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"Juicy Fields": Mann aus Niederösterreich festgenommen

Ein Niederösterreicher wurde wegen Anlagebetrug mit "Juicy Fields" festgenommen.
Ein Niederösterreicher wurde wegen Anlagebetrug mit "Juicy Fields" festgenommen. ©APA/BARBARA GINDL (Symbolbild)
Wie am Freitag bekanntgegeben wurde, ist bereits im Juli ein Mann aus Niederösterreich wegen Anlagebetrug mit "Juicy Fields" festgenommen worden.
WKStA-Ermittlungen wegen Millionenbetrugs

Der festgenommene Mann aus Niederösterreich soll im Anlagebetrugsfall "Juicy Fields" den Hauptvertrieb im deutschsprachigen Raum inne gehabt haben. Die Tätergruppe hatte eine professionell aufgebaute Werbekampagne bestritten, um so viele Opfer wie möglich zu lukrieren. Die Anlegerinnen und Anleger wurden auf Messen beworben und regelmäßig per Newsletter informiert.

Österreich: 5.500 Geschädigte durch Anlagebetrug mit "Juicy Fields"

In Wahrheit wurden die Gelder der Anleger zum überwiegenden Teil nie investiert. In Österreich gehen die Ermittler von 5.500 Geschädigten mit einem mutmaßlichen Gesamtschadensbetrag in der Höhe von 19 Millionen Euro aus. Weltweit könnte sich die Schadenssumme laut Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) auf 400 Millionen Euro belaufen. Die Tätergruppe war neben Österreich vor allem in Deutschland, Spanien und Frankreich aktiv.

Vorwurf des schweren Betrugs gegen Mann aus Niederösterreich

Gegen den Niederösterreicher wird nun wegen des Verdachts des gewerbsmäßig schweren Betruges ermittelt. Mehr Details - wie etwa das Alter oder den Beruf des Mannes - wollte das BK aus kriminaltaktischen Gründen nicht bekannt geben. Er dürfte jedoch einer der Haupttäter sein, soll das Schneeballsystem am Laufen gehalten haben, sagte ein Ermittler aus der Steiermark, der bei dem Pressegespräch anonym bleiben wollte. Die Ermittlungen haben nämlich in Leibnitz begonnen, nachdem die Website des Cannabis-Crowdfunding-Projekts "Juicy Fields" im Jahr 2022 plötzlich offline gegangen ist.

Bruchteil von Investorengelder auf Konto in Zypern sichergestellt

Im März 2020 starteten die Betrüger mit einer hochprofessionellen Website in mehreren Sprachen und einer "aggressiven Werbekampagne" in sozialen Netzwerken, wie der leitende Ermittler erläuterte. Auf Hanfmessen mietete die Tätergruppe sogar große Stände, um mit ihren Opfern in Kontakt zu treten. Angemietete Lamborghini mit dem Logo der Website, die im großen Stil und lauter Musik in die Messehalle fuhren, sollten laut dem steirischen Kriminalisten demonstrieren, dass hier viel Geld zu machen sei. Auch in nächtelange Partys mit teuren DJs und in Werbung auf Lieferwagen sollen die Betrüger investiert haben. Es seien "unvorstellbare Dimensionen in das Marketing" gelaufen.

Den Anlegerinnen und Anleger, die aus allen Gesellschaftsschichten und Altersgruppen kamen, wurde vorgegaukelt, in das Anpflanzen und Verkaufen von medizinischem Cannabis zu investieren, sagte Manuel Scherscher, stellvertretender Direktor des BK und Leiter der Abteilung Wirtschaftskriminalität. Das Geld, das daraus lukriert wurde - die Täter versprachen hohe Gewinne -, sollte dann in Form von Renditen ausbezahlt werden. "Bei dem Versprechen war in Wahrheit nichts dahinter." Zwar wurde in kleinere Plantagen investiert, aber die fungierten nur als Vorzeigeprojekte, um den Investoren ein seriöses Handeln vorzugaukeln. Sogar Werbereisen zu diesen Plantagen wurden arrangiert. Auch über Mundpropaganda hat sich das vermeintliche Investitionsprojekt recht schnell herumgesprochen.

