Kurz verbaut sich ein Comeback

Spätestens rund um Sebastian „Kurz – Der Film“ ist heuer im Herbst klar geworden, dass der ehemalige Bundeskanzler und Parteiobmann der ÖVP das Kapitel Politik noch immer nicht abgeschlossen hat. Der wohlwollende Streifen war ihm wichtig. Es handelte sich um pure Imagepflege, bei der Premiere freute er sich über die Anwesenheit fast aller Regierungsmitglieder „seiner“ Türkisen. Allein: Kaum mehr als 8000 Menschen sollten sich schließlich vom Boden- bis zum Neusiedlersee ins Kino begeben, um den Film zu sehen. Das war ein Signal: Es gibt keinen Hype mehr um den mittlerweile auch schon 37-jährigen Wiener.
Noch deutlicher ist das diese Woche durch eine Umfrage der Gratiszeitung „Heute“ geworden: Diese hatte nicht nur erheben lassen, wie die Leute amtierende Regierungsmitglieder und Parteivorsitzende wahrnehmen, sondern auch Sebastian Kurz. Ergebnis: 56 Prozent gaben an, dass er ihnen in den letzten 14 Tagen negativ aufgefallen sei. Das war der mit Abstand schlechteste Wert.
Natürlich: Er ist im Lichte des Prozesses zu sehen, bei dem Kurz mit dem Vorwurf konfrontiert ist, in einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss nicht die Wahrheit gesagt zu haben. Da ist er von Thomas Schmid belastet worden. Und auch wenn er noch immer auf einen Freispruch hoffen darf, ist das nicht dazu angetan, positiv in Erscheinung zu treten. Abgesehen davon wurde bekannt, dass er für René Benkos Imperium tätig war. Auch das kommt nicht unbedingt gut an.
Dennoch ist es eine Botschaft: Politisch ist die Zeit von Sebastian Kurz vorbei. Es gibt nur noch wenige, die sich nach einem Comeback sehnen. Er hat zu viele Menschen enttäuscht. 2017 ist er mit dem Versprechen angetreten, für einen neuen Stil in der Politik zu sorgen. Diverse Chats haben gezeigt, dass es damit nicht weit her war.
Mehr und mehr vermittelt er durch permanente Eigen-PR außerdem, dass es ihm ausschließlich um seine Person geht, einer Art „Ich AG“. Dieser Tage hat er nach dem Tod des deutschen Christdemokraten Wolfgang Schäuble nicht einfach nur seine Betroffenheit zum Ausdruck bringen können. Er „musste“ ein Foto von sich und Schäuble dazu posten.
So entwickelt er sich zu einer Belastung für die ÖVP, zumal sich diese unter Führung von Karl Nehammer nicht abnabeln möchte von ihm. Und so macht er sich indirekt auch zu einem der größten Helfer von FPÖ-Chef Herbert Kickl: Von ihm enttäuschte Wähler sind längst zu diesem gewechselt.
Kein Wunder: Kickls Erfolg basiert auf einer Erzählung, die unter anderem auch von Sebastian Kurz bestätigt wird. Eliten geht es demnach nur um sich selbst; das Volk ist ihnen vollkommen egal. Das kommt gerade in schwierigen Zeiten an – und erklärt, warum die FPÖ in allen Umfragen weit vorne liegt.
Johannes Huber betreibt den Blog dieSubstanz.at – Analysen und Hintergründe zur Politik
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