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"Keine ideale Zeit für neue Ideen"

Bürgermeister Wolfgang Langes im Interview.
Bürgermeister Wolfgang Langes im Interview. ©Andreas Boschi

Heimat Bregenz: Sie sind letzten Oktober als “Vize” in das Bürgermeisteramt gewählt worden und haben im Frühjahr die erste Wahl erfolgreich geschlagen. Wie waren die ersten 100 Tage in der neuen Periode?

Wolfgang Langes: Sie waren vor allem eine Herausforderung in Bezug auf das Zeitmanagement. In Hohenweiler ist das Bürgermeisteramt ein Nebenjob. Das heißt, es kommen in kurzer Zeit sehr viele Termine zusammen. Der Unterschied zu früher, als ich als Vizebürgermeister nur die Nummer zwei war, ist gewaltig. Damals hatte ich nur einen Bruchteil der Termine von heute zu bewältigen. In einer kleinen Gemeinde kommt auch dazu, dass die Menschen beinahe enttäuscht sind, wenn bei einer Veranstaltung nicht der Bürgermeister dabei ist.

Heimat Bregenz: Sie haben gerade angesprochen, dass Sie quasi “Teilzeit-Bürgermeister” sind. Wie schwierig ist es, das Amt, den Beruf und das Private unter einen Hut zu bringen?

Wolfgang Langes: Es ist von Vorteil, dass ich öffentlich Bediensteter bin. Zum einen, weil ein privater Arbeitgeber vermutlich nicht so viel Verständnis aufbringt wie ein öffentlicher. Zum anderen, weil ich meine Kollegen (Anm.: Stadt Bregenz) unkompliziert fragen kann, wie eine sich mir stellende Situation hier gelöst würde.

Heimat Bregenz: Die Wirtschaftskrise schlägt sich deutlich auf die Budgets der Gemeinden nieder. Wie wirken sich die Mindereinnahmen auf Hohenweiler aus?

Wolfgang Langes: Wir spüren die Krise dramatisch. Hohenweiler hat nur geringe eigene Einnahmen und hängt deshalb zu über 90 Prozent an öffentlichen Tröpfen, die 2009 um 10 Prozent geschrumpft sind. Für die nächsten Jahre schaut es nicht besser aus. Gleichzeitig steigen die Kosten im Sozialbereich markant an. Mittlerweile hinterfragen wir jede Ausgabe. Als junger Bürgermeister, der eigene Ideen hat und gestalten möchte, ist der gegenwärtige Zeitpunkt alles andere als ideal.

Heimat Bregenz: Welche Konsequenzen hat die angespannte finanzielle Situation auf die anstehenden Projekte?

Wolfgang Langes: Die unmittelbarste Konsequenz ist eine zeitliche Verschiebung. Die Situation ist allerdings nicht ganz so dramatisch, weil in Wahrheit keine umsetzungsreifen Projekte auf dem Tisch liegen. Beispielsweise steht es zwar außer Diskussion, dass wir ein neues Feuerwehrhaus brauchen. Dieses Projekt ist aber bisher nie konkret angegangen worden. Wir hoffen, dass wir die Verhandlungen über den Ankauf des von uns favorisierten Grundstücks neben dem hokus in der nächsten Zeit abschließen können, damit es uns in absehbarer Zeit gehört. Die Realisierung hängt allerdings von der Finanzsituation ab. Ebenfalls im Fokus stehen der Bauhof, die Hochwasser-Problematik und die Schule, die sehr sanierungsbedürftig ist.

Heimat Bregenz: Welchen Herausforderungen sehen Sie sich abseits der klammen Finanzen entgegen?

Wolfgang Langes: Ich sehe gerade für Gemeinden wie Hohenweiler eine große Herausforderung darin, dass sie für junge Familien attraktive Wohngemeinden bleiben. Unsere Zukunft ist nur gewährleistet, wenn junge Menschen im Ort leben. Das ist auch ein politischer Auftrag für einen Bürgermeister.

Andreas Boschi

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