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„Jeder Mensch verdient immer wieder eine Chance“

Theresa Bahro ist seit zwei Jahren Sozialarbeiterin im Kaplan Bonetti Haus. Ihr Ressort ist in der Beratungsstelle.
Theresa Bahro ist seit zwei Jahren Sozialarbeiterin im Kaplan Bonetti Haus. Ihr Ressort ist in der Beratungsstelle. ©Edith Hämmerle
Menschen aus der Heimat: Theresa Bahro ist seit zwei Jahren Sozialarbeiterin. Die 25-Jährige erzählt aus ihrem Berufsalltag.

Dornbirn. Eigentlich war es für sie nie ein Thema, einen Beruf außerhalb des sozialen Bereichs zu ergreifen. „Die soziale Ader liegt schon in der Familie“, lacht die junge Sozialarbeiterin, die aus Ludesch stammt, und ergänzt: „Meine Mama ist Lehrerin, mein Papa Heilpädagoge.“ Somit waren die beruflichen Weichen für Theresa Bahro schon früh gestellt. Gleich nach der Matura nahm sie für ein Jahr eine Stelle in Liechtenstein im Heilpädagogischen Zentrum an. „Das ist das Richtige für mich“, war ihr Bauchgefühl gleich im Nachhinein. Dieses Bauchgefühl führte sie weiter nach Dornbirn zu einem dreijährigen Studienlehrgang an der Fachhochschule. Neben der Theorie sollte die Praxis nicht fehlen. Für ihr Berufspraktikum hat sie sich im Kaplan Bonetti Haus beworben, und dieses nach vier Monaten in Vollzeit abgeschlossen. „Dort bin ich dann auch hängen geblieben“, meint die Oberländerin mit einem Strahlen im Gesicht, denn der Job, den sie nun seit zwei Jahren ausübt, ist für sie spannend und abwechslungsreich.

Große Herausforderung

Ob dieser Job nicht auch eine große Herausforderung ist? Diese Frage kann sie mit einem vollen Ja beantworten. Gerade die Herausforderung mache den Job spannend und mit allen Facetten menschlich. Hinter jedem Menschen, der hier wohnt oder der zu uns kommt, steht eine Geschichte. Oft ist es eine Krankheit, eine Trennung vom Partner, die in manchen Fällen zu scheinbar unüberwindbaren Hürden werden. Dieses Riesengebirge, das vor einem steht, hat mitunter auch einen Arbeitsplatz- oder Wohnverlust zur Folge. Es ist wie ein Rattenschwanz, der hierherführt, weiß die 25-Jährige, die ihr Ressort in der Beratungsstelle hat. Wenn auch ihre Berufspraxis, so wie sie selbst, sehr jung ist, weiß sie eines mit Bestimmtheit: „Niemand ist davor gefeit“, es könne jeden treffen. „Und noch etwas“, sagt sie, nicht jeder habe das Glück in einer behüteten Kindheit aufwachsen zu können. Die Gründe sind also sehr unterschiedlich und meist multifaktoriell. „Es sind weniger Frauen in unserem Haus, weil die weibliche Wohnungslosigkeit verdeckter ist als die männliche. Frauen tendieren eher dazu in Abhängigkeitsbeziehungen zu gehen oder zu bleiben, um so der Wohnungslosigkeit zu entkommen oder nutzen private Ressourcen“, begründet Theresa Bahro.
Doch das Haus sei immer gut belegt. Im vergangenen Jahr gab es allein 152 Notübernachtungen. Für viele ist es das letzte Auffangnetz. „Arbeit gibt dem Leben eine Struktur und fördert den Selbstwert“, erwähnt die Sozialarbeiterin die verschiedenen Arbeitsprojekte, die bereits seit 30 Jahren, doch örtlich vom Haus getrennt, zur Verfügung stehen. Es gebe auch Menschen, die ganz regulär einer Erwerbsarbeit nachgehen, das Einkommen aber trotzdem nicht ausreichend ist. Die Gruppe nennt man „Working Poor“, führt sie weiter aus und außerdem werde ein Beschäftigungsprogramm auf Taschengeldbasis angeboten.

Menschenwürdiges Zuhause

Dass jeder Mensch ein Recht auf ein menschenwürdiges Zuhause hat, dass niemand auf der Straße leben muss, war damals der Grundgedanke von Kaplan Emil Bonetti, dessen soziales Werk eine gute Fortsetzung fand. Und jedes Mal, wenn ein Mensch den Weg zurück in die Arbeitswelt, in die Eigenständigkeit findet, ist es für die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter im Kaplan Bonetti Haus ein Zeichen, dass ihr soziales Engagement Früchte trägt, will Theresa Bahro damit ausdrücken, was an diesem Job das Besondere ist. Und dass jeder Mensch immer wieder eine Chance zu einem Neuanfang verdient, hat sie bereits zu ihrer Lebensphilosophie erklärt. EH

Zur Person:
Theresa Bahro, BA
Wohnort: Ludesch
Alter: 25 Jahre
Familie: verh.
Beruf: Sozialarbeiterin im Kaplan Bonetti Haus
Hobbys: Zeit in der Natur verbringen, Freunde treffen, Familie
Lebensmotto: „Jeder Mensch verdient immer wieder eine Chance.“

 

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