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Kabarettistisches „Fleisch“ mit Gütesiegel

Ein Kuss von Gabi mit „Fleisches Lust“.
Ein Kuss von Gabi mit „Fleisches Lust“. ©privat
Gabi Fleisch zeigte im Vereinshaus als „Heimspiel“ zweimal ihre „Fleisches Lust“.

 

Götzis. (sch) Wenn man als Töchterlein eines Lebensmittelhändlers namens Fleisch auf die Welt kommt und sich ziemlich frühreif schon zu den Bühnenbrettern hingezogen fühlt, gibt es zwei Möglichkeiten; entweder man verbirgt das etwas blutrünstige „Fleisch“ unter einem smarten Künstler-Pseudonym (Gabi hat das nie getan), oder eine Spitzenkabarettistin wie sie spielt famos in einem fulminanten Soloabend mit ihrem Namen und dessen eindeutig zweideutiger Fortsetzung „Fleisches Lust“ und begeistert ihre große Fangemeinde mit einem Pointengewitter ebenso wie mit mimischen Glanznummern. Indem Gabi Fleisch erstmals sich selbst sehr realistisch, aber mit der nötigen Ironie und künstlerischen Freude und Freiheit am Spaß zum Thema ihrer neuen Produktion „Fleisches Lust“ macht, zeigt das textlich anspruchsvolle Zweistundenprogramm wohl die beste und reifste Gabi, die es bisher gab. Das jubelnde Publikum verlieh ihr beim „Heimspiel“ in Götzis jedenfalls das gerechte und verdiente Gütesiegel erster Klasse für dieses „Fleisch“-Produkt.

Lebensweg mit Seitenweglein

Gabi Fleisch in apartem schwarzem Kleid am Tisch mit Sektglas braucht weiter keine Requisiten; Wort und Spiel genügen, um das Publikum zu animieren, ja auch zu fesseln. Der Lebensweg der kleinen Gabi beginnt in einer großen Familie, im Götzner SPARgeschäft heißt es mithelfen (Lohn ist bisweilen nur ein Schokohasentorso), allein schon diese Jugendgeschichten sind köstlich. Doch die erwartete „Fleisches Lust“ des Titels kommt naturgemäß erst später zu ihrem Recht, und zwar wenn Gabi von ihrem (schon) Dauerverlobten, dem urigen „Doktor“ aus Tirol, mit kehliger Imitation plaudert und manchen Lust-Dämpfer des medizinischen Gegenübers freimütig zum Besten gibt. Auch bleibt der angekündigte Striptease fürs Publikum mit Hüftwackeln und neckischer roter Boa nur Fantasie – zu oft lässt sich Gabi selbst davon ablenken, mit -zig messerscharf und „lust“voll beobachteten und karikierten Typen und Situationen des Alltags … Ehe, Scheidung, Politiker, VN-Diamantene Hochzeiten, genial Gabis Abneigung gegen Tanzkurse, Handy-und Facebook-Terror, Beipackzettel/Warnhinweise, ärztliche Schweigepflicht (?), miese Verkäufer/innen (Spitze im Baumarkt!) etc. etc. Es menschelt deftig ringsum.

Keine Klischees

Angenehm empfindet man, dass die in der einschlägigen heimischen Kabarettszene schon überdrüssig-obligaten Untergriffe gegen die „ghöriga Gsiberger“ hier gänzlich fehlen. Völlig zu Recht auch ein Exkurs von Gabi Fleisch zur teils hysterischen Ablehnung alter Begriffe wie „Zigeuner“ (Zigeunerweisen Zigeunerprimas) oder „Mohr“ (Mohrenkopf, Mohrenbräu). Vielleicht werde aus „Frau“ sogar einmal das unverdächtige „Mensch mit Menstruationshintergrund“. Fleisch präsentiert insgesamt nur eigene Texte; das Sujet ist dramaturgisch so gut gebaut, dass der zweite Teil sogar noch gedoppt wird (Regie: Hajo Förster). Und immer wieder „spielt“ Gabi vergnüglich im Dialog mit dem Publikum. Ein Superabend des geistreichen Humors!

 Weitere Aufführungen:

11.4. Theater am Saumarkt, Feldkirch

12.4. Altes Kino, Rankweil

23. 4. Hofsteigsaal, Lauterach

 

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