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Junge IS-Anhängerin aus Konstanz festgenommen

©Themenbild: Weibliche Islamisten (AFP)
Als Zehntklässlerin verfällt Sarah O. einem IS-Kämpfer und verzieht 2013 vom Bodensee nach Syrien. Nun kehrte sie mit drei Kindern zurück nach Deutschland.


Als Jugendliche schloss sich Sarah O. den Islamisten in Syrien an. Die Gymnasiastin aus Konstanz am Bodensee war erst 15 Jahre alt, als sie 2013 in das Bürgerkriegsland zog. Nun haben Ermittler die heute 20-Jährige bei ihrer Wiedereinreise am Düsseldorfer Flughafen festgenommen. Wie die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mitteilte, wurde die Deutsch-Algerierin am Freitag von der Türkei in die Bundesrepublik abgeschoben.

IS-Anhängerin bringt Kinder mit nach Deutschland

Die Zehntklässlerin war im Herbst 2013 von Stuttgart in die Türkei geflogen, um von dort weiter nach Syrien zu reisen und einen islamistischen Kämpfer aus Köln zu heiraten. Durch die Kontrollen kam sie mit einer gefälschten Vollmacht ihrer Eltern, einer Deutsche und eines Algeriers. Auf ihrer später deaktivierten Facebook-Seite gab sie zu ihrer Person an, seit dem 4. Januar 2014 verheiratet zu sein und für Allah zu arbeiten.

Die Ermittler werfen Sarah O. vor, in Syrien Mitglied der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) geworden zu sein. Anfang 2014 heiratete sie den Angaben zufolge den aus Deutschland stammenden IS-Kämpfer. Nach Informationen der dpa hat Sarah O. inzwischen drei Kinder, die sie mit nach Deutschland gebracht hat.

Übernahm Wach- und Polizeidienste

Weiter mitgeteilt wurde, dass sie sich beim IS an der Waffe habe ausbilden lassen und mit ihrem Mann Wach- und Polizeidienste übernommen hätte. Die Islamisten stellten ihr demnach eine Wohnung, wo sie zeitweilig Neuankömmlinge aufnahm. Sie soll ebenfalls versucht haben, Menschen in Europa für den IS anzuwerben und zur Ausreise zu bewegen. Das Paar habe ein Monatsgehalt von rund 118 US-Dollar (rund 100 Euro) bekommen. Anfang 2018 floh Sarah O. laut Bundesanwaltschaft in die Türkei und stellte sich dort den Sicherheitskräften.

Die 20-Jährige wurde noch am Freitag  dem Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof in Karlsruhe (BGH) vorgeführt und befindet sich nunmehr in Untersuchungshaft. Der Generalbundesanwalt hat in den vergangenen Monaten bereits zwei andere deutsche IS-Anhängerinnen in Untersuchungshaft nehmen lassen.

Weibliche IS-Anhänger kein Einzelfall

So wurde Ende Juni die 27-jährige Jennifer W. in Schwaben festgenommen. Ihr konnten die Ermittler nach damaligen Angaben nachweisen, dass sie für den IS im Irak als “Sittenpolizistin” auf Patrouille ging.

Die 31 Jahre alte Sabine S., die Ende Juli im Großraum Karlsruhe festgenommen wurde, soll in Syrien einen ihr bis dahin unbekannten IS-Kämpfer geheiratet und mit diesem zwei Kinder bekommen haben. In einem Internet-Blog habe sie das Leben beim IS angepriesen.

Generalbundesanwalt Peter Frank will verstärkt auch gegen weibliche IS-Anhänger vorgehen. In den meisten Fällen sei  das aber schwierig, weil die Frauen zwar oft Kämpfer heiraten und gemeinsame Kinder im Sinne der IS-Ideologie erziehen, aber nicht immer selbst aktiv werden oder gar zur Waffe greifen. Den Haftbefehl gegen Sabine S. hatte der BGH zunächst verweigert, da der bloße Aufenthalt beim IS und die Teilnahme am Alltagsleben den Ermittlungsrichter nicht ausreichten.

(dpa)

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