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Jeden Tag aufs Neue erschüttert

Seit sechs Jahren engagiert sich das Frastanzer Ärzte-Ehepaar Bruno und Marlene Renner für den Aufbau von Gesundheitsstationen in Äthiopien.
Seit sechs Jahren engagiert sich das Frastanzer Ärzte-Ehepaar Bruno und Marlene Renner für den Aufbau von Gesundheitsstationen in Äthiopien. ©Caritas Vorarlberg
Seit sechs Jahren engagiert sich das Frastanzer Ärzte-Ehepaar Bruno und Marlene Renner für den Aufbau von Gesundheitsstationen in Äthiopien. Die Situation vor Ort macht sie auch nach so langer Zeit immer wieder betroffen.
Ärzte-Ehepaar Bruno und Marlene Renner

Aber auch hoffnungsvoll, weil ihre Arbeit Früchte trägt. Die Probleme vor Ort aufzuzählen, würden jeden Rahmen sprengen. So erzählt der Mediziner Bruno Renner beispielsweise von nur 163 Gynäkologen in einem Land mit über 80 Millionen Menschen. Dass dabei medizinische Versorgungsstationen für schwangere und entbindende Frauen Not tun, versteht sich von selbst. Zwölf Missionsstationen in der Diözese Awassa profitieren dabei von einer besonderen „Patenschaft“ aus Vorarlberg. Bruno und Marlene Renner bringen nicht nur ihre fachliche Kompetenz ein, um die medizinische Basisversorgung für die Bevölkerung zu verbessern. „Durch Spenden war und ist es möglich, acht Stationen in den vergangenen Jahren um- und teilweise neu zu bauen,  zwei werden heuer fertig, zwei weitere stehen für das kommende Jahr noch auf dem Programm“, erzählt Marlene Renner.

 

Das bedeutet, dass die Krankenstationen nach diesen Maßnahmen so weit ausgestattet sind, dass eine gute medizinische Versorgung ermöglicht wird. Als weiterer Schwerpunkt werden regelmäßige Fortbildungen für das medizinische Personal der Ambulanzen, in Zusammenarbeit mit äthiopischen Ärzten und Laboranten,  durchgeführt und finanziert. „Das Problem ist, dass wir unsere MitarbeiterInnen für Labor und Krankenpflege gut ausbilden, diese aber in staatliche Einrichtungen abwandern“, berichten Marlene und Bruno Renner, dass auf Grund des finanziell engen Korsetts der Missionsstationen finanzielle „Zuckerl“ einfach nicht geboten werden können. Wir versuchen hier zurzeit eine Lösung zu finden.

 

In den größeren Stationen werden täglich rund 120 bis 150 PatientInnen behandelt – und dies von  zwei diplomierten Krankenschwestern, vier PflegerInnen und Laboranten. In all diesen Stationen, die sich in entlegenen Gebieten befinden, arbeiten keine Ärzte. In Äthiopien herrscht generell großer Ärztemangel. „Es gibt beispielsweise mehr äthiopische Ärzte in Städten wie London oder New York, als in Äthiopien selbst“, bedauert Bruno Renner. Der Grund ist, dass den Ärzten großteils so wenig bezahlt werden kann, dass diese ihre Familien nicht erhalten können.

 

Die am meisten auftretenden Krankheitsbilder sind Tuberkulose, Malaria und Magen-Darm-Erkrankungen, Infektionen, Diabetes in großer Zahl bei Kindern und Jugendlichen, sowie Unterernährung. Meist nehmen die PatientInnen erst in weit fortgeschrittenem Stadium der Krankheit medizinische Hilfe in Anspruch. Der Grund dafür sind die langen und beschwerlichen Wege zu den Ambulanzen. Die Patienten müssen oft stundenlang von Angehörigen auf Tragen vom Wohnort zu den Missionsstationen gebracht werden.

 

Immer an die Ordensmissionen angebunden ist eine gewisse Infrastruktur mit Schule, Kindergarten und Lehrwerkstätten. Da viele der Krankheiten durch mangelnde Hygiene hervorgerufen werden, und durch einfache Maßnahmen wie beispielsweise das Abkochen des Wassers verhindert werden könnten, muss ein Umdenken in der Bevölkerung stattfinden. „Dieses geht nur über die Kinder“, Marlene Renner ist überzeugt, dass Bildung der Schlüssel für eine bessere Zukunft für die Menschen vor Ort ist.

 

Kehrt nach so vielen Äthiopien-Aufenthalten eine gewisse Routine ein oder berührt das Schicksal der Menschen immer wieder aufs Neue? „Es macht immer wieder betroffen und erschüttert, besonders, wenn es um Kinder geht“, bestätigen Marlene und Bruno Renner. „Und dennoch sehen wir, dass man helfen kann, in dem die Menschen geschult werden und wir ihnen bescheidene Budgets zur Verfügung stellen.“ Es wurde ein Fond für jede Station eingerichtet, der es ermöglicht Patienten, die über keine finanziellen Mittel für einen Krankenhausaufenthalt verfügen, behandeln zu lassen. So kostet beispielsweise der lebensrettende Krankenhausaufenthalt für ein unterernährtes Kind rund 30 Euro. Sehr stark unterstützt werden die „Renner´s“ auch von der Pfarre Frastanz und der Frastanzer Bevölkerung, vielen Freunden und Bekannten sowie Firmen, mit denen sie zu unserer aktiven Zeit in der Arztpraxis zusammengearbeitet haben. „Es tut gut, diesen Rückenwind zu spüren.“ Seit Anfang August ist Bruno Renner neuerlich in Äthiopien, um den Bau einer Geburtenstation mit angeschlossenem Kinderkrankenhaus zu koordinieren. Begleitet wird er von Architekt Erich Steinmayr, der die Planung dieses für Äthiopien völlig neuen Projektes ehrenamtlich durchführt.

 

Ein Beitrag von Caritas Vorarlberg/Auslandshilfe/Elke Kager.

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