Krim-Referendum: Hat es Russland auf die ukrainische Flotte abgesehen?
Die russsische Marine hat dort zwei ausrangierte eigene Schiffe versenkt. In geringer Entfernung zieht zudem der russische Raketenkreuzer “Moskwa” seine Bahnen. Die Kulisse wirkt bedrohlich.
Kassiert Russland ukrainische Kriegsschiffe?
Der Großteil der ukrainischen Flotte befindet sich derzeit in einer ähnlichen Lage: Die russische Marine sorgt dafür, dass die 25 Kriegsschiffe, darunter ein U-Boot, nicht auslaufen und damit Russland auch nicht gefährlich werden können. Wenn die Bewohner der ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim am Sonntag über ihren Anschluss an Russland abstimmen, könnte die Ukraine nicht nur dieses Gebiet verlieren, sondern auch viele Kriegsschiffe. Da sie nicht auslaufen können, fallen sie dann Russland zu – so die Befürchtung vieler Ukrainer.
Er könne kaum glauben, dass sich die einst freundlich gesinnte russische Schwarzmeerflotte nun gegen die Marine der Ukraine stelle, sagt der ukrainische Brigade-Kommandeur Witali Swjaginzew der Nachrichtenagentur Reuters. Er hat die Befehlsgewalt über einen Teil der festgesetzten Boote. Jahrelang lagen die Schiffe der beiden Länder Seite an Seite im Schwarzmeerhafen von Sewastopol. Gemeinsame Manöver waren an der Tagesordnung.
Georgien stand nach Konflikt ohne Flotte da
“Ich habe zwei Theorien”, erläutert der Kommandant. “Die erste ist, dass sie einfach nur die ukrainischen Schiffe am Verlassen ihrer Stützpunkte hindern wollen. Die zweite ist, dass sie sichergehen wollen, dass die Ukraine ihre Schiffe nicht zurückbekommt, wenn die Krim an Russland geht.” Genauso sei es auch Georgien gegangen. Nach dem Krieg mit Russland im Jahr 2008 habe die Regierung in Tiflis plötzlich ohne Flotte dagestanden. Außerdem hatten russische Einheiten die Kontrolle über ein Fünftel des Landes.
Die ukrainische Marine zählt 15.000 Soldaten, 10.000 von ihnen sind auf der Krim stationiert. Die russischen Streitkräfte sind klar überlegen. Allein auf der Krim, dem Heimathafen der Schwarzmeerflotte darf Russland nach einem Abkommen mit der Ukraine 25.000 Mann stationieren. Derzeit dürften es Experten zufolge rund 16.000 Soldaten sein. Die russische Flotte auf der Krim verfügt zudem über rund 40 Kriegsschiffe, darunter ein U-Boot, zwei Kreuzer, ein Zerstörer und acht Fregatten.
Krim für Russland von essentieller Bedeutung
Für Russland ist der Stützpunkt von strategischer Bedeutung. Der einzige weitere Militärhafen am Schwarzen Meer im russischen Noworossijsk bietet nicht die geschützten Buchten und das besonders für U-Boote notwendige Tiefwasser. Es wären Milliardeninvestitionen nötig, um Noworossijsk zu einer Alternative zu Sewastopol auszubauen. Und: Sollte die Krim an Russland fallen, müsste die Regierung in Moskau die Ukraine nicht mal mehr um Zustimmung bitten, wenn sie dort zusätzliche Kriegsschiffe stationieren will.
Swjaginzew will nicht sagen, wieviele ukrainische Seeleute auf seinem etwas abseits gelegenen Stützpunkt Dienst tun. Ganz in der Nähe haben sich Angehörige der russischen Streitkräfte in einer verlassenen Jugendherberge eingerichtet. Auf dem Dach haben sie die russische Fahne gehisst. Ukrainische Soldaten, die den eigenen Stützpunkt mit Nahrungsmitteln versorgen, werden unter vorgehaltener Waffe bedroht.
Marine will Waffen nicht niederlegen
Russische Soldaten halten auch das Hauptquartier der ukrainischen Marine in Sewastopol besetzt. Der Oberbefehlshaber der ukrainischen Flotte, Denis Beresowski, war unmittelbar nach dem Umsturz in Kiew auf die russische Seite übergelaufen. In der Ukraine weckte dies die Befürchtung, er könne nach einem Anschluss der Halbinsel an Russland das Kommando über eine Art Krim-Flotte übernehmen.
Swjaginzew und seine Leute wollen aber standhaft bleiben. Sie hätten einen Eid geleistet und würden ihre Waffen nicht niederlegen, sagt der Kommandant. “Wir haben nichts zu verlieren. Ich weiß, wofür ich sterben würde. Aber wissen es die russischen Soldaten auch?” (red/APA)
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