ziehen sich auf Sketches zurück, von denen man weiß, dass sie funktionieren, schicken Paraderollen ins Rennen, von denen man annehmen kann, dass sie dem Publikum gefallen. Das hat alles seine Berechtigung. Nur erfährt so der geneigte Kabarettgänger nie, welche grandiosen Ideen sonst noch in den Köpfen der beiden schlummern würden.

Eine gute Lösung

Noch einmal kurz zurück zu den Blindenwitzen und der politischen Korrektheit: Blindenwitze, das geht gar nicht, möchte man sagen. Genau diese Haltung hebelt George Nussbaumer aus, in dem er, als bekanntlich blinder Musiker, das Thema auf den Tisch bringt. Dann verlieren Sprüche wie „Das sieht doch ein Blinder“, ihren Hauch des Unsagbaren und es darf über sie gelacht werden. Eine gute Lösung, den Humor von der Kette zu lassen. Und die „Flugblind“-Bravournummer: Mit Sicherheit jene, in der sich Nussbaumer von seiner Mutter alias Vögel die diversen Verwandtschaftsverstrickungen erklären lässt und schließlich überhaupt nicht mehr versteht, wie man über Brand und Lustenau mit Hämmerles aus Hohenems verwandt sein soll. Einfach genial. Applaus gab es für die beiden Helden dann auch zur Genüge. Schade nur, dass für Zugaben kein Platz mehr im Zeitrahmen des Kabarettabends übrig geblieben ist.

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