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Krueger spürt den Geist der VEU

Eishockey-Erfolgstrainer Ralph Krueger wird in Edmonton an Feldkirch erinnert.
Österreicher in der NHL

„Ich fühle mich hier wie seinerzeit bei der VEU“, ist Ralph Krueger begeistert von seinem neuen Job. „Als ich in Feldkirch begann, standen wir auf dem letzten Tabellenplatz. Jetzt bin ich bei den Oilers in der gleichen Situation: das Team liegt auf Rang 30. Es ist aufregend, ein Team zu übernehmen, das nichts zu verlieren hat – wir starten von der letzten Stelle, arbeiten ohne Druck.“ Der 51-jährige Ex-VEU-Trainer wird bei den Oilers als „Associate Coach“ geführt – ein Job, den es im NHL-Eishockey eigentlich nicht gibt. Krueger ist die rechte Hand von Cheftrainer Tom Renney und für die Abwehr zuständig.

Ins kalte Wasser geworfen

„Es ist schnell Alltag geworden“, erinnert sich der Deutsch-Kanadier an seinen Beginn in Edmonton Anfang September. „Ich musste gleich Verantwortung übernehmen: Tom war fünf Tage familiär verhindert, während dieser Zeit habe ich das Trainingslager geleitet.“ Und er hat gleich Ansätze gefunden, wie das NHL-Team sein Spiel verbessern kann: „Die Mannschaft spielt sehr offensiv, man musste sie zuerst defensiv schulen. Es hat mich überrascht, wie wenig sie in der Abwehrarbeit und im Spiel ohne Scheibe gecoacht wurden.“ Das Team wird geprägt von Spielern kanadischer Provenienz, lediglich vier Europäer werden beim Saisonstart heute gegen Calgary dabei sein. Darunter Jungstar Magnus Paajarvi, dem Krueger eine große Karriere zutraut. „Er ist erst 19, konnte sich aber im Angriff gut durchsetzen.“ Im Gegensatz zur schwedischen „Zaubermaus“ Linus Omark: „Er ist vom technischen Paket her einer der Besten in der NHL“, lobt Krueger, „aber das ist hier ist eine andere Sportart. Was da an Provokationen und Härteeinlagen auf dem Eis abläuft, ist unglaublich. Und bei uns im Westen geht es besonders hart zur Sache.“ In Edmonton kann man das Eishockey atmen. „Wie damals in Feldkirch spüre ich hier wieder den Geist, diese große Leidenschaft für den Sport. Niemand schämt sich, auch wenn man nur Letzter der Liga geworden ist, die Leute tragen im Sommer mit Stolz den Dress der Oilers.“ Beim ersten Training am 18. September waren um 8 Uhr früh 5000 Fans im Eisrink: „Jedes Tor wurde bejubelt. Hier in Edmonton herrscht nicht so ein negativer Druck, wie ihn Vancouver oder Toronto verspüren. Von der Klubführung gibt es für die neue Saison nur eine Vorgabe: Wir sollen nicht mit den besten Spielern arbeiten, sondern mit jenen, die die beste Zukunft haben.“

Tradition ist allgegenwärtig

Auf dem Weg zum und vom Eisrink passiert die Mannschaft die Vitrine mit den fünf Stanley Cups, Eishockeygott Wayne Gretzky ist allgegenwärtig. „Ich bin überzeugt, wir können das Über­raschungsteam der Liga werden. Die Mannschaft kommt ohne Stars aus, ist aber solide in der Abwehrarbeit.“ Österreich ist in den Katakomben des Rexall Place (das Stadion fasst 16.839 Zuschauer und ist immer ausverkauft) auch ein Thema. Manager Steve Tambellini spielte in der Saison 1989/90 in Villach und war als präziser Schütze bekannt: Bei zehn Versuchen, eine Cola-Dose von der Torlatte zu schießen, war er neunmal erfolgreich. Stürmer Mike Sillinger und Torhüter Frederic Chabot, beide aktuell im Trainerstab der Edmonton Oilers, schwärmen immer noch von ihren Engagements in Wien. „Lustig war, als sich unlängst Torjäger Dustin Penner in unsere Gespräche über Österreich einmischte. Er hat erzählt, dass er heuer den Urlaub in Wien verbracht hat.“ Nicht zuletzt diese Reminiszenzen über seine zweite Heimat machen Krueger sicher: „Ich bin zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort.“

Zur Person

Ralph Krueger ist seit 30. Juli 2010 Kotrainer beim NHL-Klub Edmonton Oilers Geboren: 31. August 1959 in Winnipeg Ausbildung: Eishockeytrainer, Hotelmanager Laufbahn als Spieler: 1978/79: New Westminster Bruins (WHL), Calgary Wranglers (WHL), 1979–1981: Düsseldorfer EG, 1982–1984 Schwenninger ERC, 1984/85 ECD Iserlohn, 1986–1988 Düsseldorfer EG, 1989 Duisburg, 1990/91 Rosenheim. Erster Play-off-Scorer der deutschen Bundesliga 1980/81 (Düsseldorf) mit 103 Punkten; 45 Länderspiele für Deutschland Laufbahn als Trainer: 1989: Duisburg, 1991–1998: VEU Feldkirch, 1997–2010: Nationalteam Schweiz Erfolge: Sieger European League 1997/87, dreimal Alpenligameister, fünfmal österreichischer Meister Familie: Verheiratet mit Glenda, Tochter Geena besucht eine Schauspielschule, Sohn Justin verteidigt für Bern.

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