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Kostelic erklärte Rücktritt

Kroatiens Ski-Heldin Janica Kostelic hat nach jahrelangem Kampf gegen die Schmerzen endgültig aufgegeben und mit nur 25 Jahren ihren Rücktritt vom alpinen Rennsport bekannt gegeben. | Archivbilder:   

„Ich würde zwar noch gerne weiter Ski fahren, habe aber Angst vor weiteren Verletzungen. Wenn ich jetzt weiter mache, fängt die Qual wieder an. Ich will nicht mehr leiden“, sagte Kostelic am Donnerstag in ihrer Heimatstadt Zagreb bei einer Pressekonferenz.

Kostelic hatte wegen anhaltender Knie- und Rückenprobleme bereits die vergangene Weltcup-Saison ausgelassen und stattdessen einen Schönheitssalon eröffnet. „Der große Druck ist weg. Ich will mein Leben mit meinem Freund genießen“, sagte die mit vier Goldmedaillen erfolgreichste Alpin-Olympionikin und erfolgreichste Skirennläuferin der Gegenwart. „Ich habe nie die Aufmerksamkeit der Medien gesucht, also sollte mein Leben nun wesentlich einfacher werden“, ergänzte Kostelic.

Kostelic wurde in ihrer kometenhaften Karriere fünfmal Weltmeisterin und holte drei Mal den alpinen Gesamtweltcup. Das Kraftpaket gewann 30 Weltcuprennen in allen Disziplinen und ist neben der Österreicherin Petra Kronberger die einzige Athletin, die in einem Winter in allen fünf klassischen Alpin-Disziplinen Weltcup-Rennen gewonnen hat. Gemeinsam mit ihrem Bruder Ivica entfachte sie in Kroatien eine bis dahin ungekannte Ski-Begeisterung und stieg mit ihren Siegen zur Nationalheldin auf.

Schmerzen war die fünffache Weltmeisterin von klein auf gewohnt. Zehn Knieoperationen, Probleme mit der Schilddrüse und ein kaputter Rücken – dies ist nur ein kleiner Auszug aus ihrer Krankenakte. Vater Ante formte seine Kinder mit rigorosen Trainingsmethoden, bei denen die Geschwister auch mit einem Rucksack voller Steine Bergläufe absolvieren mussten. Die Familie schlief damals im Auto, weil die Hotels in den Gletscher-Skigebieten zu teuer waren.

Trotz oder gerade wegen der harten Kindheit hatte Janica schon früh Erfolg. Bereits mit 16 startete sie bei den Olympischen Winterspielen 1998 in Nagano und gewann kurz darauf ihr erstes Weltcup-Rennen. 2002 bei den Spielen in Salt Lake City schrieb sie als 20-Jährige mit vier Medaillen Ski-Geschichte. Ihr viertes Gold dort verpasste sie im Super G um nur fünf Hundertstel-Sekunden. Dieses vierte Gold gewann sie dann vier Jahre später in Turin in der Kombination. In ihrer letzten Saison egalisierte sie innerhalb von nur 36 Tagen auch noch den Kronberger-Rekord.

Doch der geschundene Körper machte Kostelic immer mehr zu schaffen. Zwei Winter setzte sie komplett aus, längst hatte sie sich den Ruf einer „Schmerzkönigin“ erarbeitet. „Ich habe zu lange Qualen erleiden müssen. Ich kann die ständigen Schmerzen beim Skifahren nicht mehr ertragen, auch wenn der Skisport mein Leben ist“, begründete sie vor einem Jahr ihre einjährige Pause. „Ich will endlich mal ein normales Leben und Dinge erleben, die ich als Top-Athletin nicht genießen konnte.“

Als Partygängerin war sie nun nicht mehr auf den Sport-, sondern den Klatschseiten ihres Landes zu finden und genoss das Leben an der Seite ihres Freundes Boris, einem Tauchlehrer. Ab und zu tauchte die Inhaberin von neun WM- und Olympia-Goldmedailen im Weltcup-Zirkus als Zuschauerin auf und feuerte ihre kroatischen Teamkolleginnen sowie Bruder Ivica an.

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