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Kritische Situation an der Elbe in Nordböhmen

In den Hochwassergebieten Tschechiens war am Freitag die Situation in der nordböhmischen Region an der Elbe am kritischsten. Theresienstadt von Außenwelt abgeschnitten.

Am rechten Ufer des Flusses war der Eisenbahnverkehr stark eingeschränkt, an einigen Stellen sind die Schienen zusammengebrochen. In Aussig (Usti nad Laben) lag der Pegel der Elbe bei 11,6 Meter, um 13.00 Uhr sollte der absolute Rekordwert – 12,5 Meter – erreicht werden. Zwischen beiden Teilen der von dem Fluss geteilten Stadt war alle 20 Minuten ein Pendel-Eisenbahnverkehr in Betrieb.

Nach wie vor angespannt war die Lage in Theresienstadt (Terezin, südöstlich von Aussig), die von der Elbe von der Außenwelt abgeschnitten wurde. Die Stadt, in der absolut nichts funktionierte, konnte man ausschließlich mit Boot oder Hubschrauber erreichen. Auch in Tetschen (Decin, nordöstlich von Aussig) waren mehrere Stadtteile ohne Strom, weitere Häuser bzw. Fabriken ließen aus Sicherheitsgründen präventiv den Strom abschalten. Die Feuerwehrleute mussten einen Teil eines Brückensteges absägen, damit entwurzelte Baumstämme nicht hängen bleiben.

In Südmähren blieb die Lage in der Region um Nikolsburg (Mikulov) an der Grenze zu Österreich kritisch. Schon aus drei Gemeinden an der Thaya – Novosedly, Jevisovka und Novy Prerov – mussten die Einwohner evakuiert werden. Nach Worten des Bürgermeisters von Novosedly drohte eine Überschwemmung der ganzen Gemeinde. Alle drei Orte wurden von Wassermengen bedroht, die aus gebrochenen Deichen an dem österreichischen Teil der Thaya kommen. In weiteren Gemeinden wurde Alarm ausgerufen.

In Prag sank der Pegel der Moldau am Freitag in der Früh um zehn Zentimeter pro Stunde. Viele Straßen standen noch unter Wasser. Die Straßenbahnen dürfen schon über einige Brücken im zentralen Teil der Hauptstadt fahren, mit Autos kann man zunächst weiterhin nur drei Brücken benutzen. Tausende Einwohner Prags bleiben vorerst noch evakuiert, kleinere Gruppen durften aber schon in ihre Häuser und Wohnungen zurückkehren.

Katastrophal ist die Lage der Prager U-Bahn, die vom Hochwasser viel stärker betroffen wurde als bisher angenommen. Insgesamt elf U-Bahn-Stationen sind entweder total oder zum Teil überflutet. Die Schäden nur in der U-Bahn werden auf zwei Mrd. Kronen (63,7 Mill. Euro) geschätzt.

Die gesamten Hochwasser-Schäden in Tschechien liegen nach vorläufigen Angaben bei Dutzenden Milliarden Kronen. Die EU-Kommission hat der Prager Regierung eine Hilfe in Höhe von 58 Mill. Euro zugesagt.

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