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Kulturelle Achse Feldkirch/Montafon

Barockmusik in der Klosterkirche Gauenstein.
Barockmusik in der Klosterkirche Gauenstein. ©Edgar Schmidt

Nikolaus Netzer bot im heurigen Montafoner Sommer 2011 einige interessante Aufführungen.

Feldkirch/Montafon. Der in Schruns geborene Musiker Nikolaus Netzer gehört als Direktor der Feldkircher Musikschule und Chef des Vorarlberger Musiktheaters in Götzis eigentlich ins kulturelle “Unterland” Doch seit er vor ein paar Jahren den Montafoner Sommer mit verschiedenen Spielorten im Tal gegründet hat, kehrt er jeden Sommer gern zu seinen Wurzeln zurück und bietet einem schon treuen Publikum verschiedenste Musikfreuden. Heuer dauerte der Montafoner Sommer mit einem vielfältigen Angebot unter dem Motto “Das Leben…? Ein Fest!” vom 8. bis 17. Juli. Schon ein Fixpunkt ist das traditionelle Barockfest mit dem exquisiten Festivalorchester “Camerata Argentea” unter der musikalischen Leitung des profilierten Vorarlberger Cellisten und Dirigenten Thomas Platzgummer in der stimmungsvollen Schrunser Kapuzinerkirche Gauenstein – samt romantischem Klostergarten, der nach der Musik zu Altmontafoner Gaumenfreuden wie Surampfersoppa und Brösl mit Suram Kees einlud.
Das Festivalorchester spielte auf alten Instrumenten ein “farbiges” Programm: eine Fest-Ouvertüre von Vivaldi, Johann Heinrich Schmelzers degenrasselnde “Fechtschule”, eine zünftige Tafelmusik von Telemann, “Turcaria” mit “alla turca”-Motiven von Johann Joseph Fux und u. a. Schmelzers “Balletti”, welche köstlich-lautmalerisch komische “Vögel” vom Bauern, Philosophen bis zum Schizophrenen charakterisierten.

Ein amüsantes “Operchen”

Die “Sonnenterrasse” Bartholomäberg hoch über Schruns hat einen passablen Gemeindesaal, den Nikolaus Netzer für die Wiederentdeckung des amüsanten kleinen “Operchens” von Georg Philipp Telemann, “Pimpinone oder die ungleiche Heirat” (1725), erkoren hatte. Die Bühne im Gemeindesaal mit wandgroßer, gemalter “Heimatidylle” im Hintergrund war der Tummelplatz für ein ungleiches Paar, das die Frau als “Weibsteufel” und den Mann als ihr Opfer offerierte. Das kecke, hübsche, aber arme Kammermädchen Vespetta verdreht dem reichen, aber etwas einfältigen Pimpinone den Kopf, bis er sich in sie verliebt. Vespetta hat es aber nur auf eine Heirat und das Geld abgesehen. Kaum ist er ihr Mann, so zeigt sie dem armen Pmpinone das wahre Gesicht, ist verschwenderisch und macht ihm die Hölle heiß. Durch einen Mitgiftvertrag sind ihm die Hände gebunden, und so leidet er weiter unter dem launischen “Teufel” (“Ihr Männer, hütet euch vor einem bösen Weibe!”). Also nicht gerade ein frauenfreundlicher Telemann…
Wieder spielte sehr klangschön, diesmal unter der Leitung des vielseitigen Feldkircher Dirigenten Benjamin Lack, die “Camerata Argentea” Telemanns gefällige Melodien. Der junge Regisseur Andrija Repec sorgte vor allem bei den handgreiflichen Streitereien des Paares für rasantes Tempo. Die Salzburger Sopranistin Elisabeth Schwarz und der Tiroler Bariton Clemens Kölbl (Vespetta und Pimpinone) begeisterten als junge, bühnenpräsente Singschauspieler mit frischen Stimmen – samt Koloraturen, Parlando, Falsett etc.

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