Kritische Bestandsaufnahme der Kulturlandschaft Lauterach

Johann Peer dokumentierte die Kulturlandschaft Lauterach und möchte seinen jüngsten Band auch als “Schule des Sehens” verstanden wissen.
Johann Peer studierte an der Universität Innsbruck Architektur und arbeitete zunächst in Architekturbüros in Wien. Sein besonderes Interesse gilt den Spuren der Vergangenheit und der Kunstgeschichte. So nahm er an archäologischen Grabungen in Salzburg, Ägypten und im Iran teil und war für mehrere Jahre Grabungsleiter in Graubünden. Er arbeitete am Dehio-Vorarlberg (Aufarbeitung der Kunstdenkmäler) mit und beschäftigte sich auch mit präkolumbianischer Architektur. Dadurch vertiefte er sein Wissen um kultur- und kunsthistorische Zusammenhänge und deren Abbildung in der Baukunst.
Peer gilt als Experte, wenn es um die Beurteilung architektonischer und städtebaulicher Zusammenhänge geht. Dieses Wissen erarbeitete er sich u.a. als Assistent am Institut für Städtebau an der Akademie für bildende Künste in Wien sowie seine spätere Mitarbeit beim Bundesdenkmalamt in Wien, Innsbruck und Bregenz. Von 1991 bis 2006 leitete er zudem die Abteilung Stadtplanung im Amt der Stadt Feldkirch.
Peer gelingt es durch sein umfangreiches Wissen über Kunstgeschichte, Architektur und die Wirkung baulicher Veränderungen auf die Wirkung von Landschaft, Vorarlberger Ortschaften als Kulturlandschaften abzubilden. Eingehend befasste er sich mit den Gemeinden des ehemaligen Gerichts Hofsteig. So entstanden bereits Bände über Bildstein, Buch, Schwarzach und Wolfurt.
Nun beschäftigte sich Peer intensiv mit Lauterach und vervollständigte damit das Landschaftsbild des unteren Rheintals. Der Wandel von der Natur- zur Kulturlandschaft ist im Rheintal seit der Römerzeit dokumentierbar. Die treibende Rolle in diesem immer rasanteren Prozess, die bis Mitte des 20. Jahrhunderts von der Landwirtschaft wahrgenommen worden ist, übernimmt nun zusehends die Bauwirtschaft. Peer: “Das auf den ersten Blick sehr widersprüchliche und von harten Kontrasten geprägte Landschaftsbild der Rheintalgemeinden – und Lauterach steht zeichenhaft dafür – gibt seine Juwelen erst auf den zweiten Blick frei.” Für ihn ist die Kulturlandschaft das Spiegelbild des sich stetig wandelnden Verhältnisses von Mensch und Natur. Früher habe die Landschaft den Alltag der Menschen geprägt. Durch Baukultur, Landschaftspflege, Energiebewusstsein, Nachhaltigkeit, Denkmalschutz und Ressourcenmanagement habe sich das Blatt zunehmende gewendet. Dies sind auch die Stichworte für seine detaillierte und kritische Bestandsaufnahme des landschaftlich-kulturellen Inventars.
“Kulturlandschaft Lauterach” ist gleichermaßen Spurensuche und Bestandsaufnahme: Neben der Würdigung “anonymer” Kulturobjekte werden landschaftliche Juwele, wie das Lauteracher Ried, vorgestellt und sowohl Landschaftspflege als auch aktuelle Siedlungsentwicklung kommentiert.
Peer gibt in seinen Werken nützliche Hinweise für geplante Veränderungen an bestehenden Objekten, ohne jedoch der zwanghaften Revitalisierung oder Romantisierung unbrauchbar gewordener Bauwerke das Wort zu reden. So auch in seinem jüngsten Band “Kulturlandschaft Lauterach”.
HAPF
Kulturlandschaft Lauterach
November 2010
Kulturlandschaft Lauterach
ISBN 978-3-99018-022-8,
128 Seiten, Bucher Verlag, Hohenems-Wien, 2010
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