Hawelka hatte erst im vergangenen April seinen 100. Geburtstag gefeiert. Einem großen Fest zu diesem Anlass war er aus gesundheitlichen Gründen aber bereits ferngeblieben. Wien. Mein Vater ist in seinem Bett gelegen und ohne Schmerzen eingeschlafen , berichtete seine Tochter. Er habe sich den ganzen Tag schon schwach gefühlt. Der am 11. April 1911 geborene Hawelka gründete das gleichnamige Cafe gemeinsam mit seiner 2005 verstorbenen Frau Josefine im Jahr 1939. Ab den 1960er Jahren etablierte sich das nicht einmal 100 Quadratmeter große Kaffeehaus Hawelka zum Künstlertreff der heimischen Avantgarde, der Protagonisten wie Helmut Qualtinger, Oskar Werner oder Friedensreich Hundertwasser.
Hawelka war Cafétier mit Herzblut
Zeit seines Lebens konnte sich Leopold Hawelka ein Leben ohne sein Cafe in derWiener Innenstadt nicht vorstellen. Trotz seines hohen Alters kam der Cafetier auch heuer noch beinahe täglich in sein berühmtes Lokal in der Dorotheergasse. “Er hat immer noch seine 20-Stunden-Woche”, schmunzelte Enkel Michael Hawelka aus Anlass des 100. Geburtstages seines Großvaters. Michael Hawelka führt mittlerweile mit seinem Bruder Amir die legendäre Institution. Als Geburtstagsgeschenk ließ das Geschäftsführer-Duo eigene Leopold-Hawelka-Tassen anfertigen.Kaffee ließ sich der Hausherr fast bis zuletzt regelmäßig im Hawelka servieren. Zwei bis drei Stunden saß der Cafetier-Methusalem an fast jedem Vormittag in seinem weit über Wiens Grenzen hinaus bekannten Lokal. “Er ist immer noch unser Generaldirektor. Wenn er im Haus ist, ist er der Chef”, ließ Enkel Michael im Frühjahr keinen Zweifel am Führungsanspruch des Seniors.
Atmosphäre? Unverändert!
Das Interieur blieb in der Ära Leopold Hawelkas praktisch unverändert. Die Kreativszene ist mittlerweile aber großteils Touristen, denen der Hausherr oft Autogramme gab, gewichen. Und dicke Rauchschwaden sind im Hawelka dank des Tabakgesetzes inzwischen Geschichte – sehr zum Missfallen von Leopold Hawelka. Der Enkel berichtete, dass sein Großvater immer wieder Anweisungen gab, Aschenbecher auf die Tische zu stellen.
Der Alt-Cafetier selbst habe indes immer “solid” gelebt, nannte Leopold Hawelka vor zwei Jahren in einem APA-Interview das Geheimnis seines langen Lebens. Zumindest ein Laster hatte der Seniorchef allerdings: Süßigkeiten. Schließlich gehörten die hauseigenen Buchteln zu seinen Lieblingsspeisen, wie er damals bekannte. Sie haben es im Lauf der Jahrzehnte ebenfalls zum Legendenstatus gebracht. Bis zu ihrem Tod im Jahr 2005 wurden die gefüllten Germziegel von Leopolds Gattin Josefine selbst in den Ofen geschoben. Danach kümmerte sich Sohn Günter Hawelka – gelernter Konditor und ebenfalls bereits im Pensionsalter – um das begehrte Backwerk.
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