Beim heutigen "Roten Foyer", das sich dem Thema der Kunst und Kultur annahm, forderte SPÖ-Bundesparteivorsitzende, Klubobfrau Pamela Rendi-Wagner eine "Kulturpartnerschaft auf Augenhöhe, ähnlich der Sozialpartnerschaft, mit dem langfristigen Ziel eines Rettungsprogramms". Angelegt auf mindestens drei bis fünf Jahre.
Ihre Position verdeutlichten die Schauspielerin Gerti Drassl, der Regisseur und Puppenspieler Nikolaus Habjan, die Schriftstellerin Julya Rabinowich, die Filmemacherin Kurdwin Ayub sowie der Filmschaffende Markus Schleinzer.
Kulturleben zum Erliegen gekommen
"Seit mehr als zwei Monaten hat uns Corona fest im Griff, wenn nicht sogar unser Leben beherrscht. Das hat das Kunst- und Kulturleben zum Erliegen gebracht", erinnerte Rendi-Wagner. Daher soll eine Expertenkommission mit Kunst- und Kulturschaffenden, Medizinern und Politikern ähnlich der Sozialpartnerschaft eingerichtet werden.
Es gehe dabei nicht nur um die Künstler und Kulturschaffenden, sondern auch um diejenigen, die dahinter stehen. "Eine ganze Kreativwirtschaft in Österreich ist derzeit in Gefahr", sagte Rendi-Wagner. "Hilfen kommen zu spät, sind zu wenig, zu klein und in sehr vielen Fällen hoch bürokratisch."
Den Künstlern drohe, "in eine neue Armut getrieben zu werden", warnte die SPÖ-Klubvorsitzende.
Drassl: "Kunstschaffende rutschen durch"
Gerti Drassl erklärte: "Kunst und Kultur ist die Essenz unseres Zusammenlebens. Es betrifft nicht nur uns aus der Kulturszene, sondern jeden Einzelnen." Viele Kunstschaffende "rutschen durch den Härtefonds durch", betonte Drassl. "Man muss sich angreifen können", beim Schauspielen. In anderen Ländern sei das bereits möglich, aber nicht in Österreich.
Markus Schleinzer erklärte, dass in Luxemburg, der Schweiz und auch in Deutschland hervorragende Konzepte vorgelegt wurden. Nötig sind die geeigneten Rahmenbedingungen. Arbeitsrecht, Versicherungsbedingungen, etc. sind zu klären. Ein Konzept der Filmwirtschaft wurde ausgearbeitet, aber von der Regierung nicht einmal gelesen, kritisierte Schleinzer. "Ich erwarte mir auch vom Bundeskanzler ein ganz klares Bekenntnis zu Kunst und Kultur."
Julya Rabinowich kritisiert: "Wir verstehen, dass eine Epidemie völlig neue Rahmenbedingungen gibt. Was wir nicht verstehen ist, dass man uns im Regen stehen lässt." Denn Kunst und Kultur sei "das, was uns zum Menschen macht". Was jetzt abläuft ist für Rabinowich "so etwas wie die Zähmung der Widerspenstigen", die aber nicht gelingen werde. Man werde weiter den Mund aufmachen.
Die junge Filmemacherin Ayub erläutert, dass Studenten viel schwerer an Gelder des Hilfsfonds kommen, obwohl Arbeit im Kunst- und Kulturbereich für Studierende in den Kunstsparten üblich ist. Kleine Kulturschaffende erhalten grundsätzlich weniger Geld als prominente Künstler. "Die Angst ist da, dass wir uns eh schon unsichtbar fühlen und jetzt noch unsichtbarer sind."
Puppenspieler Nikolaus Habjan betont: "Ich kenne viele Kolleginnen und Kollegen, die nicht wissen, wie sie ihre Miete oder das Essen bezahlen sollen. Aber ich kenne niemanden, der etwas vom Härtefallfonds erhalten hätte."
Petition "Kultur ist systemrelevant"
Die Petition "Kultur ist systemrelevant", eine Online-Petition für einen Rettungsschirm für Kreative und Kunstschaffende auf Initiative von Thomas Drozda, Martin Grubinger, Adele Neuhauser, Lukas Resetarits, Erwin Steinhauer u.a. wurde bisher von 8.000 Personen unterschrieben.
Gefordert werden finanzielle Kompensationen für fehlende Ticketverkäufe, Verlängerung der Kurzarbeitsregelungen, Hilfe auch für gemeinnützige regionale Kulturinitiativen und Kurzarbeit für kurzfristig Beschäftigte. Besonders betonte Drozda, dass Kurzarbeitsregelungen auch auf die freien Künstler ausgedehnt werden sollen. (
(Red.)
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