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Kein echter Sir, aber exaltierte Ladies

Köstliches Diener-Personal: Johann Wehinger als Diener Alfred und Elisabeth Schroffenegger-Hassan.
Köstliches Diener-Personal: Johann Wehinger als Diener Alfred und Elisabeth Schroffenegger-Hassan. ©Seniorentheater Feldkirch
Seniorentheater Feldkirch hatte am Saumarkt erfolgreiche Premiere.

Einmal jährlich kann sich die immer größer werdende Fangemeinde des Seniorentheater Feldkirch auf eine Premiere im Theater am Saumarkt freuen. Kürzlich war es wieder soweit.   Die Stadt Feldkirch lud zur neuen Produktion der agilen Senioren-Mimen  ein, zur Kriminalkomödie von Andreas Kroll,  „John Stanky – Privatdetektiv“.  Unter Karin Epples  flotter Regie  agierte ein herrliches Ensemble älterer spielfreudiger Menschen, denen es als Hobby-Künstler nur ums begeisternde Spielen und nicht um Gagen und Ruhm geht.  Autor Andreas Kroll bedient sich bei seiner im Chicago 1930 (?) angesiedelten Kriminalkomödie eigentlich des Sujets altenglischer Stories; einer/eine unter den Anwesenden im Adelsmilieu muss der Übeltäter sein ... Die steife Lady Elisabeth Bellingham wird erpresst. Ihre Enkelin Lady Alice engagiert einen zweitklassigen Privatdetektiv, John Stanky, derzeit arbeitslos, den sie aber mit einem Stardetektiv  verwechselt. Stanky hat nichts dagegen, da ein fettes Honorar winkt und überdies der Sprung in die höhere adelige Gesellschaft, wo es vor exaltierten Damen nur  so wimmelt.

Ladies first

Es ist fast ein „Frauenstück“, denn sechs Ladies etc. stehen „nur“ drei Männer gegenüber. Einer davon ist eben John Stanky, hinreißend gespielt vom Vollblutkomödianten mit schon langer Bühnenerfahrung, Gerd Degiorgio. Wie er sich, im Smoking einen „Sir“ mimend, im mehrfach grell geschminkten reifen Damenflor der exaltierten Plaudertaschen zurechtfindet bzw. den Erpresser von Lady Bellingham findet, ist köstlich und soll hier bei einem Krimi natürlich nicht verraten werden. Der ebenfalls vom Amateurtheater bekannte Josef Wehinger hüpfte als Diener Alfred omnipräsent über die Bühne, spielte sein zitterndes Parkinson-Gebrechen aber übertrieben. Martin Dobler als Sir Thomas fungierte nur als Fast-Phantom. Ja, und nun die Damen, jede auf ihre Art, boten allemal feines Theatervergnügen mit vielen Gags, was wohl die Handschrift der Regisseurin Karin Epple verriet. Doris Zelzer, Sonja Hummer, Christina Dezfulian, Maria Bacher, Marianne Huber, Elisabeth Schroffenegger-Hassan – Applaus für den Feinschliff der einzelnen Charaktere, für klare sprachliche Diktion (bei Profis sehr oft nicht selbstverständlich !). Hier auch ein Lob für den unsichtbaren Ernst Walser, der auf Band als John Stanky vorbildlich parlierte. Martin Scherrer untermalte am Klavier mit Ami-Rhythmen. Die letzte Aufführung findet am Sonntag, 24. November, um 17 Uhr im Theater am Saumarkt statt.

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