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Kunstmaterial Mensch

Bregenz - Um Mensch, Raum und Architektur geht es in der Ausstellung des britischen Bildhauers Antony Gormley, die am Samstag im Kunsthaus Bregenz eröffnet wird.
Antony Gormley im Kunsthaus Bregenz

Gormleys Material ist der menschliche Körper – auch immer wieder sein eigener – mit dem er „Projektionsflächen, in denen sich jeder finden kann“, schafft, so Kurator Rudolf Sagmeister. In Bregenz sind vier Werkblöcke zu sehen, die teilweise mit großer Eindringlichkeit das menschliche Dasein reflektieren. Der Bildhauer, der fünf Jahre lang an der Ausstellung gearbeitet hat, versteht seine Werke als Einladung für den/die BetrachterIn, in einen Dialog mit den Objekten einzutreten und die eigene Subjektivität einzubringen. Zwei große hängende Eisen­skulpturen, „Body“ und „Fruit“, im Erdgeschoss sind Hüllen von Gormleys Körper – abgenommen wurden sie von der Position eines Schwimmers vor dem Sprungs ins Becken. In Architektur gegossene Individuen sind hingegen in „Allotment II“ im ersten Stock zu sehen: 300 EinwohnerInnen der schwedischen Stadt Malmö, von eineinhalb bis 80 Jahren, wurden vermessen und aus diesen Maßen die kleinst möglichen räumlichen Umschließungen in rechteckige Formen in Stahlbeton gegossen – mit Öffnungen für Mund, Ohren, Anus und Genitalien. Eine durch ihre labyrinthische Dichte und auch eine mögliche Assoziation mit Särgen zugleich beklemmende wie berührende „Meditation“ (Gormley).

60 menschliche Körper

Labyrinthisch geht es auch im nächsten Stockwerk weiter, wo Gormley in „Clearing V“ mit etwa zwölf Kilometer Aluminiumstangen eine dreidimensionale Zeichnung im ganzen Raum geschaffen hat, in der sich die BesucherInnen bewegen können. „Critical Mass II“, 1995 in Wien entstanden und im dritten Stock des Hauses zu sehen, besteht aus 60 Skulpturen, Eisenabgüssen des Körpers von Antony Gormley, die im ganzen Raum verteilt sind. Die Skulpturen mit zwölf unterschiedlichen Körperhaltungen hängen unter anderem kopfüber von der Decke oder knien an der Wand. In der Mitte liegen einige in einem Haufen übereinander – ein Bild, das an Massaker erinnert und insgesamt eine Installation, die eindringlich der menschlichen Existenz nachspürt. Gormleys ursprünglich parallel zur jetzigen Schau geplantes einjähriges Skulpturenprojekt „Horizon Field“ in der Arlberg-Region kann wie berichtet wegen verzögerter Genehmigungen heuer noch nicht stattfinden. Im nächsten Jahr soll es aber realisiert werden.

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