Den Ärzten war sofort klar, dass es der Frau wirklich schlecht ging: Sie war blass, lethargisch und ihr Bauch war stark aufgebläht. Bei der ersten Untersuchung wurde festgestellt, dass ihr Herz rasend schnell schlug (Tachykardie). Es stellte sich zudem heraus, dass einige ihrer Herzkranzgefäße sehr empfindlich waren, wie im Fachjournal "Urology Case Reports" berichtet wird. Zusätzlich zu all dem hatte die junge Frau noch mit den Symptomen zu kämpfen, die sie veranlasst hatten, die Notaufnahme aufzusuchen: Fieber, Schüttelfrost, Erbrechen und so gut wie kein Hunger.

Im Al-Zahraa-Spital in Beirut wurden mehrere Untersuchungen vom medizinischen Personal durchgeführt. Erst durch ein Röntgenbild konnte die Ursache für die zahlreichen Beschwerden festgestellt werden: Ein Fremdkörper, der offenbar aus Kalk besteht und etwa die Größe einer Orange hat, steckte im Becken der Patientin fest. Dieser Fremdkörper wird als Vaginalstein bezeichnet.

Die Ärzte konnten mithilfe eines CT-Scans feststellen, dass der Vaginalstein eine Größe von neun mal zehn Zentimeter hatte und in der Region zwischen Harnblase und Rektum eingeklemmt war. Zudem wurde ein kleinerer Vaginalstein im linken Harnleiter entdeckt, der für eine Blockade sorgte und auf eine mögliche Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) hinwies, wie in der Fallstudie der Autorinnen und Autoren beschrieben.

Zu Beginn behandelten die Ärzte die Entzündung, indem sie einen Harnleiterstent einsetzten, um die Niere zu entlasten. Zusätzlich erhielt die Patientin Breitbandantibiotika, gefolgt von einer auf ihre Beschwerden abgestimmten Therapie. Nach etwa sechs Wochen, als die Infektion vollständig abgeklungen war, wurde ein Laser verwendet, um die Kalkbrocken im Unterleib der Frau zu zerkleinern. Sechs Wochen später wurden die zertrümmerten Fremdkörper in einer über dreistündigen Operation entfernt.

Vaginalsteine können auf zwei verschiedene Arten entstehen: Primäre Vaginalsteine entstehen durch Urinstau in der Vagina, wie es bei der Libanesin der Fall war. Sekundäre Vaginalsteine hingegen bilden sich durch die Kristallisation von Urinbestandteilen um einen Fremdkörper in Vulva und Vagina.
Wenige dokumentierte Fälle
Vaginalsteine kommen selten vor und es gibt nur wenige dokumentierte Fälle, sagen die Forscher. Wie Nierensteine werden auch Vaginalsteine von verschiedenen Faktoren beeinflusst, wie Ernährung, pH-Wert des Urins, Harnstauung, Mikrobiom, Sexualhormone und Genetik. Bei der 27-jährigen Frau könnte dies auch mit ihrer Krankengeschichte zusammenhängen: Sie leidet an spastischer Zerebralparese, ist bettlägerig und hatte in der Vergangenheit Probleme mit Harninkontinenz. (VOL.AT)
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