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Kärntner Kinder- und Jugendhilfe wird neu aufgestellt

Die Abteilung der Kärntner Kinder- und Jugendhilfe wird aufgelöst.
Die Abteilung der Kärntner Kinder- und Jugendhilfe wird aufgelöst. ©APA/THEMENBILD
Kärntens neuer Landesrat Peter Reichmann (SPÖ) strukturiert die Kinder- und Jugendhilfe neu. Der Posten der bisher zuständigen Unterabteilungsleiterin fällt mit Jahreswechsel weg, die Abteilung wird aufgelöst. Es gibt nun eine Anweisung Reichmanns, "beim kleinsten Verdacht" auf strafrechtlich relevante Missstände die Staatsanwaltschaft einzuschalten. Elf Sachverhalte wurden oder werden aktuell übermittelt, hieß es am Freitag vor Journalisten.

"Jedes Kind in Kärnten soll ruhig und sicher schlafen können", sagte Reichmann. Die elf Sachverhalte wurden in den vergangenen Wochen beim Land gemeldet oder erneut gemeldet. Sechs davon wurden schon früher an die Staatsanwaltschaft gemeldet und werden erneut übermittelt, fünf Fälle werden erstmals zur eventuellen Strafverfolgung übermittelt.

Im Bereich der Verwaltung kommen die rund 40 Mitarbeiter, die bisher in der Abteilung 4 für Kinder- und Jugendhilfe zuständig sind, in die Abteilung 6, Bildung und Sport. Dort wird der Bereich, der dann Kinder- und Jugendschutz heißen soll, keine Unterabteilungsleitung bekommen, sie wird direkt der Abteilungsleitung unterstellt. Die Abteilung 4 wird mit Jahreswechsel aufgelöst.

Maulkorb für Mitarbeiter

Ein Problem sieht Reichmann in Geheimhaltungsklauseln in Arbeitsverträgen von Mitarbeitern in Einrichtungen, in denen Kinder stationär untergebracht sind. "Die Kolleginnen und Kollegen in den Trägerorganisationen sind unsicher, mit wem sie sprechen dürfen." Reichmann verweist auf AK und ÖGB, wo Arbeitsverträge geprüft werden können. Reichmann: "Verträge dürfen nicht dazu führen, dass Missstände nicht gemeldet werden." Insgesamt sei das Ziel seiner Reform, Kommunikation zwischen den Ebenen, Fehlerkultur und Kontrollen zu stärken, ebenso die Sozialarbeit für untergebrachte Kinder wie jene in den Familien. Das Kinder- und Jugendhilfegesetz soll novelliert werden.

Kärnten hat im Bundesländervergleich die relativ höchste Anzahl an Fremdunterbringungen. Mit Ende September befanden sich 499 Kinder und Jugendliche in stationären Einrichtungen, weitere 242 bei Pflegefamilien. In Kärnten gibt es 17 Einrichtungen für stationäre Unterbringung, Träger sind neben SOS Kinderdorf, das derzeit massiv mit Missbrauchs- und Misshandlungsvorwürfen konfrontiert ist, unter anderem Caritas und Diakonie de La Tour. 2024 gab es 67 Kindsabnahmen. Auf die Frage, warum in Kärnten öfter als andernorts Kinder aus ihren Familien genommen und stationär untergebracht werden, hat Reichmann derzeit keine Antwort. Es sei jedoch ein Ziel, den Wert wenn möglich zu senken, die Prävention zu stärken.

Vergangenheit aufarbeiten

Reichmann, seit drei Wochen im Amt, sagte im Pressegespräch, er möchte auf die Zukunft fokussieren und nicht weiter auf die Vergangenheit eingehen. Wie bisher in der Abteilung 4 mit Verdachtsmeldungen umgegangen wurde, ist allerdings Gegenstand einer Revision. "Wir prüfen im Sinne einer Fehlerkultur."

Die Oppositionspartei "Team Kärnten" sieht mit den Plänen ihre Forderungen nach einer Neuaufstellung der Kontrolle umgesetzt, ein personeller Neustart werde gewährleistet. Parteichef Gerhard Köfer: "Es wird sich in den kommenden Monaten und Jahren zeigen, inwiefern die neuen Strukturen geeignet sind, negative Vorfälle und Entwicklungen zu unterbinden (...)." Nicht zufrieden sind die Grünen. Landessprecherin Olga Voglauer verlangt Details zur Aufarbeitung und konkrete Maßnahmen und Konzepte.

(APA)

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