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Kriminologie: Schweiß-Profil soll Fingerabdruck ersetzen

Forscher glauben, dass menschlicher Schweiß bald den Fingerabdruck in der Kriminologie ersetzen wird.

Nach Ansicht von Experten der Tel Aviv University in Israel könnte der Schweiß den Täter verraten. Falls es keine Fingerabdrücke gibt, bliebe damit ein weiteres Individualitätsmerkmal in Form eines chemischen Abdrucks zurück. Ganz neu ist die Idee des Riechens übrigens nicht, denn bereits der “Großvater der Medizin” Hippokrates “roch” vor rund 2.500 Jahren zu Diagnosezwecken den Schweiß, den Urin und den Atem seiner Patienten.

Bei der Suche nach Bankräubern oder Terroristen, die keine Fingerabdrücke hinterlassen haben, könnte diese Methode tatsächlich wirken. Egal ob Jacken, T-Shirts oder Socken, selbst ein Handschlag hinterlässt eine große Menge an Geheimnissen, wie die Times of India in ihrer Online-Ausgabe berichtet. Theoretisch könnte die “Schweiß-Identität” in Verbindung mit einer “bionischen Nase”, die beispielsweise beim Flughafen-Security-Check installiert wird, eventuelle Täter erschnüffeln. “Schweiß ist eine Mischung aus Proteinen und Nebenprodukten aus dem Metabolismus, die über die Poren freigegeben werden. Dazu kommen auch noch flüchtige Bestandteile, die Menschen nur zum Teil mit der Nase riechen können”, so der Chemiker Michael Gozin von der Tel Aviv University. Gozin und sein Team untersuchen die Bestandteile auf die biochemischen Komponenten hin. “Im Prinzip ist das ja nichts besonderes, denn Hunde können unterschiedliche Menschen auch erschnüffeln”, erklärt der Forscher.

Für nicht ausgeschlossen hält der deutsche Wissenschaftler Jörg Ingo Baumbach vom ISAS – Institut für analytische Wissenschaften in Dortmund ISIS ein solches Vorhaben. “Der Teufel steckt aber im Detail”, so Baumbach im pressetext-Interview. Baumbach beschäftigt sich seit Jahren mit dem Erschnüffeln von Erkrankungen beim Menschen. “Zwischen 400 und 600 flüchtige organische Verbindungen können in den Atemgasen nachgewiesen werden”, so der Experte, der mit der Ionen-Beweglichkeits-Spektrometrie arbeitet. Konkret gehe es nicht nur um die Spurensuche nach speziellen Stoffen, sondern auch um typische Muster dieser Komponenten.

“Im militärischen Bereich gibt es bereits eine ganze Reihe solcher Methoden, um etwa chemische Kampfstoffe über den Geruch zu suchen.” Allerdings mache es einen wesentlichen Unterschied, ob man einen chemischen Kampfstoff falsch erkennt oder einen Patienten irrtümlicherweise in Stress versetzt, weil man glaubt etwas gefunden zu haben. Dennoch sieht Baumbach die Chance eines Tages über die Atemluft ziemlich genau festzustellen, ob es ein gesundheitliches Problem gebe oder nicht. Positive Ergebnisse gibt es zum Beispiel bei Patienten, die an Lungenkrebs leiden und sich anhand der Atemluft von Gesunden unterscheiden. “Mit der Ionen-Beweglichkeits-Spektrometrie sind Bestandteile bis zu einem Billionstel Gramm nachweisbar”, so der Forscher. Das Muster, das praktisch einen metabolischen Fingerabdruck liefert, gebe Hinweise, ob eventuell eine Krankheit vorliegt oder nicht. Eine Abgleichung mit Mustern aus einer Datenbank schränkt die Diagnose noch weiter ein, erklärt der Forscher abschließend.

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