Der Wiener Tierschutzverein will den Bescheid zur geplanten Tötung von 40 männlichen Fischottern in Niederösterreich bekämpfen. Der WTV werde mit allen legalen Mitteln gegen dieses “völlig sinnfreie und tierquälerische” Vorhaben kämpfen, kündigte Präsidentin LAbg. Madeleine Petrovic (Grüne) an. Man habe in dieser Causa Anzeige wegen Tierquälerei erstattet sowie Parteistellung beim Land NÖ im Sinne der auch in Österreich geltenden Aarhus Konvention beantragt.
Kritik an Bescheid zu Fischotter-Tötung
Zusätzlich dazu wurde nach Angaben des WTV bei der NÖ Landesregierung ein Antrag auf Zustellung des Bescheides, mit welchem das Einfangen und der Abschuss von 40 männlichen Fischottern bewilligt wird, inklusive sämtlicher zugrunde liegender Gutachten gestellt.
Der Bescheid sei “mutwillig”, “ohne vernünftigen Grund” und ohne Prüfung der Lage ergangen, wurde kritisiert. Die angeordnete Maßnahme basiere auf Schätzungen. Es sei nämlich gar nicht verifiziert, wie viele Fischotter es aktuell im Bundesland gebe – die letzte Zählung sei 2008 erfolgt. Außerdem stehe nicht fest, ob diese allein für den Verlust an Fischen verantwortlich seien – auch mangelnde Wasserqualität könne eine Ursache sein.
Einst heimische, bedrohte Art wieder angesiedelt
Es sei gelungen, eine einst heimische, bedrohte Art wieder anzusiedeln, meinte Petrovic. “Wir unterschreiben für den Schutz der Berggorillas oder die Rettung des Regenwaldes, vernichten aber die eigene Fauna”, konstatierte die Rettung des Regenwaldes, vernichten aber die eigene Fauna”, konstatierte die Tierschützerin. Es sollten alle Präventivmaßnahmen ausgeschöpft und etwa die Entschädigungen für Teichwirte verbessert werden, bevor man an eine Dezimierung der geschützten Fischotter denkt. Die Beutegreifer würden hauptsächlich kranke und schwache Fische fressen und seien damit als “Gesundheitspolizei” nützlich für das Ökosystem.
Das Thema stand am Nachmittag in der Sitzung des NÖ Landtags auf der Tagesordnung. Die SPÖ, für die ebenfalls die Devise “Präventivmaßnahmen vor Tötung der Fischotter” gilt, hat eine Aktuelle Stunde beantragt.
Fischotter-Tötung für WWF und Vier Pfoten keine Lösung
WWF und Vier Pfoten sehen in der geplanten Tötung von 40 Fischottern in Niederösterreich keine Problemlösung. Es würden alle rechtlichen Mittel geprüft, um gegen den entsprechenden Abschuss-Bescheid vorzugehen, betonte WWF-Artenschutzexperte Christian Pichler am Donnerstag in einer Pressekonferenz in Wien. Eine Petition gegen das Vorhaben des Landes würden bereits 18.000 Menschen mittragen.
Auch die Weltnaturschutzorganisation IUCN unterstütze den WWF und Vier Pfoten, sagte Pichler. “Wir wehren uns gegen eine Klientelpolitik auf dem Rücken des Fischotters”, der eine europaweit streng geschützte Art sei. Der Experte sieht sogar ein Verfahren der EU-Kommission auf Österreich zukommen.
Verfassungsverstoß und “extrem problematisch”
Der Fischotter sei aus gutem Grund sehr gut geschützt, merkte Veterinärmediziner Hans Frey an. Westösterreich etwa sei noch gar nicht besiedelt. Der Bescheid des Landes NÖ verstoße gegen die Verfassung und sei auch aus Tierschutzsicht extrem problematisch. Der geplante Abschuss greife in eine komplexe, vom Menschen beeinflusste Ökologie ein, ergänzte Kurt Kotrschal, Zoologe an der Universität Wien und Leiter der Konrad Lorenz-Forschungsstelle in Grünau. Die Rolle des Fischotters darin sei noch unklar. Es fehle die Wissensbasis für die Tötung.
Wiederkehr des Fischotters ein großer Naturschutzerfolg
Nicht zuletzt hielt WWF-Ehrenpräsident Helmut Pechlaner fest, dass die Wiederkehr des Fischotters ein großer Naturschutzerfolg sei. Teichbesitzer und Fischereiberechtigte hätten die Otter in ihren Teichen mit Nutzfischen “angelockt und gefüttert”. In Fließgewässern wiederum seien mehrjährige Besatzfische aus Fischzuchten ausgesetzt worden, die im Freiland “nicht lebensfähig” seien. Nutzfische in Teichen seien Haustiere – wie etwa Hühner, die laut Tierschutzgesetz “vor Raubtieren geschützt” werden müssten. Wie also Hühnerställe in der Nacht gegen Fuchs und Marder verschlossen seien, müssten Teiche somit eingezäunt werden, forderte Pechlaner.
(apa/red)
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