AA

Kritik am Einwegpfandsystem: Blindenverband fordert Veränderung

Das Pfandsystem ist nicht barrierefrei für blinde und sehbehinderte Menschen.
Das Pfandsystem ist nicht barrierefrei für blinde und sehbehinderte Menschen. ©APA
Mit der Einführung des Einwegpfandsystems sind viele neue Fragen aufgetaucht, die für einige nicht einfach zu beantworten sind. Blinde und sehbehinderte Menschen stehen aber vor noch vielen weiteren Herausforderungen, die ihren Alltag deutlich erschweren.

Wo kann eine Pfandverpackung zurückgegeben werden? Muss sie im gleichen Supermarkt retourniert werden, in dem sie gekauft wurde? Was passiert, wenn ein Getränk aus einem Automaten stammt? Frage um Frage, deren Antworten viele noch nachprüfen müssen.

Der Blinden- und Sehbehindertenverband Österreichs (BSVÖ) macht darauf aufmerksam, dass das neue Pfandsystem für blinde und sehbehinderte Menschen jedoch noch viel mehr Hürden mit sich bringt, die den Alltag verkomplizieren.

©BSVÖ

Barrieren im Pfandsystem

  • Fehlende barrierefreie Kennzeichnung: Pfandprodukte sind mit einem Symbol markiert, das nur visuell erkennbar ist. Eine taktile Markierung fehlt, was blinden und sehbehinderten Menschen die Identifikation erschwert.
  • Schwierige Bedienung der Rückgabestationen: Die Automaten funktionieren über Touchscreens, deren Steuerung und Auswahl ausschließlich über visuelle Signale erfolgt. Blinde und sehbehinderte Menschen sind daher auf Hilfe angewiesen.
  • Uneinheitliche Automaten: Da verschiedene Unternehmen die Rückgabegeräte stellen, gibt es keine einheitliche Bedienung. Hilfe kann oft nur über den Touchscreen angefordert werden, was für Betroffene keine Lösung darstellt.
  • Nicht lesbare Pfandbons: Der Rückgabebeleg wird als Papierbon mit Strichcode ausgegeben und ist für blinde Menschen nicht lesbar.
©Napkin AI

Neue Systeme sollten Inklusion bedeuten

Früher waren Pfandautomaten mit Tasten ausgestattet, die taktil, also mit dem Tastsinn erfühlbar, waren. Dadurch konnten auch Menschen mit eingeschränkter Sehfähigkeit die Automaten selbstständig bedienen. Manfred Schuler vom Vorarlberger Blinden- und Sehbehindertenverband wünscht sich diese Funktion zurück oder eine Sprachausgabe als Alternative, berichtet der ORF Vorarlberg. Normalerweise bietet das Personal Unterstützung, wenn Kunden mit den Automaten Schwierigkeiten haben. Selbstbestimmtes Einkaufen bedeute jedoch etwas anderes.

"Auch blinde und sehbehinderte Personen wollen zu Nachhaltigkeit und Umweltschutz beitragen. Das wird uns aber durch verschieden Barrieren massiv erschwert", so BSVÖ-Präsident Dr. Markus Wolf. Er fordert, dass das System dringend nachgebessert wird. Es liege an Politik und Handel Vorkehrungen zu treffen, um das Pfandsystem zu einem tragfähigen und effektiven Konzept für alle zu entwickeln.

(BSVÖ/vorarlberg.ORF.at)

  • VOL.AT
  • Österreich
  • Kritik am Einwegpfandsystem: Blindenverband fordert Veränderung