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"Jeder Meistertitel ist etwas Besonderes"

Der Bregenzer Handballer Matthias Günther hat nicht nur sportlich eine außergewöhnliche Karriere - noch nicht ganz - hinter sich. Aufsehen erregte der 34-jährige auch mit seinem Comeback im Spitzensport nach einer Hüftoperation, bei dem ihm eine Prothese eingesetzt wurde.

Wie geht’s der Hüfte zwei Jahre nach der Operation, bei der eine Prothese eingesetzt wurde?

Derzeit bin ich in der Hüfte schmerzfrei. Bei starken Belastungen, wie etwa bei der Europameisterschaft spüre ich schon leichte Schmerzen. Die sind aber nicht vergleichbar mit den Schmerzen, die ich vor der Operation hatte.

Gibt’s eine Bewegungseinschränkung durch die Hüftprothese?

Nein, ich bin noch auf nichts gestoßen, was ich nicht machen könnte.

Wie haben Sie sich nach der OP wieder fit gemacht?

Ich wurde in der „Klinik im Zentrum“ in St. Gallen von Dr. Pierre Hofer behandelt. Schon im Krankenhaus wurde mit der Therapie begonnen. Der Arzt hat die Therapie dann begleitet. Begonnen habe ich mit Kraftaufbau begonnen. Nach drei Monaten war die Heilung so weit fortgeschritten, dass ich mit dem Handballtraining begonnen habe. Vom Arzt habe ich regelmäßig einen Trainingsplan bekommen, den ich dann in Eigenregie durchgeführt habe.

Wie lange wird Ihre Karriere noch dauern?

Ich habe vor Saisonbeginn einen Vertrag unterschrieben für ein Jahr, mit Option auf ein weiteres Jahr, wenn gesundheitlich weiterhin alles passt.

Als Kreisläufer sind Sie einer größeren Verletzungsgefahr ausgesetzt?

Schwere Verletzungen gibt es am Kreis nicht, ein Cut oder ein paar blaue Flecken sind aber schon „drinnen“.

Sie sind mit Bregenz schon fünfmal Meister geworden, wie groß ist die Motivation, noch einmal einen drauf zu setzen?

Mein Bruder Gregor, der schon aufgehört hat, brachte es auf acht Meistertitel, ich habe also noch Aufholbedarf. Ich denke, dass jeder Titel etwas Besonderes ist, jeder andere Platz mit Sicherheit aber eine Enttäuschung darstellt.

Ist das „Meisterfeiern“ nicht schon langweilig geworden nach sieben Titeln in Serie?

Nein, keineswegs. Aber die ersten beiden Meisterfeiern waren schon einmalige Erlebnisse. Nach Saisonschluss muss aber eigentlich immer eine Feier her, die Strapazen, die man das ganze Jahr auf sich nimmt, wir müssen Dampf ablassen, das ist gut so.

Wie schätzen Sie die Mannschaft im Vergleich zum letzten Jahr?

Durch den Abgang von Roland Schlinger haben wir auf der linken Aufbauseite an Qualität verloren. Markus Wagesreiter ersetzt ihn aber schon ganz gut. In der Deckung sind wir besser geworden, im Angriff fehlte auch Gernot Watzl, in den letzten Spielen hat er gezeigt, wie wichtig er für uns ist.

Sie sind derzeit noch an der Schulter verletzt, wann ist ein Comeback geplant?

Ich werde noch ein bis zwei Monate fehlen, das Ziel ist ein Einsatz im Europacup.

Ihr spielt im Europacup gegen Madeira, wie groß sind die Chancen auf den Einzug in die vierte Runde?

Die Insel Madeira ist mit sehr wohl bekannt, über die Mannschaft aus Portugal wissen wir allerdings noch fast nichts. Vor zwei Jahren haben wir in der CL-Qualifikation gegen Benfica Lissabon gewonnen, das lässt den Rückschluss zu, dass Madeira auch in unserer Reichweite liegt.

Als Jugendlicher waren im Judosport aktiv, was hat den Schwenk zum Handball ausgelöst?

Damals gab es Probleme mit dem Judoclub Bregenz, warum es genau gegangen ist, weiß ich heute noch nicht. Zwischen meinem Vater und der Vereinsleitung gab es Differenzen, dann habe ich mich um einen anderen Sport umgeschaut.

Wer hat Sie dann zum Handball gebracht?

Ich bin mit Schulkollegen zur Handball-Neigungsgruppe am BG Blumenstraße gegangen, ich habe dann Freude am Handball gefunden.

Wie lässt sich der Beruf beim Versicherungsmakler Thomas Hackspiel (Dr. Hackspiel & Partner), wo in der Schadensbearbeitung tätig sind und der Handballsport auf höchstem Niveau verbinden?

Ich bin seit mehr als einem Jähr zu 80 % angestellt, das war schon eine Umstellung. Das hat eine gewisse Müdigkeit mit sich gebracht, vor allem nach dem Training war ich ziemlich schlapp. Jetzt habe ich mich daran gewöhnt, es gibt keine Probleme mehr. Ich kann jedem Sportler empfehlen, neben seiner sportlichen Ausrichtung sich weiter zu bilden. Wichtig ist dabei nicht nur das zweite Standbein, sondern auch die geistige Beweglichkeit, die einem Sportler sicher weiter hilft.

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