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Auferstanden von den Toten: Ist der verschollene Milliardär in Russland untergetaucht?

Lebt Karl-Erivan Haub noch?
Lebt Karl-Erivan Haub noch? ©AP
Das mysteriöse Verschwinden von Karl-Erivan Haub: Vom Schweizer Gletscher nach Moskau?

Das Verschwinden von Karl-Erivan Haub, dem ehemaligen Tengelmann-Chef, im Jahr 2018 während eines Skiausflugs im Schweizer Wallis ist bis heute ein ungelöstes Rätsel. Nun gibt es Hinweise, dass der Milliardär, der 2021 vom Amtsgericht Köln für tot erklärt wurde, in Moskau gesehen worden sein könnte.

Haub, der im Alter von 58 Jahren während eines Skiausflugs in Zermatt verschwand, war der Kopf des Einzelhandelsunternehmens Tengelmann. Trotz intensiver Suchmaßnahmen blieb er nach seinem Verschwinden unauffindbar und man ging davon aus, dass er in den Schweizer Alpen verunglückte.

  • Karl-Erivan Haub, auch bekannt als "Charly", war der Kopf des Tengelmann-Imperiums, das 2017, kurz vor seinem mysteriösen Verschwinden, auf einen Wert von 4,2 Milliarden Euro geschätzt wurde. Er folgte seinem Vater nach, der Tengelmann zu einem der größten Lebensmittel-Filialisten in Deutschland gemacht hatte. Haub modernisierte das Unternehmen, investierte in den Textil-Discounter KiK, erweiterte die Beteiligung an der Baumarktkette Obi und stieg in den Online-Handel mit Investitionen in Firmen wie Zalando und Delivery Hero ein.
  • Als begeisterter Sportler war Karl-Erivan Haub auch ein passionierter Läufer, Bergsteiger und Skifahrer, der das Matterhorn bestieg und an anspruchsvollen Skirennen und Marathons teilnahm. Er lebte mit seiner Ehefrau Katrin, den Zwillingen Viktoria und Erivan und seinen zwei Brüdern, Christian und Georg, in Köln.
Pressekonferenz nach der Suchaktion in Zermatt.

Jetzt berichten RTL Reporterin Liv von Boetticher und das Magazin "Stern" von einem Informanten mit Verbindungen zum russischen Inlandsgeheimdienst FSB, der behauptet, Fotos zu besitzen, die Haub zeigen. Die Bilder, angeblich von Überwachungskameras in Moskau aufgenommen, zeigen eine Person, die mit einer Biometrie-Software abgegelichen wurden und zu über 90 Prozent mit Referenzbildern von Haub übereinstimmen sollen.

Neue Beweise?

Dieser neue Beweis, sofern er echt ist, würde Spekulationen erhärten, dass Haub Verbindungen zu Russland und zu russischen Geheimdiensten hatte. Zentral in diesen Überlegungen ist eine Russin, die Haub in St. Petersburg kennengelernt haben soll und die Verbindungen zum FSB hat.

Es wird angenommen, dass Haub und diese Frau häufig zur gleichen Zeit am selben Ort waren. Zum Beispiel waren sie beide im Juli 2008 in Moskau und Sotschi und fuhren im Mai 2009 mit demselben Nachtzug von Moskau nach St. Petersburg, allerdings in getrennten Abteilen.

Russischer Oligarch undBanker

Eine andere Figur von Interesse ist der russische Banker und Oligarch Andrej Suzdaltsew, der Geschäftsbeziehungen zu Haub unterhalten haben soll. Die Ergebnisse von Ermittlungen, die von Haubs Familie in Auftrag gegeben wurden, lassen die Frage aufkommen, ob der Milliardär ein Doppelleben führte.

Regelmäßige Telefonate nach Russland

Ausgewertete Telefonverbindungen zeigen, dass Haub regelmäßig nach Russland telefonierte, wobei sein letzter Anruf in der Nacht vor seinem Verschwinden an eine russische Nummer ging. Dieses Gespräch dauerte 108 Minuten.

Karl-Erivan, Georg und Christian Haub. ©REUTERS/Ina Fassbender

Überwachungsbilder aus Russland

Die Überwachungsbilder, die Haub angeblich in Russland zeigen, wurden in der RTL-Sendung "Extra" gezeigt werden. Christian Haub, der Bruder des Vermissten, lehnt es im Namen der Familie Medienanfragen ab, zu den neuen Beweisen Stellung zu nehmen. Konfrontiert mit den neuen Recherchen, reagiert Christian Haub lediglich mit einem Verweis auf sein Statement vom 27. Mai 2021. Darin erklärt er unter anderem, dass es „bis heute keine stichhaltigen Beweise und letztlich auch kein stichhaltiges Motiv gibt, die die Richtigkeit der alternativen Theorien stützen würden“.

Auf Grundlage ihrer Buchrecherchen über das mysteriöse Verschwinden des Milliardärs Karl-Erivan Haub, präsentierte Autorin Liv von Boetticher im RTL-Magazin 'EXTRA' weitere Spuren der Akte Tengelmann. ©RTL / Jens Fussan
  • Im Zuge der Arbeiten an ihrem Buch („Die Akte Tengelmann“, VÖ. 23.5.23 im FinanzBuch Verlag) gelang es Liv von Boetticher, an neue Indizien für das mögliche Fortleben des Milliardärs zu gelangen, die sie am Dienstag bei RTL EXTRA (22:35 Uhr) und stern PLUS (ab Donnerstag auch in der Heft-Ausgabe) veröffentlichte.
  • Verbindungen nach Russland und eine russischen Geliebte? Christian Haub und die Familie bezeichneten - wie "T-Online" berichtet - die Darstellung der Journalisten als "skrupellos". Auch das Kölner Amtsgericht wies die Recherchen zurück, da sie auf "Vermutungen und nicht prüfbaren Unterlagen" basierten. Trotz Widerspruch blieb der Sender bei seiner Darstellung und präsentierte am Dienstag neue Beweise in einer weiteren Dokumentation.

Zum Buch: "Die Akte Tengelmann"

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