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Klimts Geheimnis auf der Spur: "Die Braut" im Oberen Belvedere in Wien

Das Gemälde zählt zu den rätselhaftesten in Klimts Werk.
Das Gemälde zählt zu den rätselhaftesten in Klimts Werk. Johannes Stoll / Belvedere, Wien © Klimt-Foundation, Wien
Das Belvedere widmet seine "Im Blick"-Ausstellung ab 15. Mai dem unvollendeten Werk "Die Braut" von Gustav Klimt, das als Leihgabe der Klimt-Foundation präsentiert wird und bis zum 5. Oktober unterschiedliche Interpretationen und kunsttechnologische Hintergründe im Oberen Belvedere beleuchtet.

Mit seinen "Im Blick"-Ausstellungen nimmt das Belvedere jeweils ein Gemälde in den Fokus. Mit Gustav Klimts unvollendeter Allegorie "Die Braut" steht ab Donnerstag ein Gemälde im Mittelpunkt, das nicht im Besitz des Museums ist, sondern seit 2013 als Leihgabe der Klimt-Foundation zu sehen ist. In der bis 5. Oktober im Oberen Belvedere (Mo-So, 9-18 Uhr) gezeigten Schau und in einer begleitenden Publikation werden unterschiedliche Aspekte zu Entstehung und Interpretation des Werks behandelt.

Ein Rätsel in Gustav Klimts Werk im Oberen Belvedere

"'Die Braut' zählt zu den seltenen Kompositionen allegorischen Inhalts, wie sie Gustav Klimt nur in wenigen Werken seines Oeuvres verwirklicht hat. Es veranschaulicht eindrucksvoll die künstlerische Entwicklung, die Klimt innerhalb weniger Jahre vollzogen hat - sowohl in seiner Formensprache als auch in seiner Symbolik", wird Kurator Franz Smola in den Presseunterlagen zitiert. Seine Co-Kuratorin Sandra Tretter von der Klimt-Foundation betont "die seltene Gelegenheit, die Entstehung eines der rätselhaftesten Werke von Gustav Klimt in ihrer ganzen Komplexität zu erleben".

Klimt und Schnitzler im künstlerischen Austausch?

Tretter hält es für möglich, dass Klimt in dem Gemälde Anregungen aus Arthur Schnitzlers gleichnamiger, 1891 bis 1895 entstandener Novelle aufgegriffen haben könnte. "Bei Schnitzler vergegenwärtigt sich die zuvor als Prostituierte tätige Braut im nachtblauen Gewand kurz vor der Hochzeit ihre zukünftige Rolle als Ehefrau. Und auch Klimt hüllt die Braut mit unschuldigen Zöpfen in ein blaues Kleid und versinnbildlicht in dem sie umgebenden lasziven, ästhetisch dekorativ gestalteten Figurenknäuel die Entfaltung ihrer sexuellen Energien und Triebe", schreibt Tretter im Katalog. "Es ist durchaus möglich, dass Klimt Kenntnis von dieser Erzählung hatte. Möglicherweise hörte er sie sogar aus Schnitzlers eigenem Mund, etwa im Rahmen jener privaten Zirkel, in denen der Dichter vor geladenen Gästen eigene Werke vortrug."

Das Schaffen des Wiener Künstlers im Blick

Zu sehen sind Zeichnungen, Skizzen, Fotos und vor allem das letzte Skizzenbuch Klimts, das erstmals umfassend ausgestellt wird. Neben der "Braut" ist mit "Adam und Eva" auch ein weiteres wichtiges Spätwerk Klimts zu sehen. Neben Fragen von Entstehung und Provenienz werden Ergebnisse von jüngst vorgenommenen kunsttechnologischen Untersuchungen präsentiert. Auch der Ort der Entstehung des Gemäldes, Klimts Atelier in der Feldmühlgasse in Wien-Hietzing, wird behandelt. Im Katalog geht etwa Barbara Marx den Spuren jener Gemälde nach, die sich zum Zeitpunkt von Klimts Tod im Februar 1918 in seinem Atelier befunden hatten. Im Falle von "Die Braut" scheint Emilie Flöge als Erstbesitzerin auf.

(APA/Red)

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