Das teilte Niedermeyer am Mittwoch in einer Aussendung mit. Damit gehen insolvenzbedingt weitere 300 Jobs bei Niedermeyer verloren, sie werden beim AMS angemeldet. Für die drei Angestellten der Filiale in der Bregenzer Kaiserstraße kam die Mitteilung überraschend, sie erfuhren vom Verlust ihres Arbeitsplatzes ebenfalls erst am Mittwoch Nachmittag. Nach der Teilinsolvenz im April sollte die Filiale eigentlich bestehen bleiben.
Kein Niedermeyer 3.0
Nach intensiven mehrwöchigen Verhandlungen seien am Dienstag die letzten Gespräche mit potenziellen Interessenten aus der Branche und der Finanzwelt erfolglos beendet worden. “Damit bleibt uns als letzter Ausweg nur die geordnete Liquidation des Unternehmens”, informierten Insolvenzverwalter Georg Freimüller und Niedermeyer-Geschäftsführer und -Mehrheitseigentümer Werner Weber heute die Gläubiger.
Ausverkauf ab Freitag
Ein Termin für die Schließung der 45 noch verbleibenden Filialen steht noch nicht fest, diese werde jedoch “sehr zeitnah” stattfinden, wie Pressesprecher Christian Rothmüller auf Anfrage bekannt gab. Der Ausverkauf beginne bereits diesen Freitag, den 31. Mai. Er betonte auch die große Enttäuschung, die das endgültige Aus innerhalb der Firma ausgelöst hat.
Schwieriges Markenumfeld
Experten der Gläubigerschutzverbände bedauerten das Scheitern der Sanierung, sprachen aber von einer “geordneten Schließung und Liquidation”. Für die betroffenen Arbeitnehmer versprach die Gewerkschaft Unterstützung.
“Die Sympathien der Konsumenten, der Einsatz der Mitarbeiter und die Verkaufsumsätze im April und Mai haben uns optimistisch gestimmt”, heißt es in der heutigen Niedermeyer-Aussendung. Die Enttäuschung über die fehlgeschlagene Investorensuche sei sehr groß, betonte Rothmüller. Nun werde es “zu einer sukzessiven Schließung der Filialen kommen”, wobei es dabei auch um die Weitergabe der Filialen an Interessenten gehen werde.
Offene Forderungen werden noch geprüft
Wie hoch die bisher angemeldeten Forderungen gegen Niedermeyer waren, sagte Rothmüller unter Hinweis auf die angesetzte Verhandlung am 6 Juni am Handelsgericht Wien nicht. Dann sollen die Forderungen geprüft werden.
“Ohne Kapital keine Rettung”
KSV-Experte Christoph Vavrik bedauerte, “dass ein Traditionsunternehmen die Sanierung nicht geschafft hat”, es sei allen aber klar gewesen, dass ein Investor Kapital bringen sollte. Niedermeyer-Geschäftsführer und -Eigentümer Werner Weber bezifferte laut einem heutigen “Standard”-Bericht den Kapitalbedarf mit 4 bis 6 Mio. Euro.
AKV-Expertin Birgit Trieb zufolge erinnert das Niedermeyer-Aus stark an die Cosmos-Pleite. Die Branche müsse ihr Business-Modell überdenken, der Druck der Großen bzw. aus dem Online-Handel sei zu groß, um derartige Konzepte wie bei Niedermeyer zu fahren. Sie betonte, dass die Lieferanten von Niedermeyer bis zum Schluss mitgespielt hätten.
Gewerkschaft unterstützt Arbeitnehmer
Unterstützung für die Arbeitnehmer von Niedermeyer kommt von der Gewerkschaft. Eine Arbeitsstiftung komme zwar nicht, dennoch werde man alle Beschäftigten im Insolvenzverfahren vertreten und schauen, “dass die zu ihren Ansprüchen kommen”, betonte Karl Proyer, stellvertretender Bundesgeschäftsführer der GPA-djp.
Stand April: 29 Mio. Euro Schulden
Niedermeyer hatte am 2. April ein Insolvenzverfahren am Handelsgericht Wien beantragt. Zunächst haben von den damals 580 Beschäftigten 280 ihren Job verloren, 53 der 98 Filialen wurden geschlossen. Die Schulden wurden bei der Insolvenzeröffnung mit knapp 29 Mio. Euro beziffert. Damit war Niedermeyer die größte Insolvenz in Wien. Insgesamt waren rund 840 Gläubiger von der Pleite betroffen.
Im Geschäftsjahr 2011/12 (per 30. April) erlitt Niedermeyer einen Verlust von 2,9 Mio. Euro, im Jahr davor hatte das Unternehmen einen geringen Gewinn in der Größenordnung von 100.000 Euro. 2009/10 hatte die Elektrokette mit einem Minus von 5,22 Mio. Euro noch rotere Zahlen als zuletzt geschrieben.
Niedermeyer gehört mehrheitlich Geschäftsführer Weber, der über die Sapentia GmbH 50,1 Prozent am Elektrohändler hält. Die restlichen 49,9 Prozent gehören der Hypo Equity Beteiligungs AG, an der laut FirmenCompass u.a. die Vorarlberger Landes- und Hypothekenbank Aktiengesellschaft (43,29 Prozent) und die Hypo Tirol Bank (21,78 Prozent) wesentlich beteiligt sind. (red/APA)
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