Am 14. Juli 2022 wurde die Website von "Juicy Fields" plötzlich vom Netz genommen. Zunächst machte sich unter den Anlegern noch keine Panik breit, weil man zunächst an ein technisches Problem dachte. Jedoch als die Investoren längere Zeit nicht mehr auf die Seite und somit auf ihre Konten mit ihren vermeintlichen Investitionen zugreifen konnten, wurden die ersten Anzeigen erstattet. "Plötzlich sahen wir uns mit einer Anzeigenflut aus ganz Österreich konfrontiert", sagte der steirische Ermittler. Die ersten zwei Opfer meldeten sich bei der Polizei in Leibnitz und sprachen von einem Schaden in der Höhe von 100.000 Euro.

Anstatt in die behaupteten Projekte zu investieren, hätten die Beschuldigten den Verbleib der Investorengelder verschleiert und das Geld zur Finanzierung des eigenen Lebensstils verwendet. Die Ermittler gehen davon aus, dass das sogenannte "Ponzi-System" - eine Art Schneeballsystem, benannt nach dem US-Betrüger Charles Ponzi - geplatzt war und sich die Betrüger aus dem Staub machen wollten und deshalb die Website stilllegten. Auf einem zypriotischen Konto wurden noch Gelder sichergestellt, allerdings sei das ein Bruchteil von jenem, das die Opfer eingezahlt hatten. Laut dem steirischen Ermittler soll es sich um einen niedrigen Millionenbetrag handeln. Aber dort stießen die Ermittler auf die Namen von österreichischen Opfern, die sich bisher noch gar nicht gemeldet hatten.

Die österreichischen Behörden, die eng mit den internationalen Kollegen zusammenarbeiten, wollen nun auch an die Hintermänner - fünf bis sechs Personen werden vermutet - herankommen. Bisher habe es in der Causa nur eine Festnahme in Österreich gegeben. Der verdächtige Niederösterreicher befindet sich bereits wieder auf freiem Fuß. Er wurde gegen gelindere Mittel aus der Haft entlassen. Es wird vermutet, dass er selbst zunächst an ein lukratives Geschäft geglaubt hatte, aber dann auf den Betrug draufgekommen ist und dennoch weitergemacht hat.

"Die Täter verkaufen etwas, was es nicht gibt", sagte Scherscher. Von 488.949 im Jahr 2022 getätigten Anzeigen in Österreich betrafen 60.190 Cyberkriminalität. "Und das ist nur das Hellfeld, die Dunkelziffer liegt um einiges höher." Cybercrime-Ermittler im BK bekämpfen nicht nur die Kriminalität, sondern wollen auch Modi Operandi früh erkennen, um der Präventionsarbeit eine Grundlage zu bieten. 1.500 Präventionsbeamte sind in den österreichischen Landeskriminalämtern und den Polizeiinspektionen tätig, sagte Bernhard Schafrath, Leiter der Kriminalprävention im BK. Er rät, vor allem dann skeptisch zu sein, wenn eine Investition "zu gut ist, um wahr zu sein".

Eine ähnliche Vorgehensweise von Anlagebetrug betrifft die "EXW Gruppe" in Kärnten mit 40.000 Opfern und 14 Millionen Euro Schaden. Konkret sollen die Beschuldigten mehrere Unternehmen samt Bankverbindungen und Kryptowallets gegründet haben. Sie sollen den Anlegern hohe Renditen über Immobilienprojekte, den Handel mit Kryptowährungen und eine eigens geschaffene Kryptowährung namens "EXW-Token" versprochen haben. Anstatt in die behaupteten Projekte zu investieren, hätten die Beschuldigten die Investorengelder jedoch ebenfalls von einem Konto aufs nächste überwiesen, um den Verbleib zu verschleiern. Außerdem hätten sie ein Pyramidensystem geschaffen, über das neue Kunden angeworben worden seien.

In dieser Sache kommt demnächst ein Großverfahren auf das Landesgericht Klagenfurt zu: Acht Personen wurden angeklagt, die Anklage ist bereits rechtswirksam, sagte Gerichtssprecher Christian Liebhauser-Karl am Freitag auf APA-Anfrage. Die Anklageschrift umfasst 300 Seiten, so Liebhauser-Karl: "Allein der Teil, in dem die einzelnen Tathandlungen aufgelistet werden, ist 168 Seiten stark." Beantragt sind knapp 200 Zeugen. Einen Termin für das Großverfahren gab es vorerst nicht.

(APA/Red)

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