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Kein leichter Weg für Arabischen Frühling

Ein Blick zurück von den Wurzeln bis heute: Petra Ramsauer sprach über den Arabischen Frühling.
Ein Blick zurück von den Wurzeln bis heute: Petra Ramsauer sprach über den Arabischen Frühling. ©Henning Heilmann
Rapper Samt und Petra Ramsauer zum Arabischen Frühling: Beides ging unter die Haut.
Montforter Zwischentöne zum Thema Revolution - Der Arabische Frühling im Graf Hugo

FELDKIRCH Als Arabischer Frühling wird eine vor gut acht Jahren begonnene Serie von Protesten, Aufständen und Revolutionen in der Arabischen Welt bezeichnet. Die Jugend kämpfte angesichts ihrer Perspektivlosigkeit und 50 Prozent Arbeitslosigkeit für Würde, Freiheit und Gerechtigkeit. Später wurde das zarte Pflänzchen Freiheit von Fanatikern missbraucht und heute ist fast nur noch von der Terrormiliz des Islamischen Staats die Rede. Kriegsberichterstatterin und Nahostexpertin Petra Ramsauer hat das alles persönlich erlebt und konnte dem interessierten Publikum erklären, warum die Feinde der Freiheit den Islamismus rasch ausbreiten und die Freiheitsbewegung verraten konnten. Ebenso machte sie angesichts des nahezu vollständigen Siegs über den IS in Syrien aber auch Hoffnung, dass nun eine echte Revolution im Sinne der Gründungsväter erfolgen könne.

Scheitern und Neuanfang

„Wir haben die Revolutionsträger im Stich gelassen“, erklärte Ramsauer und zeigte auf, wie die verfehlte Außenpolitik zur Tragik von Bürgerkrieg und Fanatismus führen konnte. Wie konnte der Islamische Staat einmal fast die Hälfte des Staates Syriens einnehmen? Assad habe die Balance zugunsten des IS verschoben, in dem er IS-Kämpfer frei und die friedliche Opposition inhaftieren ließ. Auch Europa habe zeitweise falsche Gruppen unterstützt und so Terror gefördert. Was die Menschen Syriens erlebten, sei noch schlimmer als ein Trauma: 500.000 Tote, sechs Millionen Menschen auf der Flucht. „Wenn der Islamische Staat zerstört ist, erleben wir den Beginn des neuen Syriens“, zeigte sich die Nahostexpertin überzeugt. Assad werde freie Wahlen nicht gewinnen. „Assad hat den Krieg gewinnen, aber wird den Frieden verlieren“, erklärte Ramsauer.

Demokratie als Worthülse

Auch Rapper Samts Texte luden die Zuhörer zum Nachdenken ein und riefen auf, die Demokratie ernst zu nehmen. Songs wie „Wutbürger“ kratzten an der schönen Schale des Worts: Wenn die Demokratie zum Deckmantel für eine Demokratur verkomme. Samt, dessen Vater Tunesier ist, bedankte sich für den ergreifenden Vortrag der Nahost-Expertin und erklärte, niemand dürfe bei Krieg, Folter und Gewalt wegsehen. Ramsauer sprach sich für humanitäre Interventionen in Bürgerkriegsländern aus. Diese seien aber mit einem klaren Plan für die friedliche Nachkriegsordnung zu verbinden.

Petra Ramsauer ist Journalistin, Buchautorin und Nahostexpertin. Sie berichtet u.a. für Die ZEIT-Online, Profil, ORF und NZZ am Sonntag. „Samt“ ist ein Vorarlberger Rapper. 2016 gewann er den ORF Mundart-Wettbewerb „Schnabl“. Der gut besuchte Abend fand im Rahmen der Montforter Zwischentöne im Jugendhaus Graf Hugo statt. HE

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