Wenn das nicht die Allmachtsfantasie vieler 14-Jähriger ist: Es gibt Ärger in der Schule, der Bruder kommt aus dem Knast mit Schulden bei Gangstern – und dann findet man eine Science-Fiction-Waffe, mit der man alles pulverisieren kann. So beginnt “KIN”, der erste Spielfilm der australischen Zwillinge Josh und Jonathan Baker, die ihre Karriere als Werbefilmer begonnen haben. Ab Donnerstag im Kino.
KIN – Kurzinhalt zum Film
“KIN” ist Englisch für Verwandtschaft oder Familie. Und um die Annäherung zweier ungleicher Brüder geht es. Eli (Filmdebüt für Myles Truitt) – ein ernster schwarzer Bub von 14 Jahren, adoptiert, Halbwaise – stößt beim Schrottsammeln in einer Fabrikhalle auf ein Schlachtfeld voller toter Soldaten in futuristischen Anzügen. Mittendrin liegt eine Hightech-Waffe, die aussieht wie eine moderne Spielkonsole. Eli nimmt sie mit, kommt aber gar nicht erst dazu, übungsweise auf Dosen zu schießen. Bald fliehen er und sein Adoptivbruder Jimmy (Jack Reynor) vor einem rachebeseelten Gangster (superbrutal und doch sympathisch: James Franco). Und vor den Besitzern der Superwaffe. Auf ihrer Reise durchs ländliche Amerika (ebenfalls geheimer Mitprotagonist) gabeln die Brüder noch die toughe Streunerin Milly (kumpelhaft: Zoë Kravitz) auf. Mit dem leidgeprüften Showgirl mit moralischem Kompass bilden sie für eine Zeit eine Art Ersatzfamilie.
Die Bakers sind durch ihre Werbe-Erfahrung ästhetisch routiniert. Entsprechend durchgestylt wirkt ihr Action-Roadmovie, entsprechend überlegt die Kameraarbeit von Larkin Seiple (“Swiss Army Man”), den die Brüder schon lange kennen. Mit dem hörenswerten Soundtrack haben sie kurzerhand eine ihrer Lieblingsbands beauftragt, die schottischen Post-Rocker von Mogwai. Man spürt, wie sehr den beiden dieses Filmdebüt am Herzen liegt, angefangen bei den liebevoll zugestellten Motel-Sets bis hin zu ihren Regieeinfällen. Darunter: die in den Milchshake getunkte Pommes und die Tücken von kugelsicherem Glas beim Verteidigen einer Polizeistation.
KIN – Die Kritik
Teile von “KIN” haben die Bakers schon einmal erzählt – in ihrem Kurzfilm “Bag Man”, der 2014 auf dem SXSW-Festival lief: Ein Neunjähriger haut aus Harlem ab und nimmt den Pendlerzug aufs Land. An einer abgelegenen Kiesgrube holt er eine Hightech-Waffe aus seiner Reisetasche und will sie gerade ausprobieren, da tauchen drei Gangster auf.
An der Vorgeschichte zeigt sich auch das Problem von “KIN”: Für einen Kurzfilm trägt der Stoff. Die Ausführung als Langfilm hat dramaturgische Schwächen. “KIN” erzählt sehr lange eine Vorgeschichte und bricht dann ab. Kurz zuvor erfahren wir noch, dass Eli ein Auserwählter ist. Statt epischer Erhebung stellt sich Enttäuschung ein.
Das liegt auch an den Figuren. Die entwickeln sich wenig, bleiben hölzern und rollenhaft. Viel Raum für Schauspiel gewährt die Story ihnen auch nicht. Der Einzige, der Emotionen zeigen (und Gangstermonologe halten) darf, ist James Franco als liebenswürdiger Fiesling mit Vokuhila. “KIN” ist der Wille zum Tiefsinn deutlich anzumerken. Leider erschöpft sich der am Ende in Plattitüden wie: Deiner Familie und dir selbst entkommst du nie. Oder: Wenn man ein Auserwählter ist und eine Hightech-Wumme hat, ist alles leichter.
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(APA/Red)
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