Knapp an Katastrophe vorbei: Beinahe-Kollision in der Nähe des Flughafens Altenrhein

Die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (SUST) hat den Vorfall untersucht und nun einen summarischen Bericht veröffentlicht, der die Ereignisse detailliert beschreibt.
Zwei Flugzeuge auf Kollisionskurs
Am Nachmittag des 10. Februar 2023 herrschte gutes Flugwetter. Ein Geschäftsreiseflugzeug des Typs Embraer Phenom 300 (CS-PHM) befand sich im Instrumentenanflug auf die Piste 10 des Flughafens Altenrhein. Gleichzeitig startete ein einmotoriges Leichtflugzeug des Typs Diamond Aircraft DA 40 NG (HB-SHB) auf der Piste 28 in entgegengesetzter Richtung.
„Die HB-SHB flog nach dem Start, entgegen der veröffentlichten Abflugroute, geradeaus weiter und leitete keine Rechtskurve ein“, so die SUST in ihrem Bericht. Dies brachte die beiden Flugzeuge in eine gefährliche Annäherung, bei der sie sich horizontal auf 150 Meter und vertikal auf 400 Fuß (122 Meter) näherten.

ges HB-SHB (gelb); die Positionen der Flugzeugsymbole CS-PHM (rot) und HB-SHB (blau) entsprechen
dem Zeitpunkt 14:26 Uhr rund 30 Sekunden vor der gefährlichen Annäherung (schwarzer Kreis) ©sust.ch
Pilot verhindert Kollision
Die Besatzung der Phenom 300 erkannte die entgegenkommende HB-SHB rechtzeitig und leitete ein Ausweichmanöver ein. Zeitgleich aktivierte das Verkehrswarn- und Kollisionsvermeidungssystem (TCAS) einen Ausweichbefehl, der die Gefahr weiter entschärfte.

Kein Kontakt zum Piloten des Leichtflugzeugs
Der Pilot des Leichtflugzeugs (HB-SHB) reagierte jedoch weder auf die Funksprüche des Flugverkehrsleiters noch passte er seinen Kurs an.

„Die mehrfachen Aufrufe des Flugverkehrsleiters wurden entweder nicht wahrgenommen oder nicht korrekt umgesetzt, was auf eine eingeschränkte Aufnahmefähigkeit des Piloten hindeutet“, heißt es weiter im Bericht.
Wiederholte Sicherheitsprobleme
Der Vorfall ist nicht der erste seiner Art. Zwischen 2017 und 2023 wurden der SUST vier ähnliche Zwischenfälle gemeldet. Bereits im Jahr 2011 wurde die Empfehlung ausgesprochen, Maßnahmen zur Minimierung von Risiken bei gleichzeitigen IFR-Anflügen (IFR: Instrumentenflug) und VFR-Abflügen (VFR: Sichtflug) zu treffen.
Die SUST betont, dass „die bisher ergriffenen Maßnahmen offenbar noch nicht ausreichend sind“. Das Betriebsverfahren am Flughafen, das regelmäßig zu Starts und Landungen in entgegengesetzter Richtung führt, wurde als Sicherheitsdefizit identifiziert.
Abschluss der Untersuchung
Angesichts der bekannten Problematik und der bereits bestehenden Empfehlungen hat die SUST beschlossen, keine weiteren Untersuchungsschritte einzuleiten. Der Vorfall zeigt jedoch eindringlich, wie wichtig eine konsequente Umsetzung von Sicherheitsmaßnahmen ist.
„Der alleinige Zweck dieser Untersuchung ist die Verhütung zukünftiger Unfälle“, betont die SUST abschließend.
(VOL.AT)
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