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Marbod Fritsch (57): "Jedes Bild hat die Chance, das Beste zu werden"

Kugelschreiber auf Leinwand
Kugelschreiber auf Leinwand ©Yasmin Ritter
Der Zeichner und Bildhauer Marbod Fritsch aus Bregenz über Zeichnen mit Kuli und seine konstante Unsicherheit. Bregenz.
Marbod Fritsch

Die VN-Heimat präsentiert bekannte Maler und Bildhauer aus dem Bezirk Bregenz und ihre Arbeit. 

„Ich würde mich nie als Maler bezeichnen, denn ein Maler arbeitet mit Farben und Flächen. Ich komme von der Zeichnung, deshalb liegt mir auch die Skulptur“, erklärt Marbod Fritsch. Seine Skulpturen sind in Vorarlberg vielfach zu sehen, nicht nur in privaten Gärten, sondern auch am Kreisverkehr in Nenzing, vor der Arbeiterkammer in Feldkirch und auf dem Muttersberg. Zuerst überlegt sich der Künstler eine stimmige Idee, dann sucht er die Form dazu. „Ich kann mir nie genau vorstellen wie mein kleines Modell wirkt, wenn es drei oder vier Meter groß ist. Die Unsicherheit, das Nicht-genau-wissen wie es aus der Schlosserei kommt ist jedes Mal sehr aufregend“, erzählt Fritsch.

Schon als Jugendlicher wollte er Kunst machen und Ideen verwirklichen. Am BG Blumenstrasse in Bregenz konnte er in Zeichnen maturieren und als die ersten Farbdrucker in Bregenz aufkamen, hat er eine Mappe mit Zeichnungen angelegt und bewarb sich an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien und schloss mit Diplom ab. Bis heute bezeichnet er seine Tätigkeit als konstante Unsicherheit.

Skulpturen aus Herzfrequenzen

Die künstlerischen Arbeiten von Marbod Fritsch sind Denk- und Handlungsräume, egal ob es sich um Zeichnungen oder Skulpturen handelt. Er bedient sich textueller und zeichenhafter Codes, um die Auflösung und Erzeugung von Realität zu thematisieren. Er hat Kunst im öffentlichen Raum und Kunst-am-Bau-Projekte verwirklicht, die medial für großes Aufsehen sorgten.

Grundsätzlich versucht der Künstler immer eine starke Verbindung zwischen sich und dem Ort zu finden. Auf der Burgruine Alt Ems war es die tragische Geschichte von Paula Köhlmeier, die ihn zutiefst berührt hat. „Ich habe mich zuerst gar nicht getraut, die Eltern Monika Helfer und Michael Köhlmeier zu fragen, ob ich darüber eine Arbeit machen darf. Das hat Dieter Heidegger für mich getan. Die beiden waren dann aber sofort dafür, was mich sehr gefreut hat“, erzählt Fritsch.

Die Idee war eine Skulptur zu schaffen, die einerseits wie eine Wunde wirken, gleichzeitig aber auch zwei Kronen sein könnte. Dazu hat der Künstler die Herzfrequenzen der beiden Schriftsteller*innen in zwei Eisenringe schneiden lassen, die sich nur ganz zart berühren.

„Ich war vor der Fertigstellung sehr angespannt, da mir hier zwei Menschen gleichsam ihr Leben anvertraut haben. Umso glücklicher war ich, als mir die beiden zur Arbeit gratulierten“.

Am liebsten arbeitet der Künstler mit ganz einfachen Dingen, will aber nicht, dass man diese als einfach erkennt. So hat er auch die Faszination des Kugelschreibers entdeckt. Mit Hilfe eines Lineals lässt er verdichtete Linien entstehen, auf Leinwand oder Holz, mit blauem oder schwarzem Kugelschreiber. „Ich möchte radikal umsetzen und nicht dekorativ sein. Als Künstler ist man immer in der Gefahr, sich zu wiederholen. Ich möchte aber Neues ausprobieren. Ich will nicht im Stillstand hängen und auf nichts Rücksicht nehmen, ich setze mich der Unsicherheit des Neuen daher gezielt aus“, erklärt Fritsch. Betrachtet er Kunst, überzeugen ihn Arbeiten, die ihm eine Möglichkeit zeigen, an die er nie gedacht habe. Dann ist der Künstler überwältigt und findet keine Worte. „Oft sind es Dinge, die ich selber gar nicht kann, zum Beispiel mit mehreren Farben gleichzeitig zu arbeiten“. Kunst soll laut Marbod Fritsch nicht nur pure Schönheit sein, eine meditative Fläche, wo man das Auge wandern lassen kann, sondern soll uns auch aus der Reserve locken.

yas

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