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Streit um Wojtyla-Plakat mit "Konkubine und Sohn"

Kurz im Gespräch mit Großerzbischof Schewchuk
Kurz im Gespräch mit Großerzbischof Schewchuk
Ein Billboard mit der Aufschrift "Papst der zerbrochenen Familie" will die Stiftung Atheismus-Säkularität-Antiklerikalismus im April im Zentrum der ostpolnischen Stadt Lublin aufhängen lassen. Auf dem Plakat wird Karol Wojtyla, der aus Polen stammende Papst Johannes Paul II., samt angeblicher Konkubine und angeblichem Sohn zu sehen sein. Die Kampagne sorgt für Empörung, noch ehe sie gestartet ist.


Der Termin der Aktion ist nicht zufällig. Die Vertreter der Stiftung erklärten auf ihrer Website, dass sie die Kampagne rund um die Heiligsprechung von Johannes Paul II. am 27. April planen. Die Stiftung möchte mit dem Billboard Polen angesichts der “Heiligsprechungshysterie” die Frage stellen, ob “derjenige edel ist, der allein Respekt von Millionen gewonnen hat, oder eher derjenige verdammenswert ist und Verachtung verdiente, der ihn liebende Menschen verlassen hat”. Damit wolle die Stiftung eine langfristige, landesweite Kampagne einleiten, welche die Verachtung des Klerus der römisch-katholischen Kirche für Menschen und Tiere sowie die Arroganz, Frechheit, Heuchelei, Hochmut und Gier des Klerus entblöße.

Während des Pontifikats von Johannes Paul II. (1978-2005) waren ab und zu Gerüchte im Umlauf, wonach Karol Wojtyla eine Beziehung mit einer Frau gehabt habe. Diese Spekulationen wurden freilich niemals bestätigt, und laut dem Institut des Nationalen Gedenkens (IPN), das sich mit der kommunistischen Vergangenheit befasst, setzte sie 1983 der Geheimdienst SB des damals kommunistischen Polen in die Welt: So wollten die Machthaber Johannes Paul II. diskreditieren und seinen Einfluss auf die oppositionelle Stimmung im Land abschwächen.

Ihre Empörung über das geplante Billboard drückten Politiker der nationalkonservativen Oppositionspartei PiS (Recht und Gerechtigkeit) in einer Erklärung aus. Sie betonten darin, dass die Initiative der antiklerikalen Stiftung mit den falschen und beleidigenden Inhalten des Plakats eine Verleumdung des guten Namens des bereits seliggesprochenen früheren Papstes sei. Der Verein “Nationalkomitee für die Verteidigung gegen Sekten und Gewalt” erstattete bei der Staatsanwaltschaft unterdessen Anzeige wegen Beleidigung religiöser Gefühle, obwohl das umstrittene Plakat noch gar nicht zu sehen ist. Die Anzeige betrifft nicht nur die Stiftung Atheismus-Säkularität-Antiklerikalismus, sondern auch Internetnutzer, die online die Initiative kommentieren.

Der Chef der linksliberalen Oppositionspartei “Deine Bewegung” (TR), Janusz Palikot, verteidigte die Initiatoren der Kampagne im Gespräch mit der “Gazeta Wyborcza” (Montagsausgabe) hingegen. Für ihn sei die Redefreiheit – in diesem Fall die Möglichkeit des Aufhängens eines Plakats mit einem beliebigen Inhalt – am wichtigsten. Er verstehe, dass Polen Karol Wojtyla für seine Rolle bei der politischen Wende schätzten. Palikot wies jedoch zugleich darauf hin, dass er selbst viele katholische Priester kenne, die uneheliche Kinder hätten und im Gegensatz zu den Prinzipien der Kirchenleitung in Beziehungen mit Frauen lebten.

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