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Klassik um acht mit Majakowskij und Pasternak

Der aus der Ukraine stammende Sergiy Yakovlyev referiert russische Poesie des 20. Jahrhunderts.
Der aus der Ukraine stammende Sergiy Yakovlyev referiert russische Poesie des 20. Jahrhunderts. ©Evelyn Brandt, Margit Juriatti
literaturhaus schanett - Klassik um acht

Rankweil. (bra) Zu einem Literatursalon mit russischem Schwerpunkt lud der Verein literaturhaus schanett Mitglieder und Literaturfreunde in den Gasthof Mohren ein. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Klassik um acht” stellte Sergiy Yakovlyev zwei bedeutende sowjetische Schriftsteller des frühen 20. Jahrhunderts vor: Wladimir Majakowskij und Boris L. Pasternak.

Für Sergiy Yakovlyev hat die Dichtung des russischen Ausnahmepoeten und Mitbegründer des russischen Futurismus, Wladimir Majakowskij, eine besondere Bedeutung: “Majakowskij zeigt die Tiefe seiner Seele, seine Poesie ist erfrischend und radikal.” Der kleine Kreis hört in alten Tonbandaufnahmen die Stimme des zwei Meter großen Dichters.

Sergiy Yakovlyev übersetzt ein Gedicht und zeigt, wie das Multitalent Majakowskij mit alten Regeln der Dichtkunst bricht und mit einer Sprache ohne Versmaß neue Literatur begründet.

www.literaturhaus-schanett.at

Ich liebe
Gewöhnlich ist es so;

Liebe wird keinem Gebornen versagt,
doch jagt man nach Posten und Geld immerfort,
dann merkt man
von einem zum anderen Tag,
wie die Krume des Herzens
verdorrt.
Das Herz ist in Leibesleder gebunden,
der Umschlag des Leibes
heißt Hemd.
Nicht genug! –
Ein Idiot hat Manschetten erfunden
und die Hemdbrust
mit Stärke
bestuckt.
Das alternde Weib greift zur Schminke hastig,
der Mann treibt Müllersche
Mühlen-Gymnastik.
Zu spät!
Die Haut wird runzlig und blaß,
die Liebe
verblüht
und beißt ins Gras.

Wladimir Majakowskij (1922)

 

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