Junge Mutter stirbt nach Lippen-Aufspritzen: Witwer sieht Versagen in Wiener Krankenhaus

Die 28-Jährige ließ sich am 6. Oktober 2023 von einer Frau behandeln, die sich auf Instagram als Ärztin ausgab. Sie zahlte für die Spritze, mit der ihre Lippen vergrößert wurden, 180 Euro an die Frau, die seither untergetaucht ist und aus der Slowakei stammen dürfte.
Wienerin erst nach viertem Krankenhausbesuch stationär aufgenommen
Nach der Behandlung leidet die 28-Jährige an extremen Kopfschmerzen und sucht Hilfe in der Klinik Floridsdorf. Dort erhält sie Schmerzmittel. Später wendet sie sich an die Klinik Donaustadt, wo sie Antibiotika erhält. Anschließend wird die junge Mutter noch zwei Mal mit der Rettung in die Notaufnahme der Klinik Donaustadt gebracht. Trotz der Erstellung von Befunden kommt es zu keiner Diagnose. Sie wird stationär aufgenommen und verstirbt in der zweiten Nacht im Krankenhaus.
Der Witwer hat sich einen Anwalt genommen. Dieser wirft dem Spital vor, die Frau zu spät stationär aufgenommen zu haben. Der Witwer will Trauergeld, Bestattungskosten und den Unterhalt für das Kind einklagen. Sollte der Gesundheitsverbund dem nicht nachkommen, wolle er auf zivilrechtlichem Wege eine Klage einbringen, hieß es. Zudem möchte er die Öffentlichkeit vor solch dubiosen Angeboten warnen, die mutmaßlich zum Tod seiner Frau geführt haben. Eine Obduktion wurde angeordnet, wie "Wien Heute" berichtete.
Klinik Donaustadt wehrt sich gegen Vorwürfe
Nach dem Tod der Frau hat sich die Klinik Donaustadt am Donnerstag gegen Vorwürfe gewehrt. Die 28-Jährige habe im Spital "eine extrem seltene autoimmunologische Reaktion" bekommen, hieß es am Donnerstag auf einer Pressekonferenz des Spitals. Man habe keine Chance gehabt, sie zu heilen. Wie die "Kronen Zeitung" berichtete, macht die Familie ärztliche Versäumnisse für ihren Tod verantwortlich.
Lothar Mayerhofer, Ärztlicher Direktor des Spitals, betonte am Donnerstag in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz: "Im Nachhinein wissen wir, dass wir aufgrund dieser extrem seltenen immunologischen Reaktion zu keinem Zeitpunkt eine Chance hatten." Es habe sich hierbei um eine "Reaktion mit extrem schnellen Verlauf" gehandelt, die nicht durch Studien sondern, ausschließlich durch Einzelfälle bekannt sei.
Frau soll Aufnahme und Medikamente verweigert haben
"Wir haben sie insgesamt vier Mal genauestens untersucht." Bereits beim ersten Mal habe man den Kopf der Frau mit einem Computertomograf gecheckt. Zu diesem Zeitpunkt hätte jedoch keine Indikation für eine Aufnahme bestanden, hieß es. "Kein Spital der Welt hätte sie zu diesem Zeitpunkt aufgenommen", sagte Mayerhofer. Als die Patientin das Spital zum dritten Mal aufgesucht habe, habe man ihr schließlich eine Aufnahme angeboten. "Die hat sie aber abgelehnt, auch die Medikamente", sagte der ärztliche Leiter des Spitals. Die Frau sei damals in der Lage gewesen, das Spital allein zu verlassen. Mayerhofer verwies im Zuge der Pressekonferenz auch auf eine entsprechende Dokumentation durch das Krankenhaus. "Beim vierten Mal war dann schließlich klar, dass sie aufnahmepflichtig ist."
Laut Obduktion "furchtbar verlaufende immunologische Reaktion"
Die Frau sei dann "unter laufender Therapie verstorben". Eine pathologische Untersuchung habe zunächst keinen Grund für ihren Tod liefern können. Im Zuge einer Obduktion durch einen Gerichtsmediziner sei dann eine "furchtbar verlaufende immunologische Reaktion" festgestellt worden, sagte Mayerhofer. Das Krankenhaus richtete den Angehörigen am Donnerstag sein ausdrückliches Beileid aus, betonte jedoch dass die Ärzte alles getan hätten, um der Frau zu helfen. "Aber da waren so viele Bereiche und Systeme betroffen, dass wir ihr nicht helfen hätten können und es auch kein Medikament gegeben hätte", ergänzte Stationsärztin Regina Katzenschlager, Leiterin der Neurologie mit Akutgeriatrie.
Was die vom Witwer geforderte Entschädigung angeht, brachte Mayerhofer den Entschädigungsfonds der Wiener Patientenanwaltschaft ins Spiel. So könne die Familie zumindest finanzielle Entschädigung bekommen. Der Fonds sei gerade für solche Fälle geeignet, hieß es.
Substanz für Beauty-Behandlung Gegenstand von Ermittlungen
Welche Substanz bei der Beauty-Behandlung zum Einsatz kam, ist laut den Ärzten noch nicht klar. Von der Kosmetikerin fehlt seither jede Spur. Das Krankenhaus versuchte Katzenschlager zufolge mehrfach die Kosmetikerin zu erreichen. "Aber die Nummer, die uns von der Patientin im Zuge der Behandlung gegeben wurde, ist eine, bei der man niemanden erreicht", so die Medizinerin. Man habe großes Interesse daran, zu klären, welche Substanz gespritzt worden sei, hieß es.
(APA/Red.)
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