“Mir kommt entgegen, dass die dritte Woche die schwierigste ist”, sagte der Niederösterreicher und setzt auf seine Kletter-Qualitäten und die hohe Erholungsfähigkeit.
Die Großen sind freilich außer Reichweite, da macht sich der 26-jährige Kohl keine Illusionen. Der Australier Cadel Evans, der Vorjahrs-Zweite, ist für ihn der Topfavorit, der Spanier Alejandro Valverde und der Italiener Damiano Cunego seien die gefährlichsten Herausforderer.
Für sich selbst sieht der Gerolsteiner-Profi einen Platz in den Top Ten der Gesamtwertung im Bereich des Möglichen. “Ich habe aus den Fehlern des Vorjahres gelernt und kann im Team auf mich selbst schauen”, erklärte Kohl. Er will diese Freiheiten nützen, ist dem Deutschen Markus Fothen als Spitzenfahrer für das Gesamtklassement vorerst gleichgestellt. Eine andere Rolle hat der zweite Österreicher bei der Tour: Der Steirer Bernhard Eisel muss im Team Columbia diesmal seine Ambitionen zurückstellen und vor allem Helferdienste leisten.
Die Vorbereitung Kohls schien durch einen schweren Sturz mit 70 km/h bei der Tour-Generalprobe, der Dauphine-Rundfahrt, zu leiden. Doch der Wahl-Kärntner trainierte trotz tiefer Schürfwunden weiter und war nach dem Abschlusstraining auf den Tour-Pässen in Pyrenäen und Alpen in der vergangenen Woche sehr zufrieden. “Ich werde am Samstag bestens vorbereitet am Start stehen. Ich bin alle Bergetappen abgefahren und weiß jetzt, wie ich mir die Kräfte am besten einteile”, betonte der Ex-Staatsmeister.
Auf der sechsten Etappe wartet erstmals eine “kleine” Bergankunft (Super-Besse im Zentralmassiv), drei Tage später folgen die zwei Pyrenäen-Abschnitte. “Im Vorjahr habe ich gleich auf der ersten Bergetappe attackiert”, sprach Kohl einen “Fehler” bei der Premiere an. “Heuer will ich versuchen, den Rückstand in der ersten Woche und in den Pyrenäen möglichst gering zu halten und dann in den Alpen anzugreifen”, skizzierte der gelernte Rauchfangkehrer den für ihn optimalen Verlauf.
Auf den drei Teilstücken in den Alpen mit Bergankünften in Prato Nevoso/Italien (15. Etappe) und L’Alpe d’Huez (17.) sowie nach Jausiers (16.) warten insgesamt sechs Bergwertungen der höchsten Kategorie mit 131 km Anstieg. Da werden die Positionen in der Gesamtwertung bezogen. Die Entscheidung über die Nachfolge des fehlenden Spaniers Alberto Contador (sein neues Team Astana wurde wegen dessen Doping-Vorgeschichte nicht eingeladen) fällt aber wohl erst im langen Einzelzeitfahren auf der 20. und vorletzten Etappe (53 km). Kohl ist vor seiner zweiten “großen Schleife” jedenfalls zuversichtlich. “Ich weiß, dass ich die Tour gut fahren kann.”
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